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Eine Stiftung als neues Finanzierungsmodell, teils neue Spielstätten und noch nicht dagewesene Veranstaltungsformate: Das Klavier-Festival Ruhr präsentiert sich der Zukunft zugewandt.

Eine Stiftung als neues Finanzierungsmodell, teils neue Spielstätten und noch nicht dagewesene Veranstaltungsformate: Das Klavier-Festival Ruhr präsentiert sich der Zukunft zugewandt. Der Blick dorthin fällt bei Intendant Franz Xaver Ohnesorg naturgemäß optimistisch aus. „Die Stiftung bietet uns erstmals die Möglichkeit, wenn wir gut sind, Rücklagen zu bilden“, so Ohnesorg. Die Beteiligung der Kulturstiftung NRW, wenn auch nur für zwei Jahre, sei eine wichtige Starthilfe. Zudem sei das Sponsoring um 15 Prozent gestiegen, erklärte Ohnesorg gestern bei der Programmvorstellung.

Der Wunsch des Intendanten, der in der Stiftung genau das Prinzip von Nachhaltig sieht, das die Kulturhauptstadt einforderte, ist ein guter Kartenverkauf. Dazu sollen vom 6. Mai bis zum 22. Juli berühmte Interpreten der Klaviermusik ebenso beitragen wie junge Preisträger oder große Orchester. Sie alle haben sich zuerst dem Werk Franz Liszts verschrieben, dessen 200. Geburtstag ansteht.

Im Bochumer Stanzwerk wird eine Jazzlounge eingerichtet

Da sei Daniel Barenboim genannt, der in der Essener Philharmonie mit der Staatskapelle Berlin beide Liszt-Klavierkonzerte unter der Leitung von Pierre Boulez spielt. Oder Pierre-Laurent Aimard als Deuter der voluminösen h-moll-Sonate des ungarischen Komponisten (in Duisburg).

Dass es Liszt noch zu entdecken gilt, wird Aufgabe des traditionellen Liedwochenendes in Herten sein. In zwei Gesprächskonzerten wiederum begeben sich Alfred Brendel sowie der Musikwissenschaftler Michael Stegemann auf die Spuren des weltläufigen Musikers.

Der Blick aufs musikhistorisch Alte gerichtet, gibt sich Festival-Intendant Ohnesorg gleichwohl aufgeschlossen fürs Neue, nicht zuletzt, wenn es um die Spielstätten geht. Dass in diesem Jahr etwa das Schloss Gartrop bei Hünxe dazuzählt, soll durchaus keine Momentaufnahme bleiben. „Ich mache gerne Ausflüge in die Region, dahin, wo unser Publikum herkommt“, sagt Ohnesorg. Doch auch im engeren Ruhrgebiet werden neue Bühnen erprobt. Etwa im Bochumer Stanzwerk, wo das Festival erstmals eine Jazzlounge einrichtet, mit dem Trio des Kölner Pianisten Martin Sasse.

„Der Jazz ist ein wichtiges programmatisches Standbein“, sagt der Intendant. Dafür stehen diesmal die Namen des Pianisten Jacques Loussier oder der Sängerin Patti Austin. Besonderen Witz verspricht sich Ohnesorg vom Konzert des Trios Dieter Ilg, das sich feinsinnig mit Verdis „Otello“ auseinandersetzen will (in der Stadthalle Rheinberg).

Begonnen aber wird das Festival in Mülheim, mit der jungen georgischen Pianistin Khatia Buniatishvili. Der schon traditionelle Preis des Klavier-Festivals wird an die Russin Elisabeth Leonskaja vergeben, die seit jeher zu den beliebten und berühmten Interpretinnen dieses musikalischen Reigens zählt.

Die Besten der Besten präsentieren sich

Demgegenüber werden sich die Besten der Besten, junge Preisträger internationaler Wettbewerbe, beim Festival präsentieren. Und das Publikum von morgen soll im Rahmen des Education-Projektes gebührende Beachtung finden. Leiter Tobias Bleek stellte drei Schwerpunkte vor: einen Workshop und ein Familienkonzert, die sich mit den Fantasiewelten Maurice Ravels beschäftigen, eine Hommage an den ungarischen Komponisten György Kurtág sowie Workshop und Konzert über Debussys Klangfarben.

Zum Finale bittet das Festival dann erneut in die Essener Philharmonie. Dort steht ein jazziger Ausklang auf dem Programm, mit dem Pianisten Benny Green und dem Bundesjazzorchester unter Leitung von Jiggs Whigham.