Hamburg. Woran man Restaurants erkennt, die wirklich noch frisch kochen. Und warum es ideal ist, sein Essen selbst zur Arbeit mitzubringen.
Viele Berufstätige stehen vor der Herausforderung, wo sie mittags schnell etwas zu essen herbekommen. Viele versorgen sich der Einfachheit halber mit Convenience-Nahrung aus dem nahe gelegenen Supermarkt oder mit Fast Food vom Imbiss oder Schnellrestaurant.
Auch wer Zeit und Geld hat, ins Restaurant zu gehen, bekommt nicht unbedingt immer gesundes Essen, sagt der Ernährungsmediziner Dr. Matthias Riedl. Worauf man in einem Lokal achten muss und wie man erkennt, ob wirklich frisch gekocht wird, das verrät der Ernährungs-Doc in der neuen Podcast-Folge „Dr. Matthias Riedl. So geht gesunde Ernährung. Er gibt außerdem Tipps, wie man sich unterwegs selbst versorgen kann.
Ernährungs-Doc: So gestaltet man seine Mittagspause gesünder
Riedl verweist auf die bessere Esskultur in anderen europäischen Ländern: „Wenn ich mir beim Franzosen die Karte angucke – der hat ein Tagesmenü, das ist frisch. Natürlich hat er eine ganz kleine Karte mit drei, vier, fünf, sechs Gerichten. Wenn ich in Deutschland zum Griechen oder zum Chinesen gehe, dann werde ich konfrontiert mit 120 Gerichten.“
Bei einem so großen Angebot auf der Karte bestehe schnell der Verdacht, dass Fertigprodukte verwendet werden. „Solche Massen an Essen, die kriege ich ja nur hin, wenn ich sie tatsächlich aus der Tüte hole, aufreiße und warm mache. Solche Speisekarten machen mich immer ganz skeptisch.“
Man müsse sich die servierten Gerichte dann genau angucken: „Wirkt das frisch oder ist das vielleicht aus der Dose, war das eingefroren? Ist das einheitlich geschnitten?“ Das deute immer sehr auf Fabrikware hin. „Und man kann natürlich auch fragen, ob es wirklich frisch gekocht ist. Dazu würde ich auch immer raten“, sagt der ärztliche Direktor des Medicums Hamburg.
Problematisch: In Fertiggerichten sind viele Zusatzstoffe enthalten
Das Problem bei Fertiggerichten sei die Menge an enthaltenen Zusatzstoffen, Farbstoffen, Aromen und Chemikalien, „die für uns nicht gut sind“, sagt Riedl. „Die Studienlage ist da ganz klar – wenn man das täglich macht, dann erhöht es unser Herz-Kreislauf-Sterblichkeitsrisiko.“
Eine neue Studie aus China belege zudem einen direkten Zusammenhang zwischen diesen hoch verarbeiteten Gerichten und Angst wie auch Depression. „Wenn ich regelmäßig frittierte Pommes esse, habe ich auch ein höheres Depressionsrisiko.“ Jeder vierte Deutsche leide im Laufe seines Lebens an irgendeiner psychischen Störung. „Richtig glücklich wird man mit solchem Essen dann nicht – von der Auswirkung auf die Darmflora ganz abgesehen“, sagt der Ernährungsmediziner, Internist und Diabetologe.
Riedl kritisiert: Selbst in guten Restaurants werden Fertigprodukte benutzt
Auch in sogenannten guten Häusern werde bereits auf Convenience zurückgegriffen, sagt Riedl. Er rät dazu, beim Kellner nachzufragen und so Druck auf Gastronomen auszuüben, wirklich frische Zutaten zu verarbeiten. „Wenn wir nicht wertschätzen, dass echte Köche echt kochen, dann wird das verschwinden.“ Er fordert die Gäste auf, mit den Restaurants im Gespräch zu bleiben, „denn die lernen auch daraus“. Riedl fügt hinzu: „Wir brauchen uns sonst hinterher nicht zu beschweren, wenn die gesamte Restaurantszene eingegangen ist, beziehungsweise nur noch Tüten aufreißt, denn dann sind wir auch ein bisschen selber schuld.“
Doch viele Berufstätige gehen mittags gar nicht in ein Restaurant, sondern versorgen sich häufig mit ungesundem Fast Food. Riedl rät, sich stattdessen lieber selbst etwas mitzubringen, beispielsweise einen Salat mit selbst gemachtem Dressing (in einem kleinen Becher), anstatt fertig abgepackte Salate mit Fertigsaucen im Supermarkt zu kaufen.
