Köln. .

Erst begeisterte er die Köln-Arena, tags drauf beehrte das Publikum in Dortmund: Marius Müller-Westernhagen und seine Fans feierten ein richtiges Rockkonzert mit alten Hits, großen Gefühlen und brennenden Feuerzeugen

Zu manchen Konzerten geht man mit einem gewissen Magengrummeln. So auch zu Westernhagen, der am Samstag Köln und tags drauf Dortmund beehrte. Die letzten Live-Erlebnisse mit dem Sänger, 2005 auf Comeback-Tour mit „Nahaufnahme“ und 2008 beim „60th Birthday Bash“, waren gewöhnungsbedürftig. Und, abgesehen von der Band und dem Gefühl, den eigenen Lebensweg im Zeitraffer von Stücken wie „Mit 18“, „Freiheit“ oder „Schweigen ist feige“ zu durchleben, auch nicht unbedingt überzeugend.

Letztes Jahr hat Westernhagen mit „Williamsburg“, nach vier Jahren Pause, ein Album mit neuen Stücken heraus gebracht. Die zumindest ließen hoffen. Kein Vergleich zur pathetisch-peinlichen „Nahaufnahme“, sondern vielmehr eine solide Mischung von erdigen Blues-Songs, rockigen Balladen und souligen Kompositionen mit kurzem Schlenker zur Countrymusik. Kein Schnickschnack, kein Firlefanz. Aber live?

Dandy-Halstuch und Strohhut

150 Minuten, 18 Stücke und acht Zugaben später ist man schlauer. So ein Konzert betitelt sich quasi von selbst: „Wieder hier“. Der Titel der zweiten Single-Auskopplung vom 1998er-Album „Radio Maria“ steht leitmotivisch über diesem wundervollen Abend. Auch wenn das Westernhagen-Hasser, und die gibt es, nicht gerne hören werden. Sicher, der gebürtige Düsseldorfer, der im Dezember 62 Jahre alt wird, gewandet sich exzentrisch. Aber so lange er solche Auftritte hinlegt, kann man ihm auch das dramatisch geschlungene Dandy-Halstuch überm schwarzweiß gepunkteten Hemd, die dunkel verglaste Nickelbrille und die viel zu dünnen Beine in den viel zu engen Hosen verzeihen. Sogar den zylinderartig hohen Strohhut, den er beim Zugabenteil trägt, kann man ignorieren.

