Essen/Hamburg. Frauen müssen für Kosmetik-Produkte oft mehr als Männer zahlen. Obwohl die Produkte sich fast gleichen, zahlen Frauen manchmal den doppelten Preis.

Frauen müssen für Kosmetik-Produkte und Dienstleistungen häufig deutlich mehr zahlen als Männer. Das ist das Ergebnis einer Studie der Verbraucherzentrale Hamburg. Obwohl die Produkte sich manchmal nur in Farbe oder Form unterschieden, zahlen Frauen teilweise doppelt so viel wie Männer.

"Von den Ergebnissen der Studie waren wir teilweise sehr überrascht", sagt Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg. Man habe zwar erwartet, dass einige Produkte für Frauen teurer seien, aber "mit Aufschlägen von zum Teil 100 Prozent haben wir nicht gerechnet." Er ist sich sicher: "Die Hersteller nutzen aus, dass Frauen bereit sind, mehr Geld auszugeben."

Produkte unterscheiden sich teilweise nur in Form und Farbe

Viele Preisunterschiede lassen sich nur schwer rechtfertigen. So zahlen Frauen für Rasierklingen der Marke Wilkinson 40 Prozent mehr als Männer - dabei ähneln sich die Klingen sogar in ihrer Form, lediglich die Inhaltsstoffe der Gleitstreifen unterscheiden sich. "Wir konnten teilweise außer der Farbe keinen Unterschied bei den Produkten feststellen", sagt Valet.

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Sogar bei Rasierschaum müssen Frauen trotz fast identischer Inhaltsstoffe laut der Studie oft mehr zahlen. So kostet ein vergleichbares Rasiergel der Marke "Isana" bei der Drogerie-Kette Rossmann für Frauen fast ein Viertel mehr als für Männer.

Drogerie-Kette Rossmann: "Das ist alles Quatsch"

"Das ist Quatsch", sagt Stephan-Thomas Klose, von der Drogerie-Kette Rossmann. "Gender Pricing, also die gezielte Benachteiligung von Frauen bei Produktpreisen, gibt es bei uns nicht." Bei Rossmann würden ohnehin fast ausschließlich Frauen einkaufen: "80 Prozent unserer Kunden sind Frauen. Männer finden bei uns als Kunden kaum statt."

Auch Nivea wehrt sich gegen die Kritik der Verbraucherzentrale. Die beiden von der Verbraucherzentrale getesteten Produkte, die Q10 Tagespflege für Männer und für Frauen, seien sich zwar ähnlich, hätten aber eine identische unverbindliche Preisempfehlung. "Zu welchen Preisen die Produkte tatsächlich angeboten werden, liegt jedoch in der freien Preisgestaltung des Handels", sagt eine Sprecherin des Nivea-Mutterkonzerns Beiersdorf.

Auch Friseure nehmen bei Frauen mehr

Die Unterschiede erklärt er mit Preisschwankungen: "Natürlich senken wir hier und dort mal den Preis, auch von Männerprodukten. Dadurch wollen wir den Umsatz ankurbeln." Und wenn zufällig genau dann eine Stichprobe gemacht werde, sei das Männerprodukte vielleicht auch mal günstiger. "Im übrigen", sagt Klose, "steht es allen Frauen frei, die vergleichbaren Männerprodukte zu kaufen."

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Doch nicht nur große Hersteller werden von der Verbraucherzentrale kritisiert. Auch kleine Läden, wie etwa Friseure nehmen von Frauen mehr. "Friseure rechtfertigen das oft damit, dass ein Frauenhaarschnitt aufwändiger sei", erklärt Valet. Im fehle aber das Verständnis, wenn auch Frauen mit Kurzhaarschnitt mehr zahlen müssen. "Anstatt Tarife für Männer - oder Frauenhaarschnitte anzubieten, sollten Friseure besser nach der Haarlänge unterschieden."

In der Reinigung kostete eine einfache Bluse sogar bis zu 80 Prozent mehr als Hemden für Männer. Angeblich ist die Reinigung von Blusen deutlich aufwändiger. Zu den wenigen Positivbeispielen gehört Kleidung. Hier zahlen manchmal sogar die Männer drauf.