Essen. Im Winter sollen Heizungen möglichst sparsam laufen. Zu geringe Temperaturen können jedoch Wohnung und Gesundheit schaden. Diese Tipps helfen.

Im Sommer fällt es leicht, im Winter wird es zur Überwindung: das Herunterregeln der Heizung. Die Empfehlungen des Bundeswirtschaftsministers Robert Habeck dazu sind seit Monaten bekannt. „Wer Energie spart, schützt das Klima, stärkt das Land und schont den Geldbeutel“, sagte der Minister. Vor der kalten Jahreszeit machen sich bei manchen Menschen jedoch Sorgen breit: Welche Temperaturen kann die eigene Wohnung und Gesundheit überhaupt vertragen?

Bei der Aufklärung hilft Thomas Wollstein, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI e.V.). „Wenn ein Heizungssystem gar nicht betrieben wird und gefriert, geht es kaputt“, sagt er. Es könnten zum Beispiel Leitungen platzen, ähnlich wie bei einer Glasflasche, in der sich gefrorenes Wasser ausdehnt. Wollstein redet hier aber vom Extremfall. Dass ein Heizsystem in einem belebten Haushalt überhaupt nicht betrieben wird, ist nahezu ausgeschlossen. Ein komplettes Herunterfahren ist also keine Option.

VDI-Experte warnt vor Schäden bei zu kalten Raumtemperaturen

Wer die Temperatur wiederum zu niedrig einstellt, riskiert Schimmel in der Wohnung. Das passiere vor allem in kalten Ecken, erklärt Wollstein, dort sammle sich die Feuchtigkeit. „So ein Schaden kann übel und gesundheitsschädlich sein.“ In Räumen, die wenig genutzt werden, empfiehlt der Ingenieur daher eine Absenktemperatur von nicht unter 15 Grad. Bei Zimmern, die regelmäßig genutzt werden, seien 17 bis 18 Grad ratsam.

Diese Werte gelten, wenn die Bewohner für ein paar Stunden außer Haus sind. Wollstein betont aber: Bei viel Feuchte im Raum oder in schlecht durchlüfteten Bereichen kann es auch bei diesen Temperaturen zur Schimmelbildung kommen. Der Bautyp spielt ebenfalls eine Rolle.

Wollstein: „Machen Sie die Heizung aus und lüften Sie ein paar Minuten kräftig“

Wenig Sinn ergibt laut Experte eine Art „Intervall-Heizen“. Sprich: Die Heizung wird nur aufgedreht, wenn sich eine Person im Raum befindet und in den Zwischenzeiten wird gar nicht geheizt. Die Wände würden dann auskühlen, das sorgt auf Dauer für Unwohlsein.

Wichtiger sei regelmäßiges Lüften. „Machen Sie die Heizung aus und lüften Sie ein paar Minuten kräftig, sogenanntes Stoßlüften, danach können Sie die Heizung wieder aufdrehen“, sagt Wollstein. „Die Wärmeverluste beschränken sich dann auf das Unvermeidbare.“

Umweltbundesamt empfiehlt im Wohnbereich möglichst nicht mehr als 20 Grad

Ähnliche Tipps kommen vom Umweltbundesamt. Es sei wirksamer, mehrmals täglich die Fenster ganz zu öffnen und fünf Minuten durchzulüften, als sie dauerhaft gekippt zu lassen. Es gilt der Grundsatz: Je kühler die Zimmertemperatur, desto öfter muss gelüftet werden, um Schimmel durch Feuchtigkeit zu vermeiden. Allein in einem Vierpersonenhaushalt werden täglich etwa zwölf Liter Flüssigkeit an die Luft abgegeben.

Laut der Behörde sollte die Raumtemperatur im Wohnbereich möglichst nicht mehr als 20 Grad betragen. „Jedes Grad weniger spart Heizenergie“, heißt es auf der Website des Bundesamts. Außerhalb des Wohnbereichs gelten andere Richtwerte: In der Küche sind 18 Grad ratsam, im Schlafzimmer reichen 17 Grad.

WHO-Empfehlung: 18 Grad gelten als „sichere und ausgewogene Innentemperatur“

Bei ihren Empfehlungen zu den Absenktemperaturen liegen Wollstein und die Behörde eng beieinander. Sind Menschen mehrere Stunden außer Haus, sollte die Raumtemperatur auf etwa 18 Grad abgesenkt werden – so das Umweltamt. Wer länger unterwegs ist, kann weiter am Regler drehen. Bei einigen Tagen Abwesenheit sollte das Thermostat auf 15 Grad, bei längerer Abwesenheit noch etwas niedriger eingestellt werden. Während der Nachtstunden darf die Raumtemperatur in Wohn- und Arbeitsräumen sogar um fünf Grad gesenkt werden.

Menschen müssen beim Heizen aber nicht nur auf ihre Wände, sondern auch auf ihre Gesundheit achten. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt mindestens 18 Grad für Länder in gemäßigten oder kälteren Klimazonen. Dabei handle es sich um eine „sichere und ausgewogene Innentemperatur“, um die Gesundheit der Bevölkerung während der kalten Jahreszeit zu schützen. Für gefährdete Gruppen wie Senioren, Kinder und Menschen mit chronischen Krankheiten könnten jedoch einige Grad mehr erforderlich sein.