Dortmund. . Die ehemalige Frontfrau von “Wir sind Helden“ hat ihr erstes Soloalbum “Ein leichtes Schwert“ im Dortmunder FZW vorgestellt. Die Sängerin glänzte mit einem breiten Musikspektrum. So war unter anderem Country- und Reggae-Sound zu hören.

Das Statement kommt schon vor ihrem ersten eigenen Ton: „You gonna play your own kind of music“ kommt aus den Boxen. während das Saallicht verlischt und sich Judith Holofernes auf die Bühne schleicht. Und dann geht es los, sehr perkussiv mit der „Losen Kanone“, einem ihrer Frühwerke.

Dreieinhalb Jahre nach ihrer letzten Heldentour ist Frontfrau Judith Holofernes auf Solotour. Präziser: Auf Tour mit ihrem Soloalbum „Ein leichtes Schwert“.

Begleitet wird sie nämlich von einem Quintett, das nicht nur Bass, Gitarre, Keyboard, Schlagzeug und Percussion aufbietet, sondern auch noch Trompete und Xylofon, während die Fronfrau der kultisch verehrten Band „Wir sind Helden“ Gitarre und Mandoline beisteuert. Die Begleiter schon beim zweiten Stück „Nichtsnutz“ als „Müßiggang“ zu bezeichnen, ist allerdings leicht ehrenrührig: Die Gang arbeitet sehr präzise und punktgenau.

Judith Holofernes spielt ihr gesamtes Album und Coversongs

Was gibt es? Natürlich das neue Album – und zwar komplett. „Weil 55 Minuten und 32 Sekunden für ein Konzert doch ein bisschen wenig ist, gibt es noch ein paar übersetzte Lieder“, sagt sie dann an.

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Und streut verdeutschte Lieder eines unbekannten Färinger Barden genauso ein wie ihre persönlichen Helden Elvis Costello und Lyle Lovett, mit dessen „Ich und mein Pony und ein Boot“, das Konzert nach knapp 90 Minuten inklusive Zugaben endet.

Den Rückgriff auf einstige Heldentaten verkneift sie sich, auch wenn ihr das gewiss ein paar Beifallsstürme mehr eingebracht hätte. So ist der Applaus im gut gefüllten, aber nicht ausverkauften FZW warm und herzlich. Was auch für das Treiben auf der Bühne gilt. Musikalisch ist das nach dem leicht angerappten Opener eher im Quadranten zwischen Country, Reggae und Pop anzusiedeln, die „Kamikaze-Fliege“, ihr ältestes und erstes selbst geschriebenes Stück „Pennäler-Pop“ (so Holofernes selber) atmet noch ein wenig NDW-Feeling.

Holofernes zitiert John Irving

Damals schon zeigt sich ihr Faible für gut gemalte Wortbilder, ihr Sprachgefühl und ihre Lust am guten Text wie bei der „Pechmarie“. Und ihre große Kunst, anspielungsreich und dennoch leichtfüßig daherzukommen – mit ihrem „leichten Schwert“, so der Soloalbumtitel, filetiert sie ihre Texte und serviert sie pointenreich mit „brennenden Brücken“ und Hymnen auf selten besungene Tiere („Opossum).

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Wer nicht alle Film- und Buchzitate (bestes Beispiel: „John-Irving“) gleich zu würdigen weiß, kann vielleicht nicht an jeder Stelle wissend mitlächeln, aber mitwippen und Fingerschnipsen, das geht immer bei Frau Holofernes. Insofern ist allein ihre Ankündigung, mit Hilfe eines zweiten Soloalbums demnächst ein Zwei-Stunden-Programm schon Musik in den Ohren .