Essen. Die kanadische Rock-Band Nickelback geht 2024 auf Tour. Gitarrist Ryan Peake verrät, welche Idee sich hinter dem Sound „Get Rollin’“ versteckt.
Es war 2001 als Chad Kroeger – damals noch mit schulterlangen, lockigen Haaren – über eine zerbrochene Beziehung sang. „How You Remind Me“ verhalf der kanadischen Band Nickelback zum internationalen Durchbruch. Seit dem Hit haben Kroeger & Co. acht Alben auf den Markt gebracht – und alle schafften es in vielen Länder in die Top-Ten. So auch der neuste Streich „Get Rollin’“ (2022). Live präsentieren Nickelback die Platte 2024 auf einer Tour, die das Quartett auch nach Köln führt. Die Tickets dafür gehen heute in den Vorverkauf. Kirsten Gnoth sprach mit Gitarrist Ryan Peake darüber, welche Kindheitserinnerung die Platte weckt und welche Songs auf seinem Mixtape landen würden.
„Get Rollin“ ist das erste Album seit fünf Jahren. Wieso haben Sie so lange gewartet?
Ryan Peake: Stimmt, es ist die längste Zeit, die wir zwischen zwei Alben gewartet haben. Wir haben „Feed the Machine“ 2017 veröffentlicht und haben bis 2019 damit getourt. Tja, und dann mussten wir erstmal mit der Pandemie fertig werden – so wie jeder andere auch. In der Zeit hatten wir nicht den Kopf dafür, ins Studio zu gehen. Wir wollten uns auch nicht ins Studio zwingen, weil sich das nicht gut angefühlt hätte. Außerdem hatte jeder von uns noch ein bisschen mit seinen eigenen Angelegenheiten zu tun. Es soll definitiv nicht so aussehen, als wären wir faul (lacht). Wir haben auf den richtigen Moment gewartet und plötzlich war er da.
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Waren Sie im Studio dann ein bisschen nervös?
Es war schon eine kleine Herausforderung. Vieles geht mittlerweile, ohne das man zusammen im Studio ist. Aber das ist nicht das Gleiche. Wenn man merkt, wie die Energie fließt und man kreativ zusammen etwas erschafft, fühlt sich das fantastisch an.
Stimmt es, dass Sie einige unfertige Songs für das Album aus der Schublade geholt haben?
Es ist weniger eine Schublade, mehr ein Tresorraum – so nennt es Chad zumindest immer (lacht). Dieser Tresorraum ist allerdings kein richtiger Raum, sondern eine Festplatte. Und auf der gibt es kleine Schnipsel und Ideen, die wir irgendwann mal darauf gepackt haben, weil wir sie mochten. Aber zu dem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, wie es mit dem Schnipsel weiter gehen soll. Und manche dieser Ideen haben wir nun wieder entdeckt und plötzlich hat alles Sinn gemacht. So lange die Themen nicht veraltet sind, lässt sich vieles frisch aufarbeiten.
Bei welchem Song war das der Fall?
Bei „Does Heaven Even Know You’re Missing?“. Chad hat den Song schon seit dem Album „Dark Horse“ (2008). Seitdem hat es nie auf eines unserer Alben gepasst. Wir haben das Lied aber nie weggeworfen und daran festgehalten – bis jetzt. Ähnlich war es mit einigen anderen Songs, an denen Chad über drei bis vier Jahre gearbeitet hat. „Those Days und „Tidal Wave“ kamen hingegen wie aus dem Nichts und an denen habe ich auch mitgeschrieben.
Lassen Sie uns über „Those Days“ sprechen. Es ist ein Song über vergangene Tage und Jugend. Wie war es für Sie, in einer kleinen Stadt in Kanada in den 70er und 80ern aufzuwachsen?
Wie viel Zeit haben Sie mitgebracht?
Eine Menge. Legen Sie los.
„Those Days“ ist für mich ein 80er- Song – pure Nostalgie. Ich habe mir mit Freunden zusammen Filme ausgeliehen. Eigentlich eine banale Sache, aber wir kamen in der kleinen Stadt nicht so einfach da dran. Wenn es soweit war, sind wir alle zusammengekommen und haben uns den Film angesehen. Es war ein richtiges Event. Kennen Sie Stranger Things?
Ja.
Die Kinder erinnern mich total an meine eigene Jugend. Mein Leben war wirklich wie das in Stranger Things. Natürlich ohne den ganzen Kram mit den bösen Dämonen (lacht). Damals konnten wir außerdem noch keine Playlisten zusammenstellen und mit anderen teilen. Man hat Mixtapes gemacht, um seine Gefühle auszudrücken.
Wenn Sie heute für jemanden ein Mixtape machen würde, was wäre drauf?
Oh, meine Mixtapes waren immer eine gemischte Tüte. Lustigerweise habe ich früher übrigens immer Mixtapes für meine Freundin gemacht und die ist heute meine Frau. Ich wollte ihr früher immer zeigen, wie sehr ich Musik liebe und habe ganz verschiedene Sachen draufgepackt. „Thin Red Line“ zum Beispiel von der Band Glass Tiger, die waren ganz groß in Kanada. Ach nein, Moment, der Song war auf ihrem Mixtape für mich – oh, das habe ich geliebt. Ich hingegen habe sie mit Songs von Sting zu Tode gelangweilt (lacht). Wenn ich heute ein Tape machen würde, wäre da auch wieder Sting drauf – wahrscheinlich fünf oder sechs Lieder – ich bin einfach ein großer Fan. Neben Sting würde vermutlich auch „Kindergarten“ von Faith No More landen. Ach, es war so schön – Mixtapes waren immer ein Stück von einem selbst und das hat man mit Freunden geteilt.
Bleiben wir in der Vergangenheit. Welche Poster hingen über Ihrem Bett?
In dem kleinen Ort, in dem ich aufgewachsen bin, ist man nicht so einfach an Poster gekommen. Wir hatten nur die kleinen Poster, die es in Magazinen gab. Ich hatte natürlich eines von The Police. Und ziemlich viel Metal – Anthrax, Megadeth, Metallica. Es waren die Zeiten, in denen sich mein Gitarrenspiel geformt hat und in denen habe ich einfach auch viel Metal gespielt.
Kommen wir wieder zum Album „Get Rollin’“. Das Cover ist recht Nickelback-untypisch. Wie kam es dazu?
Chad und ich hatten die Idee, mal was ganz anderes zu machen und haben uns die Bälle zugespielt. So ging das eine Woche lang und irgendwann kamen wir auf den Van mit einer Doppelachse. Das Album hat für uns eine gewisse Unbeschwertheit und das sollte auch das Cover rüberbringen. Es fühlt sich an wie das richtige Album für einen Van-Trip mit Freunden durch Kalifornien, die Rocky Mountains oder den Schwarzwald – ganz wie man möchte.
Ticketpreise und Infos:
- „Get Rollin’ World Tour: 30.5.24, 20 Uhr, Lanxess Arena, Köln
- Tickets ab ca. 90 € gibt es hier.
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