Er ist einer der rätselhaftesten Künstler, die es je gegeben hat. David Bowie schockte mit Bekenntnissen zur Bisexualität und kam in den Ruf, faschistische Tendenzen zu unterstützen. Beides dementierte er.

Aber neben seinem musikalischen Genie half der Bruch von Tabus David Robert Haywood Jones – so sein bürgerlicher Name – dabei, einer der erfolgreichsten, einflussreichsten und reichsten Popstars zu werden. Denn auch als Geschäftsmann ist Bowie, der 140 Millionen Tonträger verkauft hat, ein Genie. Sein Vermögen wird auf stolze 900 Millionen Euro geschätzt.

1976 war für David Bowie ein entscheidendes Jahr. Mit dem Album „Station to Station“ hatte er den Gipfel seiner Kreativität erreicht. Er wurde dabei von deutschen Bands wie Kraftwerk, Can und Neu! beeinflusst.

Das war allerdings nicht der Grund, warum der Brite vor einem Vierteljahrhundert in New York seine Koffer packte und nach Berlin zog. Die Spree-Metropole, verriet er später, sei damals die heimliche Hauptstadt der Drogen gewesen. Und darauf war er damals angewiesen. Der Weltstar wählte eine unscheinbare Zwei-Zimmer Altbauwohnung im Stadtteil Schöneberg. Sein Nachbar war der seelenverwandte Kollege Iggy Pop, seine Partner in den Berliner Hansa-Studios Brian Eno und Tony Visconti.

Immer experimentierfreudig

In den USA hatte Bowie die Kunstfigur „Ziggy Stardust“ geschaffen, für „Station to Station“ verwandelte er sich in „Thin White Duke“.

Mit dieser Figur geriet er in den Verdacht, sich nach rechts zu orientieren. Bowie reduzierte die Farben seiner Kleidung auf Schwarz und Weiß, trug die Haare streng nach hinten gekämmt und provozierte auf der Bühne mit Gesten. Einige Anhänger wendeten sich von ihm ab. Bowie selbst gab seinem erheblichen Kokainkonsum damals die Schuld an dem Missverständnis. Faschist sei er nie gewesen.

Der Drogenkonsum hielt ihn allerdings nicht davon ab, weiter kreativ zu arbeiten. Mit Brian Eno war er sich einig, in Berlin nicht auf den Verkaufserfolg seiner neuen Scheiben zu schauen, sondern die musikalische Experimentierfreudigkeit in den Vordergrund zu stellen. Beides schloss sich allerdings nicht aus, wie sich herausstellte.

Bowie entwickelte den Elektro-Pop aus deutschen Landen in seiner „Berliner Triologie“ weiter. Die Alben „Low“, „Heroes“ und „Lodger“ gehören dazu. Ganz nebenbei stand Bowie auch noch in „Just a Gigolo“ vor der Kamera. Seine Partnerin: Marlene Dietrich. Es war der letzte Film der großen Diva.

Nach seinen Berliner Jahren zog David Bowie in die Schweiz und konzentrierte sich aufs Geldverdienen. 1981 nahm er mit Queen „Under Pressure“ auf. 1983 kam mit dem Album „Let’s Dance“ und der „Serious-Moonlight-Tour“ sein kommerziell erfolgreichstes Jahr. Die zweite Hälfte der 80er Jahre brachte dagegen nur wenige Höhepunkte. Dazu gehörte sicherlich der Song „This Is Not America“ mit Pat Metheny. Aber es war keine Frage: Die Zeit des David Bowie lag in der Vergangenheit.

Die David Bowie AG

Geschäftlich gelang ihm allerdings noch ein Genie-Streich, den Finanzstrategen gern als Beispiel nehmen, um die Ursachen der globalen Finanzkrise zu erklären. Man schrieb das Jahr 1997. Bowie hatte mit „1. Outside“ wieder einmal ein erfolgloses Album auf den Markt gebracht. Aber seine Welttournee mit Placebo und Nine Inch Nails als Vorbands führte ihn in über hundert Städte. Der Glaube an die Kreativität des Mannes war in der Fachwelt ungebrochen.

