Düsseldorf. Iggy Pop kommt nach Düsseldorf. Wieso er jüngst den schwedischen König traf und wer die junge Gitarristin an seiner Seite ist.

Er hat Probleme mit der Schulter, der Hüfte und den Knien. Seit einem Bühnenunfall, bei dem er von einem Verstärker stürzte, ist seine Wirbelsäule verkrümmt. Und seine Beinlängendifferenz beträgt mittlerweile rund vier Zentimeter (was die Boulevardpresse übrigens schon vor Jahren genüsslich mit Paparazzo-Fotos seiner maßangefertigten Crocs dokumentierte). Kurz: Iggy Pop ist körperlich nicht mehr im Bestzustand.

Tour durch 17 Länder

Doch ficht den „Godfather of Punk“ das an? Setzt Iggy sich deshalb zur Ruhe? Mitnichten: 2022 gibt der Erfinder des Stage­divens noch einmal richtig Gas. Seit Anfang Mai tourt James Newell Osterberg bereits durch Europa, stand schon in Frankreich, Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland, Estland und Litauen auf der Bühne. Zehn weitere europäische Länder stehen bis August noch auf dem Plan – darunter auch Deutschland, das er ab dem 20.6. von Hamburg aus bereist (mit einem Abstecher ins niederländische Utrecht). Am Freitag, 24.6., hat NRW dann Gelegenheit, die lebende Legende in Düsseldorf live zu erleben – eine seltene, für die es sogar noch Karten gibt.

Die Pharaonen waren sein Vorbild

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Es ist nicht allzu verwunderlich, dass sich Iggy, der seinen Spitznamen seiner ersten Band Iguanas verdankt, heute mit dem einen oder anderen Gebrechen herumschlagen muss: Im vergangenen April feierte der Sohn eines Baseball-Trainers aus Michigan seinen 75. Geburtstag. Die Jahre kann man seinem Körper ansehen – denn den zeigt er auf der Bühne noch genauso wie in den 60ern, als er sich von Bildern ägyptischer Pharaonen dazu inspirieren ließ, am Mikrofon stets oberkörperfrei zu agieren. Schönheits-OPs sind Iggys Sache nicht, so viel ist sicher. Der Mann, der in einem Wohnwagenpark aufwuchs, steht zu jeder Falte und lacht dem Jugendwahn ins Gesicht.

95.000 Euro für den Punk-Pionier

Dass der einstige Frontmann der so legendären wie seinerzeit erfolglosen Stooges sich im fortgeschrittenen Alter noch auf eine solch ausgedehnte Tour begibt, dürfte mit der Wertschätzung und dem breiten Respekt zusammenhängen, die ihm vor allem zum Ende seiner Karriere endlich zuteil werden. Vor zwei Jahren erhielt Iggy Pop den Grammy für sein Lebenswerk, und jüngst zeichnete ihn gar ein echter König aus: Carl Gustaf von Schweden persönlich – nur ein Jahr älter als „The Ig“ – überreichte ihm den Polar Music Prize. Und der ist mit umgerechnet rund 95.000 Euro nicht nur potent dotiert, sondern auch äußerst prestigeträchtig – zu den früheren Preisträgern gehören u.a. Paul McCartney, Elton John, Bruce Springsteen, Metallica, Pink Floyd und Bob Dylan.

Live singt Iggy Songs allen Schaffensphasen

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Charthits wie jene hatte Iggy Pop nie – unendlich einflussreich war sein Wirken dennoch. Mit den Stooges ebnete er nicht nur Punk den Weg, sondern dem späteren Grunge gleich mit. Nach dem grandios-katastrophalen Ende der Stooges schnupperte er dank seiner Zusammenarbeit mit David Bowie kurzzeitig am Popstarruhm. Es entstanden die Alben „The Idiot“ und „Lust for Life“ – letzteres enthält Klassiker wie den Titelsong „The Passenger“.

Beide singt Iggy auch auf seiner aktuellen Tour, deren Programm die gesamte Karriere des Jubilars umfasst. Bei den bisherigen Auftritten standen auch zwei Songs – „Five Foot One“ und „Endless Sea“ – vom 79er-Album „New Values“ auf der Setlist. Iggy nahm es nach dem Ende seiner Berliner Zeit auf. Wie so oft lobten es die Kritiker, aber der kommerzielle Erfolg blieb aus.

US-Gitarristin an Iggys Seite

Auch ruhigen Songs des Ambient-Jazz-Albums „Free“ von 2019 räumt der Ur-Punk bei seinen Konzerten Raum ein. Kein Wunder, gehört zu seiner Liveband aus französischen Musikern (inkl. zweier Blechbläser) doch auch die US-Gitarristin Sarah Lip­state. Die 38-Jährige aus Alabama, die unter dem Namen Noveller experimentelle Gitarrensounds veröffentlicht, arbeitete am „Free“-Album mit und begleitet Iggy nun auf der Bühne.

Natürlich hat Sara Lipstate auch die Riffs der Rock-Monster aus Iggys Stooges-Zeiten drauf – ohne sie geht es ja auch nicht. Mit den Stooges schrieben Iggy und die Asheton-Brüder Ron und Scott einst Geschichte. Gemeinsam freuten sie sich bei der Reunion in den 2000er-Jahren über Jubel und späte Wertschätzung auf den großen Festivals. Auch in Bochum trat die Band damals auf. Ron und Scott verstarben 2009 und 2014 – seitdem sind die Stooges erneut Geschichte. Ihr unkaputtbarer Frontmann aber singt weiter Klassiker wie „I Wanna Be Your Dog“ und „Search And Destroy“ – und zwar so wie immer schon: Mit nackter Brust wie einst die Pharaonen.

Iggy Pop live: Freitag, 24.6., 20 Uhr, Mitsubishi Electric Halle, Siegburger Str. 15, Düsseldorf. Karten ab ca. 70 € gibt’s auf www.ruhrticket.de