Köln. Sie kann Pop, sie kann Soul und tanzen kann sie auch noch: Bei ihrem Konzert im Kölner E-Werk lässt Florence Welch mit ihrer Band The Machine den Zuschauern die Haare zu Berge stehen. Wer starke Frauenstimmen und eine zünftige Trommelbegleitung liebt, war hier genau richtig.

Willkommen in der Welt des Pathospop, die jeden verzücken wird, der starke Frauenstimmen, eine zünftige Trommelbegleitung und engelsgleiche Harfenklänge liebt. Willkommen bei der Zeremonienmeisterin Florence Welch, deren Band „Florence + The Machine“ im Kölner E-Werk einen Einblick in die Welt der ganz großen Gefühle gewährte.

Ein bisschen ist es wie in Babylon an diesem Abend: Überall umwabert ungewöhnlich wenige einheimische Besucher eine holländisch-englische Sprachwolke mit belgischen Akzenten, denn in diesen Ländern die rothaarige Britin so heißbegehrt wie frittierte Kartoffelstifte. Babylon auch auf der Bühne, denn dort errichtet Florence im schwarzen Wallegewand einen Turm aus streicherlastigen, raumgreifenden Popsongs, angefangen mit den Hymnen „Only If For A Night“ und „What The Water Gave Me“.

Florence ist dort angekommen, wo sie hinwollte

Selbst ohne die Opulenz der Instrumente und synthetischen Streicher ließe dies die Nackenhaare der Zuschauer zu Berge stehen, denn Florence Welch singt nicht einfach, sie ergötzt sich an der Kraft und Vielseitigkeit ihrer eigenen Stimme, meistert schwierige Passagen ihrer Songs ganz mühelos. Das spiegelt sich in ihren Posen: Sie breitet die Arme aus, von denen große Fledermausärmel herabhängen, sie wirbelt umher und posiert wie eine Stummfilmdiva.

Man spürt: Florence ist dort angekommen, wo sie hinwollte. „Bei letzten Konzert in Köln“, erinnert sie sich, „spielten wir im Luxor, waren zu dritt auf der Bühne und mein Vater war der Tourmanager.“ Diese Zeiten sind endgültig vorbei, dank vieler Nummer-1-Platzierungen. Heute stehen sechs Musiker hinter Florence, inklusive Backgroundsängerin, Flügelspielerin und einem Harfenisten.

Orchestralpop wie "Shake it out" geht genauso wie soulige Nummern

All dies braucht sie auch wegen ihrer Vielseitigkeit. Denn sie kann nicht nur diese Orchestalpop-Nummern wie „Shake It Out“, das sie schon in der Show The Voice Of Germany gemeinsam mit der späteren Casting-Gewinnerin Ivy Quainoo sang. Sie beherrscht auch das Soulige einer Adele („Lover To Lover“ oder das Cover „You’ve Got The Love“), das kitschig Folkige wie Enya („Spectrum“) und Schamanistische einer jungen Kate Bush (bei „Rabbit Heart“ oder in der Zugabe „No Light, No Light“).

Am Ende atemberaubender 90 Minuten strömen die Babylonier zurück in ihre Heimatländer in der Gewissheit, dass die Stimme von Florence Welch spätestens zum nächsten Album Arenen füllen wird.

Florence + The Machine live: 30.11. Düsseldorf, Mitsubishi-Electric-Halle