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Und so beschloss David Bowie, aus sich selbst eine Aktiengesellschaft zu machen. Er wollte zwar nicht den vergangenen Ruhm teilen, aber den künftigen.

Der einfallsreiche Star brachte „Bowie Bonds“ auf den Markt. Wer sie kaufte, sollte einen Anteil am Umsatz seiner nächsten 300 Songs erhalten. So war Bowie schlagartig 55 Millionen Dollar reicher, aber die Wertpapierkäufer warteten vergeblich auf einen weiteren Welthit aus seinem Munde. Es fehlte die Motivation dazu, auch wenn Bowie 2003 für die Vorstellung seines Albums „Reality“ eine Live-Show über Satellit weltweit übertragen ließ und damit Technik-Geschichte schrieb.

Im Sommer 2004 wurde Deutschland wieder zu seinem Schicksal. Diesmal allerdings negativ. Bowie erlitt beim Hurricane-Festival einen Herzinfarkt, von dem er sich nie mehr erholt hat. Seitdem ist er nur noch bei Gastauftritten zu sehen.

Heute lebt der 64-Jährige, der die Musikwelt verändert hat, in New York. Seit 19 Jahren ist er mit dem einstigen Top-Model Iman Abdulmajid verheiratet. Das Paar hat eine Tochter. Ein Sohn stammt aus der Ehe mit Angela Barnett, die einst behauptet hat, ihren Ex-Mann mit Mick Jagger im Bett erwischt zu haben.

Chronologie: Das Jahr 1976:

Ein sportliches Jahr. Bei Winter-Olympia in Innsbruck gewinnt Rosi Mittermaier zweimal Gold und einmal Silber (4. Februar). Bayern München holt sich in Glasgow durch ein 1:0 gegen Saint Etienne den Europacup der Landesmeister (12. Mai). Im Finale der Fußball-EM in Belgrad verliert die Bundesrepublik gegen die CSSR mit 3:5 nach Elfmeterschießen (2:2 nach 90 Minuten, 20. Juni). Der Österreicher Niki Lauda verunglückt bei der Formel 1 auf dem Nürburgring schwer (1. August), fährt aber einen Monat später das nächste Rennen.

Nach der Bundestagswahl (3. Oktober) setzen SPD (42,6 %) und FDP (7,9 %) ihre Koalitionsregierung fort. Helmut Schmidt bleibt Kanzler. Jimmy Carter wird zum US-Präsidenten gewählt (2. November).

Hochzeit des Jahres (19. Juni): In Stockholm heiratet Schwedens König Carl Gustav (30) die Deutsche Silvia Sommerlath (32).

Autofahrer stöhnen über die Spritpreise: Ein Liter Super kostet 99,9 Pfennig (2. Feb.).

Die Charts:

Es ist das erste große Ding von Produzent Frank Farian: „Daddy Cool“ ist nur der Anfang, Boney M. räumen ab sofort weltweit mit Disco-Krachern ab. Singen können zwar nur zwei in der gecasteten Truppe, das sind aber immerhin zwei mehr als bei Farians späterem Projekt Milli Vanilli. </p><p>Mit vier Titeln, die sie im Laufe des Jahres in die Top-Ten brachten, ist Abba die erfolgreichste Band 1976. Peter Alexander und Jürgen Drews liefern Schlager für die Ewigkeit.

1.Boney M.: Daddy Cool

2.Abba: Fernando

3.Pussycat: Mississippi

4.Frank Farian: Rocky

5.Peter Alexander: Die kleine Kneipe

6.Bellamy Brothers: Let Your Love Flow

7.Jürgen Drews: Ein Bett im Kornfeld

8.Sailor: Girls, Girls, Girls

9.Johnny Wakelin: In Zaire

10.Abba: Dancing Queen