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Kritiker bescheinigen gerne Künstlern, die ihre vierte, fünfte, sechste Platte herausgebracht haben, sie seien nun „erwachsen“ geworden. Bei Judith Holofernes lautet das Kompliment anders: Die 37-Jährige ist wieder jung geworden. So frisch und fröhlich klingt ihr erstes Solo-Album seit der vorübergehenden (?) Trennung ihrer Band „Wir sind Helden“. Es ist nicht so schwer und getragen wie die letzte Helden-Scheibe „Bring mich nach Hause“. Dazu passt auch der Titel: „Ein leichtes Schwert“ – mit dem man die Bestien des Alltags zähmt.

Gefällig wird Judith Holofernes’ Musik trotzdem nicht. Die fast durchweg tanzbaren Stücke kombiniert sie mit witzig-ironischen und gewohnt kritischen Texten. Sie räumt mit übertriebenen Erwartungen an das Leben und die Liebe auf, wie bei ihrer ersten Singleauskopplung „Liebe Teil 2 – Jetzt erst recht“: „Du sagst: du bist so müde/ ich sag: mir ist schlecht/ Das ist Liebe, das ist Liebe – jetzt erst recht“.

Einfach mal nichts tun, was nutzt, fordert sie die Menschen in ihrem Song „Nichtsnutz“ auf. „Ich glaube, viele Leute haben Angst, nichtsnutzig zu sein“, sagt Judith Holofernes und fügt hinzu: „Ich kann es nur empfehlen. Weil sich in dieser Stille Sachen zeigen, von denen man vorher nichts wusste.“

Das Album hat sie zusammen mit Jörg Holdinghausen (Tele), Per Anders am Bass und ihrem Mann, dem Helden-Schlagzeuger Pola Roy, eingespielt. Er hütet die beiden Kinder, während sie auf Tour geht. Allein wird sie trotzdem nicht gitarrespielend auf der Bühne stehen. Das ginge auch gar nicht, so sehr leben ihre Lieder vom witzigen Gesang aus dem Background, der wie Antworten auf ihre Fragen klingt. Das Ganze schlicht als Pop zu bezeichnen, würde den vielen Einflüssen nicht gerecht werden, die den neuen Mix ausmachen: 1960er-Jahre-Rock, Afrobeat, Blues, Country, Zydeco . . .

Eines der wenigen ruhigen Stücke ist „Brennende Brücken“. Es handelt von Brücken, die man zerstört, um Neuem Platz zu machen. „Mein eigener Neuanfang hat mir sehr viel bedeutet“, sagt Judith Holofernes und bezieht sich dann auf eine Liedzeile: „Es ist tatsächlich so, dass brennende Brücken den Rücken wärmen.“ Doch Brücken kann man auch wieder aufbauen – werden die Helden irgendwann wieder auf der Bühne stehen? „Wir wissen es nicht“, sagt sie. Also ein klares: Vielleicht. Ihr neues Album klingt jedenfalls wie ein Befreiungsschlag.