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Kein Ende hörbar und erst recht kein Ende des Erfolgs: Plácido Domingo wird am Freitag 70 Jahre alt. Trotz gewisser Altersspuren klingt die Stimme des spanischen Startenors noch immer beeindruckend glanzvoll.

Placido Domingo. Foto:ddp
Placido Domingo. Foto:ddp © ddp

Erst drei Jahre nach dem Tod von Birgit Nilsson durften die Notare einen Brief öffnen, in dem die Jahrhundert-Sopranistin aufgeschrieben hatte, wer der erste Träger des nach ihr benannten Preises sei. Es war Plácido Domingo. Der Ritterschlag durch eine Wagner-Heroine wird ihn gewiss noch ein bisschen mehr gefreut haben als die knappe Million Euro, die er mit sich brachte.

Das war 2008 und Plácido Domingo befand sich schon da in einem Alter, in dem andere längst den Seniorenpass der Bahn nutzen. Er nicht. Den Ballast allzu heikler Tenor-Partien hatte er ohnehin abgeworfen, erste Schritte eine Etage tiefer hatte er Richtung Bariton-Fach gemacht. Er ist ein Liebling des Publikums. Einen Liebling lässt man nicht gehen. Und wenn er selbst gern noch ein bisschen bleiben möchte - umso besser. Als was, das kann sich der am 21. Januar 1941 in Madrid geborene und ab seinem achten Lebensjahr in Mexiko aufgewachsene Domingo längst aussuchen.

130 verschiedene Rollen im Lebens-Repertoire

Als Dirigent? Kein Problem, er stand schon von München bis New York an den Pulten. Als Operndirektor? Längst Routine - in Washington zog er jahrelang die Intendantenfäden. Aber als Tenor? Auch das lässt sich mit 70 machen, wenn man seine Karriere so klug gebaut hat und Vorsicht walten lässt in der Auswahl seiner Altersrollen (130 verschiedene hat er im Lebens-Repertoire). Tatsächlich ist eben seine erste Studio-Aufnahme von Giordanos Fedora erschienen. Die Partie des Graf Loris („Amor ti vieta“) ist glücklicherweise kein Monsterbrocken wie der „Troubadour“ oder jene Wagner-Partien, denen der gereifte Sänger sich sogar in Bayreuth stellte.

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Von DerWesten

Aber trotz gewisser Altersspuren klingt Domingos Stimme noch immer beeindruckend glanzvoll und charakterscharf, vor allem tief empfunden: Rollennähe war ein Schlüssel zu seinem Charisma, nicht das Herauskatapultieren hoher „C’s“ seines Freundes, seines Rivalen Luciano Pavarotti. Wer Domingo als Verdis „Otello“ hörte und sah, die rasende Studie eines verzweifelt liebenden Außenseiters, hat das nie vergessen. Und ihm sogar verziehen, dass er sich einem ertragreichen Stadien-Tingeltangel hingab und als einer von „Drei Tenören“ ein Pseudonym für leicht verdauliche Gesänge unter freiem Himmel schuf.