Siegen..
Es sollte das Großereignis in der Siegerlandhalle in der Herbst/Wintersaison werden: Für das Konzert der Beatsteaks am Samstagabend wurden nicht nur die Türen zum Foyer der Siegerlandhalle geöffnet, um die 4300 Fans zu fassen, sondern sogar auch ein ganz neues Parkkonzept angeboten. Nur einmal war die Halle bislang so rappelvoll gewesen: Bei den beiden Unheilig-Konzerten im vergangen Jahr. Und daraus hatten die Veranstalter offenbar gelernt.
Neue Hits undalte Kracher
Ob sich der Aufwand für die Punkrocker aus Berlin gelohnt hat? Wenn man nach der Partylaune der Fans geht: Auf jeden Fall. Mit dem neuen Album Boombox touren Armin Teutoburg-Weiß und Konsorten seit März durch Deutschland. Der Gig in der Siegerlandhalle sei bislang der größte, gemessen an den Zuschauerzahlen, verriet der Frontmann während der weit über zweistündigen Show. Bereits seit langem gab es keine Tickets mehr dafür. Schon früh hatten sich die Veranstalter entschlossen auch die Galerie und eben die Foyertüren des großen Saals zu öffnen. Die Nachfrage für die Karten blieb ungebrochen. Geparkt wurde nach dem Unheilig-Chaos diesmal übrigens auch am Leimbachstadion und im Löhrtorparkhaus samt Shuttle-Service. Die damals überlasteten Anwohnerstraßen hatte man teilweise gesperrt. So viel Aufwand um das Konzert vorab betrieben wurde, so wenig Aufwand brauchte die Band, um die Fans zu restlos begeistern.
Die Show kam ohne viel Schnickschnack aus. Gegen 21 Uhr ging das Saallicht aus und Bernd Kurtzke, Peter Baumann, Thomas Götz, Torsten Scholz und Armin Teutoburg-Weiß erschienen auf der Bühne. Ohne großen Spannungsbogen, ohne Intros legten sie los. Als Bühnenhintergrund leuchtete mal eine Hochhausfassade und mal eine Schallplatte vornehmlich in Rot und Blau.
Musikalisch hingegen bedienten die Berliner eine breite Palette. Von dem eher poppigen „Milk and Honey“, der ersten Singleauskopplung des Albums „Boombox“, über die Ska- und Reggae-lastige aktuelle Single „Automatic“ von derselben Platte bis hin den alten Krachern wie „Hand in Hand“ – es war eine bunte, laute und launige Mischung, die die Beatsteaks dem größtenteils jungen Publikum servierten.
Verbeugung vor Rio Reiser
Armin Teutoburg-Weiß verlor zwischendurch selten viele Worte – fragte ganz klassisch „Seid ihr gut drauf?“, kündigte an, dass es Zeit für noch schnellere Beats sei, oder dass sich die Band nun „vor dem Größten aller Zeiten“ Rio Reiser verbeuge – es folgte übrigens das Cover von „S.N.A.F.T.“ Die Musik machte das Übrige. Die Stimmung blieb wohl auch dank der abwechslungsreichen Setlist auf hohem Niveau. Bei den Hits von 2004 „Hello Joe“ und „I don’t care as long as you sing“ tobte die Halle dann endgültig.
Bereits während der Umbaupause nach der Vorband „The Death Set“, die eine Mischung aus Elektro und Punkt aus Australien mitbrachte, hatten die Techniker die Meute unter anderem mit Partyhits von Queen und James Brown in Stimmung gebracht. Schon da vertrieben sich Zuschauer die Wartezeit bis zum Erscheinen der Band mit Singen und Tanzen. Ein Konzert zum Auspowern also, das die fünf Berliner Beatsteaks nach Siegen mitgebracht hatten.