Witten/Bochum/Hattingen. Die Sportart SUP boomt. Doch am Kemnader See in Witten und Bochum sieht man die Zahl der Stehpaddler kritisch. Und verbietet es im Hafen Heveney.

Das Stand-Up-Paddling (SUP) auf der Ruhr erfährt in letzter Zeit einen enormen Aufschwung. Die Coronakrise und die Angebote einiger Discounter haben offenbar den Boom der Sportart noch einmal angeschoben. Am Kemnader Stausee beobachtet man diese Entwicklung kritisch – viele Freizeitsportler kennen weder Regeln noch Risiko. Darum ist es im Bereich des Hafens Heveney mittlerweile verboten.

Entspannter Wassersport: Stand-Up-Paddler nahe des Campingplatz Steger an der Uferstraße in Witten.
Entspannter Wassersport: Stand-Up-Paddler nahe des Campingplatz Steger an der Uferstraße in Witten. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald (theo)

Wer sich an diesem heißen Wochenende zu Ruhrufer oder Kemnader Stausee aufmachte, musste nicht lange suchen - schon schob sich einer dieser entspannten Sportler ins Bild, die sich leise und langsam auf ihrem Board stehend kraft eines Stechpaddels übers Wasser schieben. „In den letzten Jahren hat SUP deutlich zugelegt“, sagt Sandra Bücking von der Surfschule Westufer am Kemnader Stausee. Dort geben sie Kurse und verleihen Ausrüstung. 100 Boards seien mittlerweile im Bestand. Etwa 30 bis 40 Anrufe beantworte sie täglich zu der Frage, ob SUP auf dem Stausee möglich sei, sagt Bücking. Inzwischen gingen „viel, viel mehr Menschen mit privatem Material auf den See“, weiß sie. Denn seit etwa drei Jahren bieten auch Discounter recht günstige Boards an.

Strömungsverhältnisse und Windanfälligkeit unterschätzt

„Die pumpen schnell ihr Brett auf und werfen es irgendwo rein“, so Dirk Clemens, Betriebsleiter der Freizeitgesellschaft Kemnade. Immer wieder habe es brenzlige Situationen mit Stand-Up-Paddlern gegeben. „Das Problem ist, dass diese Sportart recht einfach ist. Die Menschen haben wenig Ahnung und legen einfach los“, sagt Sandra Bücking von der Surfschule. Strömungsverhältnisse und Windanfälligkeit würden unterschätzt. Deswegen verleiht Westufer nur noch Material, wenn die Nutzer einen Wassersportschein vorweisen können oder einen Einsteigerkurs belegt haben.

Keine Erlaubnis fürs Paddeln auf der Ruhr

Wer sich auf eigene Faust mit seinem eigenen SUP-Board auf die Ruhr wagt, braucht dafür weder ein Zertifikat noch eine Fahrerlaubnis. In der Ruhrschifffahrtsverordnung tauchen die Bretter, SUBs genannt, gar nicht auf. Ob es sich beim Stand-Up-Paddeln über einen Surfsport handelt oder doch dem Kanusport näher, darüber streiten sogar die jeweiligen Verbände.

Für viele Sportler hat das Stand-Up-Paddeln auch deshalb seinen besonderen Reiz, weil sie ihr Sportgerät nahezu überall mühelos zu Wasser lassen können, um es nachher wieder mit nach Hause zu nehmen. Ähnlich wie das Surfen sei es eine Sportart für Individualisten. Und die lassen sich eben nicht gerne dreinreden, so Phil Mandeau, Präsident der German Stand Up Paddling Association mit Sitz am Baldeneysee.

Sandra Bücking erinnert sich an Stand-Up-Paddler, die auf ihrem Board einschlafen. Oder die anderen nicht ausweichen wollen. „Dabei sind Segler und Surfer auf den Wind angewiesen, sie haben Vorfahrt.“ Erst kürzlich hätte starker Wind eine Gruppe Paddler in Richtung Stiepeler Wehr gedrückt. Bei Gegenwind fehlte aber die Kraft, von dort wieder wegzukommen. Sie mussten abgeschleppt werden. Zudem gab es etliche Vorfälle im Hafen Heveney, wo tiefenentspannte Zeitgenossen in der Schifffahrtsrinne dümpelten und die Fahrgastschiffe behinderten. Einmal hätte der Kapitän der MS Kemnade sogar einen sich auf seinem Board sonnenden Paddler durch lautes Hupen aufscheuchen müssen.

Benutzung des Kemnader Sees mit dem SUP kostet 7 Euro

Eine Folge: Im Hafen Heveney ist das Stand-Up-Paddeln seit Ende 2019 verboten, so Dirk Clemens. „Ab dem Leuchtturm ist Schluss. Da sind die Tretboote, die Segelschule und der Hafenbereich für die Fahrgastschiffe. Da ist zu viel Verkehr, das wird alles zu eng.“ Zudem müssen Privatpaddler 7 Euro für die Benutzung des Sees bezahlen. Diese sei am Minigolfhäuschen in Oveney zu entrichten, über die dortige Steganlage könne man dann einsteigen.

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