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Vier Jahre hat es bis zum neuen Album gedauert. Aber Juli-Sängerin Eva Briegel war nicht untätig: Sie hat Nachwuchs bekommen.
Den Tour-Bus bauen sie gerade um. „Ein Schlafabteil mit schalldichten Türen kommt rein”, sagt Eva Briegel, Sängerin der Gruppe Juli. Muss sein. