Dortmund.. Die Berliner Punk’n’Roller rockten 12.000 Fans in der Dortmunder Westfalenhalle - in dem Armin Teutoburg-Weiß Becken und Augen extralasziv kreisen ließ und die Massen zum Knien und Wiederaufspringen brachte.
Selbst als geborene Rampensau hat Arnim Teutoburg-Weiß noch nie vor Schwerstarbeit auf offener Bühne zurückgeschreckt. Und eine ausverkaufte Westfalenhalle ist nun mal nicht mit einem Fingerschnipsen auf „Beatsteaks“-Hitze zu bringen. „Hey, hier brennt mir noch nicht genug die Luft“, fackelt der notorische Hütchenträger am Samstagabend mit gekonnter Diva-Attitüde am Stimmungsthermometer. Die Ranschmeiße an „die Stadt des kommenden deutschen Fußballmeisters“ („Och, kommt, ist doch so…!“) will trotz aller Borussen-Streifen am Leib nicht so recht zünden - der Schreck des 1:1 gegen Mainz war ja nur ein paar Minuten und wenige Meter weit weg.
Also rennt und hüpft Teutoburg-Weiß, was die Beine hergeben, also lässt er Becken und Augen extralasziv kreisen, bringt die Massen zum Knien und Wiederaufspringen und hebt die Stimmung auf den sitzplatz-belasteten Rängen eigenhändig, fordert zwei „La Ola“-Wellen - bis endlich feststeht: Er kam, sang und siegte mit den „Beatsteaks“.
Einen Ruf zu verteidigen
Als die Band noch durch Clubs und kleine Hallen tingelte, als sie Ahnväter wie „Bad Religion“ beinahe an die Wand spielte, obwohl sie nur die Vorgruppe war, hatten sie’s leichter. Sie kamen als Underdogs und Überraschungs-Coup. Jetzt aber haben sie mit „Boombox“ ein Nr.1-Album hingelegt. Und müssen ihren verdienten, unermüdlich ertourten Ruf als Luftbrandstifter und fröhlichste Punk’n’Roll-Band der Republik verteidigen.
Deshalb geht’s mit einem Blitzfeuerwerk aus „Atomic Love“, dem Radio-Hit „Milk and Honey“ und „Monster“ los, die „Cheap Comments“ werden in ein Stroboskop-Gewitter getaucht. Zu „Under a clear blue sky“ greift auch Teutoburg-Weiß in die Saiten, jetzt sind drei Gitarren samt Bass zur unbeschwerten Akkord-Lärmwerkerei vereint. Das gellend hohe „Summer“-Riff mit Rasiermesserqualität zeigt die erste große „Beatsteaks“-Hymne an, „Shiny Shoes“, „Let me in“ und „Jane became insane“ werden noch folgen.
Jubel, Trubel, Heiserkeit
Der „Automatic“-Ska-Reggae löst einen 12 000-fachen Arm-Scheibenwischer aus, und selbst „Unminded“, der erste Song des Debüt-Albums „48/49“ von 1996 löst Jubel, Trubel, Heiserkeit aus, und jetzt fliegt auch die erste Gitarre – in die Arme eines Roadies. Teutoburg-Weiß nimmt sich und die Welt als Entertainer („Lay your head on my shoulder“) und in bester Billy-Bragg-Manier („Mietzi’s Song“) auf die Schippe, um dann locker wieder den Absprung ins wahre Bühnentreiben zu kriegen.
23.21 Uhr, zwei Zugabe-Blöcke und ein Zwei-Stunden-Konzert sind zu Ende. Mr. Beatsteak hatte auf dem Höhepunkt seiner gekonnten Hysterie zwar gefordert, bis zum Morgen durchzufeiern. Aber jeder in der Halle dürfte geahnt haben, dass es sich dabei nur um eine Arbeitsanweisung gehandelt hat. Mit einem Arbeitssieg als Folge.