Essen. . Der Titel ist süffisant: “Mit freundlichen Grüßen“ heißt die neue CD von Heino. Der blonde Volksmusik-Barde mit Wurzeln in Düsseldorf hat darauf den Spieß mal umgedreht - und covert Titel von Musik-Kollegen von Ärzten bis Rammstein. Die CD ist ab Freitag im Handel - als Rache eines Geschmähten.

Es ist der wohl gelungenste Scherz und zugleich der größte Erfolg in der Karriere des allzu blonden Barden: Heino covert deutsche Popmusik, von Rammstein bis zu den Ärzten, von den Fanta 4 bis zu Peter Fox und den Absoluten Beginnern. Ein Skandal? Wohl nur für diejenigen, die sich künstlich aufregen wollen. Ein Stilbruch? Fragt sich, für wen.

Heinos Cover-Album „Mit freundlichen Grüßen“ ist die Rache des Geschmähten. Denn nicht nur einmal wurde der nach Bad Münstereifel übergesiedelte Düsseldorfer von Jüngeren nach Strich und Faden auf die Schippe genommen, man denke nur an die Toten Hosen und den „wahren Heino“ – oder an Otto. Und nun, mit 74, führt er all jenen, die sich weit vom volkstümelnd schwarzbraunen Haselnuss-Image entfernt wähnten, vor, dass es eben doch nur Popmusik ist.

Wenn Heino Rammsteins "Sonne" intoniert

Ironischerweise passt Heinos Gesang am besten zu einem Song, der im Original musikalisch am weitesten von seinem Sound entfernt scheint: Über „Sonne“ von Rammstein rollt donnernd das „R“, wenn auch der Sound jeden Anflug der Metal-Gitarren vermissen lässt. Doch hier zeigt sich: So zeigt sich wie beim Oomph!-Cover „Augen auf!“, dass die so genannte Neue Deutsche Härte gar nicht so weit vom Schlageresken entfernt ist.

Umgekehrt: Bei Peter Foxens „Haus am See“ werden wohl die wenigsten Fans die Hände überm Kopf zusammenschlagen, dazu ist die Musik zu dicht am Original. Und wer die doppelte ironische Brechung beim spießerkritischen „Junge“ von den Ärzten nicht heraushört, der hat Heino wohl auch schon früher für einen unspießigen Hippie gehalten.

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Heino-CD taugt allenfalls als Partyscherz

Der Gag diese Albums, muss man leider feststellen, ist nicht so ganz gelungen. Hätte Heino sich nur durchgängig an Liedgut gehalten, das von jedem Schlagerverdacht frei wäre und nur junge Hörer anspräche, dann hätte die Pointe gesessen. Aber wer auch Westernhagens „Willenlos“ und das olle „Kling Klang“ von Keimzeit mit auf die Liste nimmt, führt das eigene Konzept ad absurdum.

Ob diese Platte Omis hilft, das Liedgut ihrer Enkel zu erschließen? Wer weiß das schon. So taugt sie allenfalls als Partyscherz bei feuchtfröhlichen Feiern im Studentenwohnheim. Obwohl… Da hätte man auch gleich eine alte Heino-Scheibe auflegen können.