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Ryan Adams ist zurück. Der Künstler mit dem Babyface und den Strubbelhaaren macht wieder schön seelenvoll Musik: „Ashes & Fire“ heißt das Album mit elf neuen Songs zwischen Singer-Songwriter-Folkrock und Alternative Country.

Wahrscheinlich ist Ryan Adams schon melancholisch auf die Welt gekommen. Und nostalgisch. Vor allem aber romantisch. Mit dieser bittersüßen Mischung aus Romantik, Melancholie und Nostalgie sind seine neuen Songs getränkt. Die singt der manische Songwriter mit seiner manchmal weinerlich, aber immer ehrlich klingenden Stimme zur akustischen Gitarre, und nicht wenige werden sagen: „Ashes & Fire“ ist Adams’ bestes Album seit zehn Jahren, seit „Gold“.

Der 36-Jährige hat viele „beste Alben seit“ gemacht. Vor allem hat er viele Platten und damit die Musikwelt immer wieder ein bisschen wuschig gemacht. Ein Album pro Jahr? Drei in einem Jahr? Was soll das denn? Lässt sich doch gar nicht vermarkten! Solo-Alben, Alben mit der Band The Cardinals, Alternative-Country, Singer-Songwriter- oder rotziger Rock, und zuletzt sogar ein (sehr limitiertes) Heavy-Metal-Album. Wer verfolgt hat, in welchen Formen sich Ryan Adams’ hyperaktive Kreativität manifestiert hat, kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Kommerzialität für diesen Künstler nicht die höchste Priorität ist.

„Die Nacht wird dir das Herz brechen“

Gut so, dafür gibt’s Ryan-Adams-Songs von todtrauriger Schönheit für Genießer. Wer dafür anfällig ist, dem könnten bei „Dirty Rain“ die Augen feucht werden. Dem wird vermutlich auch der Titelsong des neuen Albums gefallen, der erstaunlich nach dem jungen Bob Dylan klingt. Der wird vielleicht nicht erkennen, dass bei „Kindness“ Norah Jones im Hintergrund singt, das aber trotzdem mögen. Und wer’s noch nicht verstanden hat, den klärt die erste Single „Lucky Now“ auf: „Die Lichter werden dich anziehen, die Dunkelheit wird dich runterziehen und Nacht wird dir das Herz brechen – aber nur, wenn du richtig Glück hast.“

Glück hat der Künstler mit dem Babyface und den Strubbelhaaren schon gehabt. Es sei ein Wunder, dass er nicht gestorben sei, hat er relativ unsentimental in einem Interview erzählt – die Mischung aus Heroin, Kokain, Alkohol, Tabletten und Depressionen, die Adams’ Bewusstsein eine Zeit lang bestimmt hat, hätte leicht tödlich wirken können. Seit Jahren ist er clean, nüchtern wirken die elf Singer-Songwriter-Country-Folk-Songs trotzdem nicht – sondern hellwach, seelenvoll und schön sehnsüchtig.