Mülheim. Am 7.+8.5. finden die Bonsai-Tage in Mülheim statt. Zuvor zeigt Hobbygärtnerin Ursula Funke, was die kleinen Bäume alles können.

Von ihrem Küchentisch aus blickt Ursula Funke in den großen Mülheimer Garten. Sanft schwappen Wellen über einen Teich, eine Biene taumelt noch etwas verschlafen am Fenster vorbei und die Bäume wiegen sich im leichten Lüftchen – nicht nur die Großen, auch die Kleinen. Schale an Schale reihen sich auf der Terrasse nämlich Bonsai aneinander.

Es ist nicht nur das Hobby der 77-Jährigen, es ist ihre Leidenschaft. Einige der zahlreichen Exemplare stellt Funke am kommenden Wochenende bei den Bonsai-Tagen in der Alten Dreherei in Mülheim aus – und lässt die Bäumchen auch in einem Schönheitswettbewerb antreten.

Anspruchsvolle Bäume

Damit sich die Bonsai stets von ihrer besten Seite zeigen, ist viel Pflege nötig. Das fängt schon bei den grundlegenden Bedürfnissen der Pflänzchen an. „Ist es ein heißer Sommer, gieße ich dreimal am Tag. Als ich noch berufstätig war, stand ich morgens um sechs das erste Mal im Garten“, erinnert sich Ursula Funke.

Nun, im Ruhestand, hat sie mehr Zeit für das Hobby, das langsam aber sicher über die Terrasse hinauswächst. „Wie viele Bonsai ich habe? Fragen Sie besser nicht“, sagt sie mit einem Lächeln. Eines weiß Funke aber noch ganz genau: Der erste Bonsai zog vor 34 Jahren bei ihr ein – eine Mädchenkiefer aus China. „Ich hatte schon immer eine Schwäche für kleine Dinge. Meinen Puppen habe ich winzige Handschuhe mit Platz für den Daumen gebastelt.“

Bonsai gehören raus

Kreativ kann die Hobbygärtnerin auch mit den Bonsai werden. Denn so ziemlich jede Pflanze lässt sich schrumpfen. „Irgendwann probiert man sich einfach an allem.“ Wie an der Cotoneaster oder auch Zwergmispel, die Ursula Funke aus den Steinfugen des Nachbargartens gepflückt hat und die nun prächtig in der hübschen Schale gedeiht.

Die hübsch blühende Satsuki Azalee in den Händen von UrsulaFunke sorgt für einen Farbklecks im Garten.
Die hübsch blühende Satsuki Azalee in den Händen von UrsulaFunke sorgt für einen Farbklecks im Garten. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

So komme immer Neues zur Sammlung dazu, jedoch verschenke sie auch immer wieder Bonsai. Die Neuzugänge kommen direkt in den Garten. Denn dort gehören sie hin. „Das sind keine Zimmerpflanzen. Es sind richtige Bäume und die müssen raus. Wenn nicht in den Garten, dann wenigstens auf den Balkon“, erklärt die Expertin. Stimmt, aber beim Anblick der Winzlinge kann die Tatsache leicht in Vergessenheit geraten. Der Ilex serrata beispielsweise passt als Bonsai perfekt auf Ursula Funkes Handfläche – ausgewachsen wird der Laubbaum jedoch gut drei Meter groß.

Damit er nicht mehr in die Höhe schießt, muss der Bonsai-Fan einige Kniffe und Tricks anwenden. Die Arbeit beginnt schon beim Sämling, also einer frisch gekeimten Jungpflanze mit zwei Blättern. Um einen Bonsai aus Ilex, Ahorn & Co. zu machen, muss das gute Stück erstmal in die namensgebende Schale – die gerade zu Anfang auch etwas größer ausfallen darf. „Der japanische Name Bonsai bedeutet nichts anderes als Baum in der Schale“, verrät Funke und erklärt weiter, „ich würde unter den Sämling einen Stein in die Erde setzen, dann breiten sich die Wurzeln aus und wachsen nicht in die Tiefe.“ So passen sie sich dem flachen Gefäß an.

Richtiger Baumschnitt ist wichtig

Wächst das zarte Pflänzchen erstmal, muss Ursula Funke nach einiger Zeit auch die Werkzeugtasche zücken. In dem dezent gestreiften Exemplar aus Stoff findet sich alles, was auch in einer Kosmetiktasche stecken könnte: Pinzetten, filigrane Scheren und Knipser.

„Beim Beschneiden achte ich natürlich darauf, dem Baum nicht zu schaden“, erklärt sie. Funke stutzt zu lange Äste, entfernt zu groß geratene Blätter und dirigiert das Bäumchen so sanft in die gewünschte Form. Bei Laubbäumen klappe das Schneiden sehr gut. Bei so manch einem anderen störrischen Exemplar behilft sich die Expertin manchmal mit Draht, um die Äste in eine bestimmte Richtung zu lenken.

Fichten sind stur

Kleines Werkzeug für kleine Bäume: Die Bonsai werden mit Baumschnitt in die richtige Form gebracht.
Kleines Werkzeug für kleine Bäume: Die Bonsai werden mit Baumschnitt in die richtige Form gebracht. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Ein nadeliger Querulant lässt sich aber auch nicht vom metallischen Richtungsweiser beeindrucken. „Fichten sind knifflig. Die springen oft wieder in ihre alte Form zurück, sobald ich den Draht entferne. Deshalb habe ich auch keine“, sagt sie und lächelt. So wie die Fichte hat jeder Baum im Miniaturformat seine Eigenheiten – gerade was die Pflege angeht. Manche mögen mehr Dünger, andere sind da eher sparsam. Einige Bäume stehen lieber im Schatten, während andere wahre Sonnenanbeter sind.

„Gerade als Anfänger ist es ratsam einen Workshop oder ein Seminar zu belegen. Das habe ich auch gemacht. Dort bekommt man einen Eindruck von der Pflege und oft gibt es den ersten Bonsai mit nach Hause. Ich mache das schon über 30 Jahre und ich weiß immer noch nicht alles. Bonsai ist ein endloses Thema.“ Erste Schritte können Neulinge bei den Bonsai-Tagen in Mülheim wagen, sich von Fachkundigen beraten lassen und durch das Angebot der Händler stöbern. Aber Vorsicht: „Es bleibt meist nicht bei einem Bonsai. Fängt man erstmal an, wird daraus schnell eine Sammelleidenschaft.“ Wer weiß. vielleicht keimt in der Alten Dreherei beim ein oder anderen die Liebe zu den kleinen Bäumen auf.

Die Infos zu der Veranstaltung

Bonsai-Tage: 7.+8.5, jeweils 10-18 Uhr, Alte Dreherei, Am Schloß Broich 50, Mülheim. Eintritt 3 €.

Bei der Ausstellung Regionalverband Bonsai NRW werden 71 Exponate gezeigt. Außerdem können Besucher Töpferei und Papierschöpfen ausprobieren. Am Samstag gibt es um 14 Uhr außerdem einen Vortrag des Experten und Buchautoren Hermann Haas. Er referiert darüber, wie man einen preiswerten Bonsai aufpeppen kann.

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