Bochum. Stand-up-Paddling wird immer beliebter. Noch mehr Action verspricht SUP-Polo. Wir haben den neuen Sport auf dem Kemnader See in Bochum getestet.

Etwas übermotiviert geht der junge Mann auf dem XXL-Surfbrett ins Duell um den gelben Plastikball. Dabei rauscht er mit seinem Board voll in das seiner Mitspielerin. „Fabi, pass auf! Wir sind doch in einem Team“, kann Georgina ihrem Mitspieler noch entgegenrufen. Zu spät. Nach dem Crash platscht sie ins kühle Nass des Kemnader Sees. Die einzige mit triefenden Badeklamotten wird sie nicht bleiben: Unfreiwillige Erfrischungen gehören beim SUP-Polo eben dazu.

SUP, kurz für Stand-up-Paddling, dürfte mittlerweile den meisten ein Begriff sein. Denn das Paddeln im Stehen ist zum Massenphänomen geworden. Seinen Ursprung hat Stand-up-Paddling bei Surfern in Hawaii, Mitte der 2010er Jahre kam es auch in Deutschland an. Inzwischen kann man den Wassersport auf vielen Seen und Flüssen ausprobieren – auch in der Surfschule Westufer am Kemnader See.

Stand-up-Paddling-Polo: Neuer Trendsport in den Startlöchern?

Und die hat sogar schon Variationen des Trendsports im Angebot. Nach Yoga und Hundesport auf dem Brett könnte mit SUP-Polo der nächste Trend in den Startlöchern stehen. Davon sind Georgina, Julia, Fabian und Sebastian überzeugt. Auch an diesem Spätsommertag nutzen die Surflehrerinnen und -lehrer die Pause zwischen zwei Kursen für eine Partie auf dem See..

Volle Körperspannung: Julia (r.) fängt einen Lupfer ihrer Gegnerin Georgina ab.
Volle Körperspannung: Julia (r.) fängt einen Lupfer ihrer Gegnerin Georgina ab. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Nach einem strengen Regelwerk oder gar mit Schiedsrichter spielen sie nicht. Ihnen geht es um den Spaß. Dazu zähle auf jeden Fall die Schadenfreude, wenn der Gegner im Zweikampf mal ins Wasser fällt. Und das Glücksgefühl, wenn man es schafft, den Ball mithilfe des Paddels in einem der kleinen, schwimmenden Tore unterzubringen.

Genau das gelingt Team Rot – und wie: Georgina titscht den Ball mit ihrem Paddel so auf die Wasseroberfläche, dass er er hochfliegt. Dann schlägt sie ihn wie mit einem Baseballschläger zu Fabian, der sich von seinem Board wirft und den Ball noch in der Luft trifft. Für diesen spektakulären Hechtsprung gibt es sogar Applaus von Spaziergängern, die der ungewöhnliche Mix aus Stehpaddelnund Wasserball neugierig gemacht hat.

Anstrengung und Spaß für jedes Alter

Nach knapp zwanzig Minuten voller Tore und Stürze geht es mit breitem Lächeln im Gesicht zurück zum Ufer. Anstrengend war es, findet Julia: „Ich glaube, ich brauche noch eine Abkühlung, bevor ich rausgehe.“ Die Mischung aus Schnelligkeit und Geschicklichkeit macht die Funsportart zur körperlichen Herausforderung.

Gerade für Anfänger ist es enorm schwer, mit den Füßen die Balance auf dem Board zu halten und gleichzeitig mit den Händen das Paddel zu schwingen. „Alles eine Sache der Routine“, weiß Fabian „Fabi“ Weitz, der es sich – mittlerweile zurück an der Surfschule – auf einem Palettensofa gemütlich gemacht hat, um sein nasses Shirt in der Sonne trocknen zu lassen.

Noch keine Vereine oder Wettkämpfe in der Region

Seit einigen Jahren spielt er schon SUP-Polo, bisher aber nur als Zeitvertreib. Denn Wettkämpfe und organisierte Vereinsstrukturen wie an der Ostsee gebe es in der Region nicht. Zumindest noch nicht. Trendsport-Potenzial hat das Spiel schließlich in jedem Fall, da ist Weitz sich sicher.

Denn die Boards, die lange als Luxusgut galten, seien immer erschwinglicher geworden: „Mittlerweile gibt es gute aufblasbare SUPs beim Discounter.“ Diese seien für Anfänger sowieso besser, da die Verletzungsgefahr geringer sei als bei den Hartplastik-Varianten. „Ich würde mir wünschen, dass sich der Sport hier noch weiter verbreiten würde“, sagt Fabian Weitz. Gerne würde er einmal in der Woche mit einer festen Gruppe trainieren. Unabhängig vom Alter könne man dabei eine Menge Spaß haben.

Tatsächlich scheint die Idee gerade bei den Jungen sofort gut anzukommen. „Geht sowas auch mit Brennball und Zombieball?“, fragt eines der Mädchen, das gerade auf ihren Windsurfkurs wartet. „Tolle Idee! Ich will eh noch mehr Sportarten vom Land aufs Wasser holen“, antwortet Weitz seiner Schülerin. Aber erstmal möchte er seinen Teil dazu beitragen, dass SUP-Polo auch wirklich zum Trendsport wird.