Oberhausen. Die Death-Metaller Amon Amarth veröffentlichen am Freitag ihr zwölftes Album „The Great Heathen Army“. Ein Arena-Konzert in Oberhausen steht an.

Eigentlich kaum zu glauben: Seine Karriere verdankt Johan Hegg dem Silvester-Gassenhauer „The Final Countdown“ von Europe. So saß der 49-Jährige anno 1992 mit einigen Mitgliedern der Death-Metaller Scum in einer Bar, als der Song aus den Lautsprechern erklang und grölte den Refrain lautstark mit. Allerdings nicht in der schrillen Tonlage von Joey Tempest, sondern böse grollend. Die Scum-Musiker suchten gerade ohnehin einen neuen Frontmann – und waren beeindruckt.

30 Jahre später gehören Amon Amarth, wie sich die Gruppe seither nennt, zu den populärsten Metalbands der Welt. Die vergangenen zwei Studioalben kletterten in Deutschland auf Chartplatz eins, für das 2016er-Werk „Jomsviking“ heimsten die Schweden gar eine Goldene Schallplatte ein. Die hängt bei Hegg übrigens im Hausflur, wenngleich er im Gespräch zugibt, dass „das nichts ist, an das ich jeden Tag denke. So wichtig ist das dann doch nicht. Aber es ist cool, eine zu haben. Alle wirklich großen Metalbands haben ja welche.“ Vielleicht kommt ja bald noch eine dazu. Am Freitag erscheint mit „The Great Heathen Army“ das zwölfte Studioalbum. Zeit zum Songs schreiben und aufnehmen hatte das Quintett diesmal genügend. Denn der letzte Auftritt vor Fans liegt lange zurück

Das letzte Konzert von Amon Amarth war im März 2020

Am 14. März 2020 spielten Amon Amarth in Mexiko. „Wir waren beim „Hell & Heaven“-Festival und bekamen danach die Mitteilung, dass alle weiteren Shows gecancelt wurden und wir schnell nach Hause reisen müssten. Und ich war schwer erkältet. Ich saß also stundenlang im Flieger von Mexiko nach Schweden und habe mir den Allerwertesten abgehustet, das kam bei allen anderen Passagieren natürlich super an“, erinnert sich Hegg, fügt aber an: „Wahrscheinlich war es kein Corona, weil sich keiner in der Band und Crew ansteckte.“ Seitdem verbrachten die fünf Mitglieder ihre Zeit vor allem zuhause und im Studio. „Wir haben seitdem nicht mehr live gespielt, waren eigentlich für ein Open-Air-Festival 2021 gebucht, aber das wurde letztlich ebenfalls abgesagt“, sagt Hegg.

Nach fast 30 Jahren kam ihm die Zwangspause allerdings gar nicht mal so ungelegen, wie er zugibt: „Ich wollte schon immer mal eine längere Zeit entspannen und die Batterien aufladen. Amon Amarth ist eine Band, die dauernd schreibt, aufnimmt, tourt, dann wieder schreibt, aufnimmt, tourt und immer so weiter. Ich hätte mir nur gewünscht, dass diese Pause unter anderen Umständen geschieht.“

Single „Get In The Ring“ mit Wrestling-Bezug

Mit frischer Energie startet Anfang September eine Europa-Tournee mit den Freunden von Machine Head, die am 30.9. in Oberhausen stoppt. Sehr wahrscheinlich Teil des Programms wird das Stück „Get In The Ring“ sein, das als Einlaufmusik bei Matches des Profi-Wrestlers Erick Redbeard fungiert. Der ist großer Fan und wünschte sich von seiner Lieblingsband einen Song.

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„Wir bekamen eines Tages mit, dass Erick ein Match in einem Shirt von uns bestritt. Auf der „Jomsviking“-Tour trafen wir ihn 2018 zufällig in Costa Rica am Flughafen. Er fragte uns dann, ob wir nicht einen Song für ihn schreiben könnten, den er als Einlaufmusik nutzen würde.“ Die Band stimmte zu, unter der Bedingung, dass so ein Song auch auf einem Album erscheinen und dort in den Kontext passen müsse. Wird er nun, und ist zugleich die erste Single. Beim dazugehörigen Clip, gedreht im polnischen Breslau, zeigt Erick Redbeard dann auch direkt mal eine Kostprobe seines Könnens.

Das Albumcover zu „The Great Heathen Army“.
Das Albumcover zu „The Great Heathen Army“. © Handout | Handout

Das Drumherum erinnert allerdings an ein typisches Amon-Amarth-Video, von der Wikinger-Thematik, die seit 1992 sämtliche Platten und Cover- wie T-Shirt-Motive der Band durchzieht, wollten die Schweden dann doch nicht zu weit abrücken. Die oft von Journalisten und Fans genutzte Beschreibung „Viking Metal“ mag Hegg allerdings nicht: „Viking Metal ist ein seltsamer Begriff, eine faule Art, um Musik zu beschreiben. Wenn es nur nach Texten geht, haben selbst Led Zeppelin und Black Sabbath schon Viking Metal gespielt. Für mich spielen wir Death Metal mit Heavy-Metal-Einflüssen.“ Wäre das also geklärt.

Neuer Song mit Saxon

Da passt die Zusammenarbeit mit den Heavy-Metal-Urgesteinen Saxon beim neuen, passend betitelten Song „Saxons And Vikings“ doch gut ins Bild. Unterhaltsamer Gag: Im Song liefern sich Johan Hegg und sein Pendant Biff Byford einen Beleidigungs-Schlagabtausch mit Wörtern in altnordischer Sprache beziehungsweise im für Saxon typischen nordenglischem Dialekt. Hegg hat einen Liebling: „Ich habe einfach mal ein paar Wörter nachgeschlagen, die passten. Was für mich heraussticht, ist ‘bacraut’ – das bedeutet quasi Arschloch.“

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Mehr Liebe als Beleidigungen haben Amon Amarth natürlich für ihre treuen deutschen Fans übrig. Hierzulande tourte die Band immer schon gern, mit einem breiten Grinsen erinnert sich Johan Hegg an die erste Konzertreise 1998, die die Schweden unter anderem in die Essener Zeche Carl führte: „Diese Tour war wild. Wir waren zwei Wochen lang eigentlich durchgehend betrunken. Die Show in der Zeche Carl war noch eine der größeren auf der Tour, harte Zeiten. Fünf Bands auf kleinen Bühnen und zusammen in noch kleineren Backstages, wir haben da echt Lehrgeld bezahlt. Aber es hat sehr viel Spaß gemacht.“ Dürfte es im September wieder – dann aber in den großen Hallen.

Amon Amarth und Machine Head live: 30.9. Oberhausen (Rudolf Weber-Arena), Karten ab ca. 58 €.