Essen/München. Bereits im Spätherbst legen viele Motorradfahrer ihr Hobby auf Eis. Für die Maschinen bedeutet das: monatelanger Stillstand bis zur nächsten Saison. Die Winterpause kann Bikes arg zusetzen, wenn sie nicht nach allen Regeln der Kunst eingemottet werden.
Sie fahren Motorrad? Hand aufs Herz: Wann haben Sie ihre Maschine zuletzt geputzt? Nicht mal eben an der Tankstelle flott abgespritzt. Sondern so richtig, bis in die hintersten Winkel von Motor und Rahmen? Motten Biker ihr Zweirad am Ende der Saison ein, kommen sie um eine gründliche Reinigung nach der letzten Ausfahrt des Jahres nicht herum: «Das ist das Wichtigste, damit das Motorrad die Wintermonate unbeschadet übersteht», betont Achim Kuschefski vom Institut für Zweiradsicherheit (ifz).
Die große Putzaktion beginnt bei stark verschmutzten Fahrzeugen schon am Vortag: Sind Teile der Kunststoffverkleidung mit hartnäckig anhaftenden Fliegenresten gesprenkelt, empfiehlt der ADAC, betroffene Stellen mit nassen Tüchern und einem sanften Spülmittel über Nacht einzuweichen und vorsichtig abzuwischen. Für die Komplettwäsche müssen sich Motorradhalter eine Waschbox suchen - auf der Straße, der Garageneinfahrt oder im Garten ist die Fahrzeugwäsche verboten.
Vorsicht bei Hochdruckreinigern
Bei der Vorwäsche mit einem Hochdruckreiniger mahnt der Club zu äußerster Vorsicht: Das Motorrad höchstens aus großer Distanz sanft absprühen, sonst kann Wasser in elektronische Bauteile oder Lager eindringen und sie beschädigen. Den Strahl auf keinen Fall direkt auf Radnaben, Schwinge, Lenkkopflager, Hebel, Kühler, Reifen oder Kette richten. Sicherer und obendrein gründlicher sei es, die Maschine von Hand mit einem Schwamm oder einer weichen Bürste zu reinigen und für die Vorwäsche die Schaumbürste am Waschplatz zu nutzen.
Auch interessant
Achim Kuschefski sieht das genauso. «Bei der Handwäsche fällt auch am ehesten auf, wenn irgendwo eine Schraube fehlt oder ein Teil defekt oder verschlissen ist», nennt er einen weiteren Vorteil. Um besser mit dem Schwamm in schwer zugängliche Ecken zu gelangen, rät er, die Verkleidungsteile abzubauen - «aber nur, wenn jemand handwerklich ausreichend begabt ist».
Nach Waschgang gründlich abledern
Kommen beim Großreinemachen spezielle Motorradreinigungsmittel zum Einsatz, machen Biker nach der Ankunft am Waschplatz am besten erst einmal Pause, damit die Maschine abkühlen kann. Wer die Reiniger auf heiße Motor- oder Auspuffteile aufsprüht, der riskiert, dass sie sich einbrennen und dauerhaft Flecken hinterlassen, warnt der ADAC. Dasselbe drohe bei der Verwendung solcher Mittel in praller Sonne.
Auf den Waschgang folgt das Abledern. «Dabei sehr gründlich sein», betont Kuschefski. Bleibt in Ritzen und Vertiefungen Feuchtigkeit zurück, setze die Maschine viel schneller Rost an, als wenn alles schön trocken ist. Schwer erreichbare Stellen sollten möglichst mit Druckluft ausgeblasen werden. «Zusätzlichen Korrosionsschutz bietet die Konservierung aller Metallteile mit Multifunktionsöl. Aber aufpassen, dass beim Aufsprühen nichts davon auf die Bremsen und Reifen kommt.» Bei Motorrädern, die in einer trockenen und gut belüfteten Garage überwintern, sei diese Extrabehandlung nicht notwendig.
Einmal volltanken, bitte
Zurück vom Waschplatz, gibt es noch ein paar weitere Handgriffe zu tun. Die Experten von ADAC und ifz empfehlen, die Starterbatterie auszubauen, aufzuladen, an einem trockenen und kühlen, aber frostsicheren Ort zu lagern und gelegentlich nachzuladen. Spezielle Erhaltungsladegeräte erledigen das automatisch.
Auch interessant
Damit Blechtanks innen keinen Rost ansetzen, sollten sie bis zur Oberkannte mit Sprit aufgefüllt werden. «Das geht am besten mit einem Kanister», sagt Kuschefski. Tanks aus Kunststoff sollten dagegen nach der letzten Tour möglichst leer sein, da sich über den Winter Kraftstoffbestandteile durch die Tankwand verflüchtigen können.
Aufbocken oder Aufpumpen
Die Maschine aufzubocken, entlastet während der mehrmonatigen Standzeit die Reifen. Dafür gibt es Spezialständer. Eine stabile Getränkekiste, die unter dem Motor platziert wird, tut es notfalls auch. Ansonsten sollten Kradfahrer zumindest den Reifendruck erhöhen - laut Kuschefski um etwa 0,3 bar -, damit die Gummis bis zum nächsten Frühjahr heile bleiben. Denn sie können sich regelrecht kaputtstehen.
Nicht jeder hat die Möglichkeit, sein Motorrad in einer Garage unterzustellen. Wenigstens sollte es aber mit einer atmungsaktiven Plane aus dem Fachhandel vor Wind und Wetter geschützt werden. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft erinnert daran, dass der Diebstahl- oder Brandschutz einer Kfz-Kaskoversicherung bei Bikes mit Saisonkennzeichen in der Winterpause nur besteht, wenn sie in einem «befriedeten Bereich» stehen, also zum Beispiel in einer Garage oder einem Hof mit Tor. Die Straße vor dem Haus ist ohnehin tabu: Solange ein Fahrzeug durch die Saisonbeschränkung abgemeldet ist, darf es nicht auf öffentlichem Grund parken. (dpa)