Berlin. Am Sonntag ist Friedrich Merz der einzige Gast bei Caren Miosga. Heiter wird es ausgerechnet, wenn es um Merz‘ Beliebtheit bei Frauen geht.

Das gab es bei „Caren Miosga” noch nie. Statt der sonst üblichen zwei bis vier Gäste, sitzt an diesem Sonntagabend mit Kanzlerkandidat Friedrich Merz von der CDU nur einer in der Talkshow. Denn seit wenigen Wochen ist klar, dass er, der einst der Politik den Rücken kehrte, nun Bundeskanzler werden will. Die Moderatorin will deshalb ganz genau wissen, wie Deutschland unter seiner Regierung aussehen würde – und erfährt wenig Überraschendes. 

Zunächst plätschert die Sendung etwas vor sich hin. Der Rücktritt von Kevin Kühnert (SPD) wird besprochen – Merz habe ihm geschrieben und alles Gute gewünscht. Ja, es gebe viel Druck in politischen Ämtern. Nein, ihm sei das nicht zu viel. „Man muss nicht 18 Stunden an Politik denken”, so Merz. Aber auch: „Wir sind überlastet durch Social Media.”

Auch interessant

„Caren Miosga” in der ARD: Das fordert Merz bei der Wehrpflicht

Beim Thema Ukraine ebenso wenige Überraschungen vom Kanzlerkandidaten der CDU. Die Europäer sollten sich nicht kleiner machen, als sie sind. Er hätte die Ramstein-Konferenz nicht wegen der Absage des US-Präsidenten Joe Biden abgesagt. Man müsse Putin drohen und wenn er weiter zivile Einrichtungen bombardiere, müsste die Reichweitenbegrenzung aufgehoben werden. In Sachen Taurus-Lieferung bräuchte es eine gemeinsame, europäische Lösung. Doch wie ein möglicher Kanzler Merz eben diese schaffen will, das wird nicht thematisiert.

Was es nach Merz in Deutschland langfristig auch wieder braucht: Eine Wehrpflicht. Für alle ab 18 Jahren – Frauen und Männer. Fünf bis zehn Jahre will der mögliche Bundeskanzler dafür brauchen.

Merz ein „Macho der klassischen Schule“? So reagiert der Kanzlerkandidat

Eine Grenze hingegen zieht er bei einem möglichen Ministerpräsidenten Björn Höcke (AfD) in Thüringen. Dazu scheint er auch in Kauf zu nehmen, dass die dortige CDU mit dem BSW Deals eingeht. Welche, das sagt er auch auf mehrfache Nachfragen von Miosga nicht. Und wo die Grenze verläuft, lässt er ebenfalls offen. „Wir lassen uns nicht von Frau Wagenknecht am Nasenring durch die Manege führen“, ist das Konkreteste, was Merz sich in diesem Zusammenhang entlocken lässt.

Vieles lässt Merz an diesem Abend unkommentiert. Dass seine Partei zwei Prozentpunkte eingebüßt hat, seit er Kanzlerkandidat geworden ist. Dass laut einer aktuellen Umfrage nur 26 Prozent der Befragten ihn für einen guten Kanzler halten würden. Einzig, dass nur neun Prozent der jungen Frauen das denken, lasse ihn nachdenken. Doch nicht so richtig, wie man an seiner Antwort merkt. Denn als Mariam Lau von der Zeit in einem Einspieler auf die Frage: „Hat Friedrich Merz ein Problem mit Frauen oder die Frauen ein Problem mit Friedrich Merz?“ antwortet: „Viele Frauen gehen davon aus, dass er ein Macho der klassischen Schule ist“, gibt es nicht nur lautes Lachen im Publikum, sondern auch bei Merz selbst.

Und: Mit ihm als Kanzler würde es keine paritätische Verteilung von Posten geben. Mehrmals verweist er lautstark auf die „krasse Fehlentscheidung“ von Olaf Scholz (SPD) im Verteidigungsministerium. Dieser hatte zu Beginn seiner Regierungszeit zunächst Christine Lambrecht auf diesen Posten gesetzt. Im Januar 2023 übernahm Boris Pistorius das Ministerium. Gebetsmühlenartig wiederholt Merz: „Man tut den Frauen damit keinen Gefallen, wenn man sie nur der Quote wegen ins Amt hebt.”

Auch interessant

„Miosga”: Merz hält Merkel nicht für „Yoko Ono der CDU”

In einer anschließenden Fragerunde mit, laut Miosga „unverschämten Fragen“, erfahren die Zuschauerinnen und Zuschauer an diesem Abend noch, dass Merz Merkel nicht für „die Yoko Ono der CDU“ hält und dass sein eigener Vater mit 51 Jahren aus der CDU ausgetreten ist – und auch jetzt, inzwischen 100-jährig – nicht mehr eintreten wird.

Was die Zuschauenden hingegen nicht erfahren ist, woher man das Geld für seine Versprechen vom Wirtschaftsaufschwung nehmen will, ohne neue Schulden zu machen. Er betont immer nur, dass Deutschland ein „Ausgabenproblem“ habe – und, dass er „den Kindern nicht noch mehr zumuten“ wolle. Süffisant fügt er hinzu: „So viel zum altmodischen Friedrich Merz, wenn er auf die junge Generation schaut.“