Bochum. .
Starauflauf in Bochum zur Verleihung der 1Live-Krone. Die Fans warten in Eiseskälte Stunden am roten Teppich und werden für ihr Ausharren auch belohnt .
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Kronen? Bibber! Mützen wären rund um die Bochumer Jahrhunderthalle angebrachter gewesen. Aber eine Mützen-Verleihung würde natürlich nicht ganz so glanzvoll rüberkommen. Also bleibt die WDR-Welle 1Live auch bei der kältesten Ausgabe in der elfjährigen Geschichte des Radiopreises bei den zwar majestätischen, aber luftigen Kopfbedeckungen. Eingefasst in Glaskugeln darf jeder ausgezeichnete Künstler so eine Trophäe mitnehmen.
„Die Fantastischen Vier“ – fantastisch fit. Im letzten Jahr kamen sie noch als Bühnen-Opas angetattert. Mit Gehhilfen und angeklebten grauen Bärten. Ein Jux, weil sie für ihr Lebenswerk ausgezeichnet wurden. Dieses Jahr sind sie wieder putzmunter und räumen für das „Beste Album“ ab. Thomas D. verrät sein Schönheitsgeheimnis: „Die Krone wirkt wie eine Verjüngungskur. Vielleicht werden wir nächstes Mal als beste Newcomer ausgezeichnet.“ Er bespricht sich an diesem Abend intensiv mit dem Grafen von Unheilig. Da haben sich zwei gefunden. Sie scheinen auch beide denselben Friseur zu haben.
Grinsender Raab
Das alte Gemäuer hat zwar schon über hundert Jahre auf dem Buckel, so viel Prominenz der Kategorien A bis D trifft sich hier aber erst seit der jüngeren Vergangenheit regelmäßig. Die 1Live-Kronen werden seit 2006 einmal jährlich in der ehemaligen Maschinenhalle für Hochöfen verliehen. An Stars aus der deutschen Musikszene. Weil diese Szene auf eine Art recht überschaubar ist, sind einige von ihnen Dauergäste für diese Radio-Gala.
Nur eine, die ist zum ersten Mal da: Lena. Sie ist im Laufe der letzten neun Monate zum Medienprofi gereift, sieht eine Kamera, greift sich ins frisch durchlockte Haar, zeigt mit dem Zeigefinger in Richtung Linse, gerade so, dass ihr Oberarm-Tattoo kurz unter dem Pullover hervorblitzt. Stefan Raab sitzt im Publikum und grinst mit beiden Mundwinkeln bis zum Hinterkopf, während Lena wie ein Profi über Oslo erzählt: „Das war ein Schockzustand. Das ist ein bisschen so, als ob man einen Autounfall hat.“ Nur: Als sie die Krone für die beste Single verliehen bekommt, kommt statt einer Dankesrede nur Quatsch heraus. Und dafür lieben sie die Fans noch mehr.
Perfekte Sause
Die meisten anderen waren schon einmal da, denn Stars kommen stets gerne zu diesem festlichen Anlass ins Ruhrgebiet. Sie staunen über die Architektur der Jahrhunderthalle, schauen zu, wie die Scheinwerfer auf dem Vorplatz nach den Schneeflocken züngeln und treffen sich zum vorweihnachtlichen Plausch unter ihresgleichen. Advent, Advent, die Bühne brennt. Für viele die perfekte Weihnachtssause. Prost! Die Fans sehen das anders. Frost! Sie warten stundenlang vor der Halle. Dort draußen am Roten Teppich bibbern sie mehr, als ein Nichtschwimmer vor dem Sprung vom Zehn-Meter-Turm. Fanfreundlicher wäre eine Sommer-Krönung.
Immerhin: Judith Holofernes von Wir sind Helden, Eva Briegel von Juli, Steffi („Steffiieeee!“) von Silbermond oder auch die Fetten Brote: Viele Stars zeigen sich publikumsfreundlich und schreiben so lange Autogramme, bis ihre Finger zu erfrieren drohen.
Tolle Gewinner
Insgesamt acht Kronen werden an diesem Abend unter die Leute gebracht. Unterbrochen von einer Show, in der die Moderatoren Olli Briesch und Michael Imhof ihren kleinen, subjektiven Rückblick auf das Musikjahr präsentieren, der auch die Loveparade-Katastrophe nicht ausklammert. Genau so wenig Lenas Songcontest, bei dem 1Live Geburtshilfe leistete. In sechs Kategorien durften die Radiohörer abstimmen, wer gewinnen soll. In zwei Kategorien hatte die 1Live-Redaktion das letzte Wort: Sie findet, dass Schauspieler Christian Ulmen („Maria, ihm schmeckt’s nicht“) für seine Rolle als verpeilter Uwe Wöllner den Preis für die „Beste Comedy“ verdient hat – was bei manchem Kenner Kopfkratzen auslöst. Anders als der Sonderpreis für Stefan Raab, den Lena-Macher. Er bekommt die Krone von dem Mann, der den Preis eigentlich selbst verdient hätte: von Helge Schneider. Dem wahren Star des Abends.