Essen. Schockrocker Alice Cooper verbeugt sich bei seinem Album „Detroit Stories“ vor seiner Heimatstadt – ganz schön ruppig.
Die US-Metropole Detroit steht in der jüngeren Musikgeschichte für die große Vielfalt und den mannigfaltigen stilistischen Anstoß. Von hier aus nahm die Motown-Ära ihren Anfang, Punkrockvater Iggy Pop gab von Detroit aus den Ton an, aber auch die Technomusik wird seit den 1980er-Jahren mit der Autostadt im Bundesstaat Michigan in Verbindung gebracht.
Dass auch der Schockrock-Veteran Vincent Damon Furnier alias Alice Cooper hier seine ersten Meriten erwarb, dürfte den wenigsten Musikfreunden bekannt sein – was sich mit dem neuen Album des 73-Jährigen ändern dürfte. Denn „Detroit Stories“ (earmusic) ist nichts anderes als eine augenzwinkernde und spielfreudige Verbeugung vor der Heimatstadt von Alice Cooper.
Laut und ruppig sollte es zugehen
Nach dem amerikanischen „Lieschen Müller“ taufte sich um 1970 die Band um den Sänger, der später quasi als Alleinstellungsmerkmal den Namen Alice Cooper übernahm. Es war eine ziemlich düstere Gang, die der Frontmann gemeinsam mit dem Produzenten Bob Ezrin um sich scharte. Alles Leute, die genug hatten von Flower Power und Hippie-Idealen. Laut sollte es zugehen und ruppig, die Legende erzählt, dass nach erfolgreichem stundenlangen Proben aus der Psychiatrie auf der anderen Straßenseite Applaus aufbrandete. Tja.
Man sollte sich also auf einiges gefasst machen bei den 15 Liedern, die es auf das Album geschafft haben. Viele sind Rocksongs getreu dem Motto: immer feste druff, beispielsweise „Go Man Go“ oder Detroit City 2021“. Dazu gesellt sich purer Rock’n’Roll („Sister Anne“).
Die Gitarren, unter anderem besetzt mit dem legendären Wayne Kramer von der damaligen Konkurrenzband MC5, brüllen; die Rhythmusgruppe pumpt solide; und vorne am Mikrofon steht – voll im Saft – der Grusel-Recke mit der grellen Schminke, der im Privatleben übrigens längst höchst gottesfürchtig ist und auf dem Golfplatz mit Handicap 2 an den Abschlag geht.
Das Gebotene hat jetzt nicht unbedingt den hohen Anspruch, aber birgt viel krawallige Energie. Und die Jungs haben hörbar Spaß bei der Arbeit, beispielsweise bei der musikalischen gegenseitigen Neckerei „I Hate You“. Herrlich.
Ziemlich nah dran an „Mustang Sally“
Erstaunlich ist der Ausflug in den Rhythm & Blues mit Backgroundsängerinnen-Wand und Bläsersatz; da ist Alice Cooper plötzlich ganz nah an „Mustang Sally“. Und auch einen Ausflug in den ZZ-Top-lastigen Wüstenstaub-Blues erlauben sich die Herrschaften mit „Drunk And In Love“. Keineswegs ernüchternd, sondern gekonnt.