Essen. Bei vier Konzerten in ihrer Heimat Island stellt Sängerin Björk ihre Songs in ungewohntem Gewand vor – Deutsche können per Livestream dabei sein.
An Konzertverlegungen und -absagen haben sich Musikliebhaber seit Pandemiebeginn gewöhnt. Dass jedoch Björk ihre „Orkestral“ betitelte Livestream-Reihe gleich zweimal verlegte, dürfte allerdings nicht wenige Fans der isländischen Ausnahmekünstlerin verwundert haben. Der Grund: Die 55-Jährige entschied sich nach langen Überlegungen dazu, die Shows doch auch vor begrenzter Live-Publikumsmenge stattfinden zu lassen.
So war bereits im August vergangenen Jahres alles für vier musikalische Abende im Konzerthaus Harpa in der isländischen Hauptstadt Reykjavik vorbereitet. Knapp 1800 verfügbare Karten wurden pro Show verkauft. Dann aber setzte die Regierung im Zuge steigender Inzidenzen kurzfristig monatelange Veranstaltungsverbote durch.
Elektro-Beats bleiben draußen
Die Shows wurden zunächst aufs Frühjahr 2021 und letztlich noch einmal auf den Spätsommer geschoben. Am kommenden Sonntag ist es aber endlich so weit, drei weitere Konzerte folgen jeweils mit sieben Tagen Abstand. Die Setlisten der Auftritte werden jeweils grundverschieden sein, mit der Unterstützung lokaler Orchestermusiker will Björk möglichst große Teile ihrer Diskografie abdecken.
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Die Songs erklingen dabei in völlig neuem Gewand. „Es gibt keine Beats oder elektronischen Instrumente“, verriet die Künstlerin vorab. Beim ersten Konzert wird Björk mit Streichern des Iceland Symphony Orchestra unter der Leitung von Dirigent Bjarni Frimann Bjarnason Stücke ihrer Platten „Post“ und „Vespertine“ spielen, ergänzt durch Songs aus dem Lars-von-Trier-Film „Dancer In The Dark“, in dem sie 2000 die Hauptrolle spielte.
Streifzug durch die Diskografie
Organist Bergur Porisson und der Hamralid Choir begleiten Björk eine Woche später, wenn Lieder der Alben „Medulla“ und „Biofilia“ sowie der aktuellen LP „Utopia“ erklingen. Letzteres Album spielt auch beim dritten Konzert am 12. September eine Rolle, nebst Songs von „Volta“ und einmal mehr „Vespertine“. Dann mit auf der Bühne: das Flötenseptett Viibra, Harfenspielerin Katie Buckley und Pianist Jónas Sen. Das 15-köpfige Kammerensemble des Iceland Symphony Orchestras rundet die Reihe am 19. September mit Songs der Alben „Homogenic“ und „Vulnicura“ ab.
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Nach Jahren der Experimente zwischen Electronica, Pop, Trip-Hop, Avantgarde und Alternative-Rock startet Björk nun also ein Klassik-Projekt. Sie will mit der „Orkestral“-Reihe zum einen lokale Musiker zurück auf die Bühne holen, zum anderen aber auch ein politisches Statement setzen: „Diese Konzerte sollen diejenigen ehren, die von der Pandemie am härtesten getroffen wurden. Sie sind aber auch der ‘Black Lives Matter’-Bewegung und dem Kampf für den Feminismus gewidmet. Wir sollten diese besonders schlimmen Zeiten nutzen, um zu lernen, dass Leben wichtiger sind als Profit. Und wir sollten in uns schauen und alle unsere versteckten Vorurteile und Privilegien aus uns herauskämmen.“ 20 Prozent aller Ticketeinnahmen wird Björk an Wohltätigkeitsorganisationen für Frauen spenden.
Deutschland-Konzert 2022 bereits ausverkauft
Wer sich die Livestreams anschauen möchte, muss sich zuvor beim übertragenden Internet-Dienst Dice registrieren und an den entsprechenden Terminen Zeit haben. Denn Wiederholungen oder die Möglichkeit, die Konzerte auf Abruf zu verfolgen, wird es, so die Vorab-Info, nicht geben.
Ebenfalls ärgerlich: 2022 will Björk ihre „Orkestral“-Show – so es die Pandemie zulässt – auch international vorstellen, das einzige Deutschland-Konzert in der Berliner Waldbühne mit dem Rundfunksinfonieorchester am 17. Juni ist aber bereits ausverkauft.
>>> INFO: Die Livestreams
Termine: 29.8.+5.+12.+19.9., jeweils 19 Uhr.
Karten für alle vier Einzelkonzerte (ca. 17,50 €) und ein Kartenpaket für alle vier Konzerte (ca. 52,50 €) sowie alle weiteren Infos zur Konzertreihe gibt es auf der englischsprachigen Website icelandairwaves.is.