Bochum. Insektenstiche können schmerzhaft sein, jucken und Allergien auslösen. Was dagegen hilft und ab wann ein Arzt aufgesucht werden muss, erklären wir hier.

Die Haut juckt, ist geschwollen und rot. Insektenstiche können unangenehm sein – einige mehr als andere. Doch manche Menschen reagieren allergisch auf Insektengift. Was kann man selbst gegen die Symptome tun und wann sollte ein Arzt aufgesucht werden?

Das sind die Symptome

Normalerweise reagiere der Körper nach einem Stich mit Juckreiz, Schmerzen und einer leichten, örtlichen Schwellung, sagt Privatdozent Dr. Heinrich Dickel, leitender Arzt der Allergologie im St. Josef-Hospital in Bochum. Die Schwellung sei dabei stecknadelkopf- bis linsengroß.

Jeder Mensch reagiere anders auf einen Insektenstich. "Auch das eigene Empfinden ist sehr unterschiedlich", so Dickel. Ein Stich einer kleineren Mücke könne schwerwiegendere Folgen auslösen als ein Stich einer Wespe. Auch wenn die Versuchung groß ist, empfiehlt er dringend: "Nicht kratzen."

Lebensbedrohliche Reaktionen sind selten

Denn dabei könnten Bakterien in die Stichwunde eindringen. In selteneren Fällen könnte es dann zu einer Entzündung kommen. Die Hautpartie um den Stich sei dann gerötet und erhitzt. Es könne sich auch ein roter Streifen im Verlauf der Lymphwege bilden, der empfindlich auf Druck reagiert.

In seltenen Fällen können nach einem Insektenstich lebensbedrohliche Reaktionen wie Luftnot, ausgeprägte Herz-/Kreislauf-Reaktionen bis hin zum Herz-Kreislaufstillstand auftreten. In solchen Fällen sollte sofort der Notarzt gerufen werden.

Wann zum Arzt

Bei besonders schweren Reaktionen wie Luftnot oder Herz-/Kreislaufbeschwerden sollte sofort der Notarzt gerufen werden. Dieser behandle dann mit hochdosierten Kortison-Präparaten und Anthistaminika, Je nach Kreislaufbeschwerden sei auch Adrenalin notwendig. In schweren Fällen müsse der Patient auf der Intensivstation behandelt und überwacht werden, sagt der Allergologe.

 "Bei einer lokalen, normalen Insektenstichreaktion kann der Betroffene selbst behandeln", so Dickel. Zum Beispiel mit Kühlung, juckreizstillenden Salben oder juckreizstillenden Tabletten (Antihistaminika). Diese seien teilweise rezeptfrei in der Apotheke erhältlich.

Bei einer Entzündung müsse eine ärztliche Behandlung erfolgen und die betroffene Körperpartie ruhig gestellt werden. Notwendig seien dann Antibiotika. "Feuchte und kühlende Umschläge tun gut", so der Allergologe.

Allergische Reaktionen bei Insektengiftallergie

"Bei geschätzt bis zu 5% der Bevölkerung treten nach einem Insektenstich allergische Symptome auf," so Dickel. Die Dunkelziffer sei hoch. Bei einer Insektengiftallergie reagiere der Körper schon kurz nach dem Stich.

Zu den Symptomen bei allergischen Reaktionen gehören z.B. Rötungen von mehr als zehn Zentimeter Durchmesser, die über 24 Stunden anhalten, erklärt Dickel. Auch Nesselsucht, Schwellungen, Luftnot oder Kreislaufbeschwerden wie eine erhöhte Herzfrequenz oder Blutdruckabfall seien denkbar.

Tritt eins dieser Symptome auf, sollte ein allergologisch tätiger Arzt aufgesucht werden, rät Dickel. Je nach Ausprägung der allergischen Reaktion wird dann mit lokal wirkenden Kortison-Salben oder anderen Kortison- oder Antihistaminika-Präparaten (Tabletten, Infusionen) behandelt.

Allergiker sollten Notfallset dabei haben

Mithilfe von verschiedenen Untersuchungen könne eine Insektengiftallergie festgestellt und schließlich behandelt werden, etwa mit einer Immuntherapie (Hyposensibilisierung).

Wenn eine Insektengiftallergie bekannt ist, sollte der Betroffene immer ein Notfallset dabei haben, rät Dickel. Darin enthalten sind ein Antihistaminikum und Kortison, jeweils in flüssiger Form zum Trinken, sowie zwei "Fertigspritzen" mit Adrenalin.

Stiche sind nicht sicher unterscheidbar

Wespen, Bienen, Hornissen und Hummeln stechen mit einem Stachel zu. Stechmücken und Bremsen bohren ihren Rüssel in die Haut und übertragen so Insektengift und Speichel.

Bei Stichen von Stechmücken oder Bremsen entstünden leichtere Lokalreaktionen als bei Wespen-, Bienen-, Hornissen- oder Hummelstichen, sagt Dickel. Jedoch könnten die Stiche an sich klinisch nicht sicher unterschieden werden. Ein Rückschluss auf das Insekt, das gestochen hat, sei also nicht möglich.