Duisburg. Das Kultmusical kommt Ende des Monats nach Duisburg. Martin Semmelrogge feiert dabei ein Comeback in der Rolle des Erzählers.

Fast 50 Jahre alt und immer noch kein bisschen spießig: 1973 feierte die „Rocky Horror Show“ Premiere. Zum weltweiten Kult wurde der schräge Spaß um den bestrapsten Dr. Frank’n’Furter dank des Kinofilms mit „Picture“-Zusatz im Titel. Regelmäßig ist die B-Movie-Hommage in Musicalform bis heute aber auch auf der Bühne zu erleben – etwa in der gefeierten Inszenierung von Regisseur Sam Buntrock, dem Schöpfer Richard O’Brien höchstselbst seinen Segen gab.

„Rocky Horror Show“ im Theater am Marientor

Obwohl seit langem regelmäßig auf Tour, mussten die Fans zuletzt fünf Jahre auf das Gastspiel warten. Im Februar war die nochmals runderneuerte Fassung von Buntrock dann in Oberhausen zu sehen. Ende April steht die nächste Runde in Duisburg an – im wiederbelebten Theater am Marientor, das zu Zeiten des großen Musicalbooms eigens für „Les Misérables“ errichtet wurde. Danach geht’s noch nach Köln und Düsseldorf.

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Konfetti statt Reis

Kultig ist so einiges an der „Rocky Horror Show“ – neben der schrägen Handlung und Songklassikern wie „Time Warp“ oder „Sweet Transvestite“ nicht zuletzt die aktive Beteiligung des Publikums. Echte Fans wissen: Bei der Hochzeitsszene wird mit Reis geworfen, wenn Brad und Janet im Gewitter ein Licht erblicken, gehen die Feuerzeuge an – und sobald Frank’n’Furter zum Toast anstößt, fliegen die Toastbrotscheiben. So war es zumindest mal, inzwischen wurden die Rituale angepasst – wer wirft heute denn noch mit Lebensmitteln?

Alle Mitmach-Requisiten im „Fanbag“

Mitte der 70er gab man noch nicht so viel um billiges Toastbrot. Zu dieser Zeit entwickelte sich der Mitmach-Kult in den kleinen US-Programmkinos, in denen der skurrile Streifen zu später Stunde gezeigt wurde. Die Partystimmung im Saal verbreitete sich bald weltweit, und inzwischen gehört sie längst auch bei den Bühnenaufführungen dazu – natürlich in angepasster Form. Statt Reis fliegt Konfetti und statt Feuerzeugen leuchten Knicklichter. Das ganze Arsenal an Mitmach-Requisiten kann man auch im Theater am Marientor vor der Show praktischerweise im „Fanbag“ für 12 Euro kaufen. Drin sind neben Konfetti und Knicklichtern etwa eine kleine Wasserpistole nebst Zeitung (für die Szene, in der sich Janet vorm Regen mit einer Zeitung schützt). Oder Gummihandschuhe, die man tüchtig schnalzen lässt, wenn Frank’n’Furter im Labor sein Unwesen treibt.

Der Erzähler wird gründlich ausgebuht

Ein Ritual, das keines Requisits, sondern lediglich kräftiger Stimmbänder bedarf, gehört ebenso unumstößlich zum amtlichen „Rock Horror“-Vergnügen: Sobald der Erzähler auf der Bühne in Erscheinung tritt, wird er vom Publikum ausgebuht. Wer in dieser Rolle dann Schlagfertigkeit beweisen darf, gehört zur spannendsten Besetzungsfrage bei Sam Buntrocks Inszenierung.

Anders als die regulären Rollen des Stücks, die überwiegend mit anglo-amerikanischen Musicaldarstellern besetzt sind, übernimmt den Erzählerpart bei Aufführungen in Deutschland stets ein hiesiger Promi. Sky du Mont konnte sich dabei in den vergangenen Jahren als Publikumsliebling profilieren. Aber auch andere wissen die traditionellen „Boring!“-Rufe des Publikums zu parieren. Hardy Krüger jr. etwa gab jüngst in München sein Debüt. Im Wechsel mit du Mont kann man ihn bald auch bei den Gastspielen in Düsseldorf und Köln erleben.

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Martin Semmelrogge mag keine Schleimer – aber das Ruhrgebiet

In Duisburg wiederum feiert Martin Semmelrogge sein Comeback als Erzähler. Er stand in dieser Rolle schon 2008 in Berlin bei der Uraufführung von Sam Buntrocks Inszenierung auf der Bühne. Selbst einst ein echtes Enfant terrible, passt Semmelrogge perfekt zur „Rocky Horror Show“. Ja, sie gehöre quasi zu seiner Sozialisation, verriet der Kult-Schauspieler. Der Konfrontation mit dem Publikum im Theater am Marientor sieht Semmelrogge gelassen und vorfreudig zugleich entgegen: „Ich mag die klare Ansprache, das Geradeheraus des Ruhrgebiets. Auf Schleimer stehe ich so gar nicht. Insofern wird es in Duisburg sicher lustig.“ Und augenzwinkernd fügt er hinzu: „Mal sehen, wer hier wen herausfordert.“

>>> Die Infos zur Tour:

Termine: 28.4.-1.5. Duisburg (Theater am Marientor), 3.-15.5. Köln (Musical Dome), 14.-26.6. Düsseldorf (Capitol Theater). Karten ab ca. 40 € auf www.ruhrticket.de. Karten für unsere Leservorstellung in Duisburg am 30.4. um 15 Uhr gibt’s nur auf www.wir-lieben-tickets.de mit 20 % Rabatt (auf den Kartengrundpreis, ohne VVK-Gebühren): ab 34,01 € statt 37,90 €. Der Vorteilscode lautet: rocky.