Essen. Bochumer Symphoniker unter Steven Sloane gastierten mit Chören der Region in der Essener Philharmonie. Mit Mahlers "Sinfonie der Tausend" beschloss Bochums Generalmusikdirektor die vor gut vier Jahren begonnene zyklische Aufführungsserie der Mahler-Sinfonien.

Die Masse macht's, möchte man beim ersten monumentalen Aufbäumen der Musik von Gustav Mahlers 8. Sinfonie denken. Auch wenn für die „Sinfonie der Tausend” keine mehr als tausendköpfige Schar an Sängern und Musikern aufgeboten wird, wie in der Münchener Uraufführung vor fast 100 Jahren, wird jede Aufführung zum Kraftakt. Und damit vielleicht auch zum Bild für das unbändige Wollen des Komponisten, über 1000 Jahre abendländische Religions- und Geistesgeschichte im Monumentalstil der vorletzten Jahrhundertwende in Musik und Text zusammenzufügen.

Mit diesem Werk beschloss Bochums Generalmusikdirektor Steven Sloane mit seinen Bochumer Symphonikern die vor gut vier Jahren begonnene zyklische Aufführungsserie der Mahler-Sinfonien, der er auch jetzt wieder ein Werk von dessen amerikanischem Zeitgenossen Charles Ives übergangslos voranstellte. Der Bochumer Organist Ludwig Kaiser spielte Ives' Idee des bekannten Weihnachtslieds „Adeste fideles” so herb und verfremdet, gleichsam von hinten nach vorne, wie der Amerikaner sich seine Version dieses Hits gedacht haben mag. Nur, dass die im Lied erst zusammengerufenen „Gläubigen” schon längst als gespannte Zuhörer die Essener Philharmonie bis zum letzten Stehplatz besetzt hatten.

Zugang zu Mahlers vielschichtigem Werk

Und Sloane? Er zeigte an diesem Abend die Essenz seines profunden Zugangs zu Mahlers vielschichtigem Werk. Und zugleich die Möglichkeit dessen, was diese Kulturhauptstadt gemeinsam zu leisten im Stande ist. Wir erlebten eine schlagkräftige Kooperation der Essener Aalto-Chöre und des Essener Philharmonischen Chors, des Essen-Steeler Kinderchors sowie des Philharmonischen Chors Bochum, die Sloane zu einem harmonischen Ganzen verwob. Wir hörten ein Orchester, das sicher in manchen Stimmen an seine Grenzen ging, aber in 15 Sloane-Jahren sich zu einem Markenzeichen dieser Region entwickelt hat – und das nicht nur als Anwalt Mahlers. Standing Ovations, natürlich, für Chöre, Orchester und Solisten.