Riedl empfiehlt, frittierte Gerichte im Restaurant lieber zu meiden
„Auch Hülsenfrüchte sind ideal. Die meisten Hülsenfrüchte-Gerichte lassen sich toll zu Hause vorbereiten. Die sind dann bei der Arbeit schnell aufgewärmt oder man nimmt sich das in einem Wärmetopf mit.“ Das sei beispielsweise für Mitarbeiter im Außendienst ideal.
Von regelmäßigen Besuchen in Schnellimbissen rät der Ernährungsmediziner entschieden ab. Auch von belegten Brötchen solle man die Finger lassen, sagt der Ernährungs-Doc. „Ich kaufe sie nicht, ich habe sie noch nie gern gegessen, es sind in den allermeisten Fällen wirklich schlechte Backwaren.“ Dazu werde meist auch keine hochwertige, sondern mit Phosphaten belastete Wurst verwendet.
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Ernährungs-Doc: Bei Burgern kommt es auf die Qualität an
Ob Restaurant oder Schnellimbiss – von frittierten Speisen sollte man ebenfalls die Finger lassen, sagt Riedl. Das Fett werde hoch erhitzt und wegen des wirtschaftlichen Drucks zudem oft nicht rasch genug ausgetauscht. „Sobald ich etwas hoch erhitze, sterben sekundäre Pflanzenstoffe, wird Omega-3-Fett komplett ruiniert. Wenn ich beispielsweise Fisch esse, hat das einen positiven Effekt auf unsere Gesundheit, habe ich den Fisch in der Bulette einmal hoch frittiert, ist dieser Effekt weg, dann ist es nur noch Eiweiß mit schlechtem Fett.“
Burger seien nicht grundsätzlich schlecht, sagt der Ernährungs-Doc, aber es komme auf die Qualität an – etwa beim Fleisch. Und immerhin sei ein wenig Salat dabei. „Es kommt auf den Einzelfall an, aber es gibt Schlimmeres. Vegetarische Burger-Patties, für die Gemüse zerkleinert und zusammenpresst werde – ohne Einsatz von Chemie und Kleister – seien okay. „Ist das aber einer von der Lebensmittelindustrie, dann ist das schlecht, weil da habe ich dann nur das Eiweiß, Kleister, Salz und alles Mögliche. Davon würde ich die Finger lassen.“
Riedl: Asiatische und mediterrane Küche sind empfehlenswert
Im Zweifel sollte man auch da nachfragen. „Tatsächlich kann es sogar so sein, dass ein verganer Burger-Patty, der aus der Industrie kommt, mit all den Chemikalien, für uns am Ende schlechter ist als ein reiner Rindfleisch-Patty.“ Das Brot bei Burgern sei allerdings nicht günstig: „Es gibt ja immer mehr Restaurants, die machen dann mal so einen Portobello-Pilz da drauf. Das ist der richtige Weg. Der Burger von der klassischen Kettensystemgastronomie ist einfach nur schlecht für uns, den sollte man tatsächlich nicht essen.“ Allerdings speise bereits ein Prozent der Weltbevölkerung täglich bei solchen Unternehmen. Tendenz steigend, sagt der Ernährungs-Doc.
Traditionell asiatisches Essen zählt Riedl aber, genau wie mediterranes Essen, zu den wirklich empfehlenswerten Küchen. Da könne man beherzt zugreifen. „Gerade im Wok ist es ja auch schnell zubereitet, und Wokgemüse eignet sich toll für die schnelle Küche.“
Rezept: Tomatensalat mit weißen Bohnen (vegan)
Für 2 Personen, 15 Minuten Zubereitung, Nährwert pro Portion: ca. 285 kcal, 12 g EW, 16 g F, 23 g KH.
Zutaten: 240 g weiße Bohnen (aus dem Glas), 500 g Rispentomaten, rote Zwiebel, 1 Bund Basilikum, 2 EL Olivenöl, 2 EL Aceto balsamico bianco, Salz, bunter Pfeffer (frisch gemahlen), 2 EL Kürbiskerne
Zubereitung:
1. Die Bohnen in einem Sieb abbrausen und gut abtropfen lassen. Die Tomaten waschen und je nach Größe halbieren oder vierteln, dabei die Stielansätze entfernen. Die Zwiebel schälen, halbieren und in feine Scheiben schneiden.
2. Die Tomaten und die Zwiebel in eine Salatschüssel geben. Das Basilikum waschen, trocken tupfen, die Blätter abzupfen und grob hacken, mit den weißen Bohnen zu Tomaten und Zwiebel geben.
3. Für das Dressing Öl, Essig, Salz und Pfeffer in einer kleinen Schüssel gründlich verrühren. Das Dressing über die Salatzutaten geben und unterheben. Zum Servieren den Salat auf dem Teller verteilen und mit den Kürbiskernen bestreuen.