Bochum. HammerFall haben ein neues Album herausgebracht. Bis die Metaller „Hammer Of Dawn“ in Bochum live vorstellen, wird es aber noch bis 2023 dauern.
Oscar Dronjak lebt seit dem 1. Februar wieder das Leben, nach dem sich auch hierzulande viele sehnen. Zu Monatsbeginn hob die schwedische Regierung sämtliche Schutzmaßnahmen zur Ausbreitung des Corona-Virus auf. Ganz glücklich ist der Gitarrist der Band HammerFall mit der Entscheidung allerdings nicht: „Es fühlt sich seltsam an, weil immer noch viele Leute sterben und ich das Gefühl habe, dass wir diejenigen, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können, opfern. Was diejenigen angeht, die sich einfach so nicht impfen lassen wollen: Scheiß auf die!“
So dürfen Dronjak und seine vier Mitstreiter bald aber endlich wieder das tun, was sie in den vergangenen zwei Jahren am allermeisten vermissten. Im Mai startet die Tournee zum gestern veröffentlichten Album „Hammer Of Dawn“, nach dem Auftakt in England stehen Festivals und weitere Konzerte in anderen Teilen Europas an. „Es tut weh, dass es nun ziemlich genau zwei Jahre sind, die wir nicht mehr auf der Bühne standen. Immerhin konnten wir die Tour im Februar 2020 noch zu Ende spielen, da hatten wir im Gegensatz zu vielen anderen Bands echt Glück“, blickt das einzig verbliebene Gründungsmitglied zurück.
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Keine Experimente
Die neue Platte liefert auf zehn Songs wieder genau das, was Fans von HammerFall gewohnt sind: Klassischen Heavy Metal im Stile der 80er-Jahre, gehalten in einem modernen Sound- und Produktionsgewand. Etwas anderes braucht nach Aussage Dronjaks ohnehin niemand erwarten: „Ich habe kein Interesse an Experimenten. Wir wissen, wofür wir stehen. Als HammerFall geboren wurde, hatte ich schon eine klare Idee von unserem Sound. Da sollte es keine Industrial-Elemente geben, keine Growls, wie bei den anderen populären Metalbands in den 90ern. HammerFall ist klassischer Heavy Metal, unser Sänger Joacim sah das immer genauso. Deswegen hatten wir auch nie eine Identitätskrise.“
„Hammer Of Dawn“ ist die Platte in nun 29 Jahren Bandhistorie, an der die Göteborger am längsten werkelten. Der fast vierjährige Prozess tat der LP aber gut: „Mit dem Songwriting für das Album habe ich bereits 2018 begonnen. Ich wollte aus diesem Schreiben-Produzieren-Touren-Modus raus, das war früher immer sehr stressig. Stattdessen habe ich immer dann geschrieben, wenn ich mich gerade inspiriert fühlte. Der Opener „Brotherhood“ war schon fertig, bevor wir das Vorgängeralbum „Dominion“ produzierten.“
Hervor sticht definitiv das Titelstück: „Hammer Of Dawn“ überrascht mit einem treibenden, höchst tanzbaren Rhythmus. Spaß und Spielfreude wollte die Band auch im Video festhalten und drehte im über die Grenzen Schwedens hinaus bekannten „Liseberg“-Vergnügungspark. Für die Band wurde ein Traum wahr: „Dieser Park steht hier in Göteborg seit über 70 Jahren, wir wollten da immer schon mal was machen. Und im Herbst, als wir das erste Video zum Album drehen wollten, gibt es dort immer ein Halloween-Special. Die Deko nutzten wir dann und drehten zwischen 23 und 6 Uhr in der Nacht, als der Park geschlossen war. Das war schon gruselig, zu der Tageszeit in der Kulisse rumzulaufen, als niemand mehr da war, aber auch sehr cool.“
Erster Auslandsauftritt war in Deutschland auf dem Wacken-Festival
Mehrere Tausend Leute dürften allerdings bei der Tour vor Ort sein, die HammerFall in mehreren Abschnitten zwischen Mai 2022 und Mai 2023 gemeinsam mit den Hamburger Genre-Pionieren Helloween absolvieren. Die Schweden und klassischer deutscher Metal – das passte schon immer, wie Oscar Dronjak erklärt: „Beeinflusst und beeindruckt wurden und waren wir vor allem von Accept und Stormwitch. Deutsche Bands fanden einen besonderen Weg, Heavy Metal zu spielen. Als wir 1997 bei Wacken auftraten, unsere erste Show außerhalb Schwedens, begrüßte Joacim die Fans sogar mit den Worten ‚Seid Ihr bereit für wahren deutschen Metal?‘.“
So puristisch die Musik von HammerFall auf nun zwölf Studioalben blieb, über die mittlerweile recht diverse Entwicklung der Metal-Szene in den vergangenen drei Jahrzehnten mag der Gitarrist nur positiv reden: „Heute ist Metal größer und vielschichtiger denn je. Schau alleine mal, wie viele verschiedene Bands bei Wacken spielen. Da sind Grindcore-Acts neben Gruppen wie Beast in Black, die Heavy Metal mit Italo-Disco und Eurodance kombinieren. Und alle finden ihr Publikum.“
Ein runder Geburtstag steht an
Ein Ausflug nach Wacken steht dieses Jahr nicht im HammerFall-Kalender, deutsche Fans müssen sich für ein Live-Erlebnis bis September gedulden. Das für die Region geplante Konzert in Bochum wurde allerdings auf Mai kommenden Jahres verschoben. So können Fans und Musiker dann immerhin gemeinsam den 30. Geburtstag der Band feiern. Laut Oscar Dronjak scheint sonst auch nichts zum Jubiläum geplant zu sein: „Vielleicht kommt da noch was. Aber erstmal wollen wir endlich wieder live spielen, unser neues Album präsentieren. Das ist das Allerwichtigste.“
HammerFall live mit Helloween auf „United Forces“-Tour: 5.5.23 Bochum (RuhrCongress), Karten ca. 60 €.