Westernhagen live

Marius Müller Westernhagen 2010 in der Westfalenhalle Dortmund. WR-Bild: Ralf Rottmann
Marius Müller Westernhagen 2010 in der Westfalenhalle Dortmund. WR-Bild: Ralf Rottmann © Ralf Rottmann
Marius Müller Westernhagen 2010 in der Westfalenhalle Dortmund. WR-Bild: Ralf Rottmann
Marius Müller Westernhagen 2010 in der Westfalenhalle Dortmund. WR-Bild: Ralf Rottmann © Ralf Rottmann
Marius Müller Westernhagen 2010 in der Westfalenhalle Dortmund. WR-Bild: Ralf Rottmann
Marius Müller Westernhagen 2010 in der Westfalenhalle Dortmund. WR-Bild: Ralf Rottmann © Ralf Rottmann
Marius Müller Westernhagen 2010 in der Westfalenhalle Dortmund. WR-Bild: Ralf Rottmann
Marius Müller Westernhagen 2010 in der Westfalenhalle Dortmund. WR-Bild: Ralf Rottmann © Ralf Rottmann
Marius Müller Westernhagen 2010 in der Westfalenhalle Dortmund. WR-Bild: Ralf Rottmann
Marius Müller Westernhagen 2010 in der Westfalenhalle Dortmund. WR-Bild: Ralf Rottmann © Ralf Rottmann
Marius Müller Westernhagen 2010 in der Westfalenhalle Dortmund. WR-Bild: Ralf Rottmann
Marius Müller Westernhagen 2010 in der Westfalenhalle Dortmund. WR-Bild: Ralf Rottmann © Ralf Rottmann
Marius Müller Westernhagen 2010 in der Westfalenhalle Dortmund. WR-Bild: Ralf Rottmann
Marius Müller Westernhagen 2010 in der Westfalenhalle Dortmund. WR-Bild: Ralf Rottmann © Ralf Rottmann
Marius Müller Westernhagen 2010 in der Westfalenhalle Dortmund. WR-Bild: Ralf Rottmann
Marius Müller Westernhagen 2010 in der Westfalenhalle Dortmund. WR-Bild: Ralf Rottmann © Ralf Rottmann
Marius Müller Westernhagen 2010 in der Westfalenhalle Dortmund. WR-Bild: Ralf Rottmann
Marius Müller Westernhagen 2010 in der Westfalenhalle Dortmund. WR-Bild: Ralf Rottmann © Ralf Rottmann
Marius Müller Westernhagen 2010 in der Westfalenhalle Dortmund. WR-Bild: Ralf Rottmann
Marius Müller Westernhagen 2010 in der Westfalenhalle Dortmund. WR-Bild: Ralf Rottmann © Ralf Rottmann
Marius Müller Westernhagen 2010 in der Westfalenhalle Dortmund. WR-Bild: Ralf Rottmann
Marius Müller Westernhagen 2010 in der Westfalenhalle Dortmund. WR-Bild: Ralf Rottmann © Ralf Rottmann
Marius Müller Westernhagen 2010 in der Westfalenhalle Dortmund. WR-Bild: Ralf Rottmann
Marius Müller Westernhagen 2010 in der Westfalenhalle Dortmund. WR-Bild: Ralf Rottmann © Ralf Rottmann
Marius Müller Westernhagen 2010 in der Westfalenhalle Dortmund. WR-Bild: Ralf Rottmann
Marius Müller Westernhagen 2010 in der Westfalenhalle Dortmund. WR-Bild: Ralf Rottmann © Ralf Rottmann
Marius Müller Westernhagen 2010 in der Westfalenhalle Dortmund. WR-Bild: Ralf Rottmann
Marius Müller Westernhagen 2010 in der Westfalenhalle Dortmund. WR-Bild: Ralf Rottmann © Ralf Rottmann
Marius Müller Westernhagen 2010 in der Westfalenhalle Dortmund. WR-Bild: Ralf Rottmann
Marius Müller Westernhagen 2010 in der Westfalenhalle Dortmund. WR-Bild: Ralf Rottmann © Ralf Rottmann
Marius Müller Westernhagen 2010 in der Westfalenhalle Dortmund. WR-Bild: Ralf Rottmann
Marius Müller Westernhagen 2010 in der Westfalenhalle Dortmund. WR-Bild: Ralf Rottmann © Ralf Rottmann
1/16

Gleich mit dem Opener „Jesus“ ist Westernhagen voll da. Und jeder der 14 000 Fans ganz bei ihm. Die Tour-Band ist first class, die Backgroundstimmen von Don Jackson und Della Miles haben es in sich. Della Miles darf ihr Soul-Talent später noch bei „Baby I Want You“ unter Beweis stellen, diesmal da, wo sie eigentlich hingehört – ganz vorne auf der Bühne. Dass „Williamsburg“ die alte Leidenschaft wieder voll entfesselt hat, merkt man beim dritten Stück „Wir haben die Schnauze voll“, das alle, aber auch wirklich alle, mitsingen.

Die Stimme klingt tiefer und weniger gehetzt

Anders als unlängst bei Sting oder Peter Gabriel in der Kölner Arena, ist das hier wirklich ein Rockkonzert. Fast so, wie es früher einmal war. Mit unbestuhltem Innenraum, ohne Pause und mit Fans, die immer dann, wenn’s gefühlvoll wird, keine Handys hochhalten, sondern Feuerzeuge. Westernhagens kratzige Stimme hat wieder mehr Ruhe gefunden, klingt tiefer und weniger gehetzt als auf der Geburtstagstour. Selbst eine Nummer wie „Mit Pfefferminz bin ich ein Prinz“ klingt noch irgendwie frisch.

Auch auf die anderen Lieblinge wie „Es geht mir gut“, „Willenlos“ und „Schweigen ist feige“, „Sexy“ und „Wieder hier“ und, als letzte Zugaben, „Freiheit“ und „Johnny Walker“, muss niemand verzichten. „Der Weg war weit, der Weg war weit“, singt Westernhagen im Refrain der sechsten Zugabe „Engel“. Manchmal lohnt es sich aber trotzdem, ihn zu gehen. Wenn man da wieder ankommt, wo man eigentlich hingehört.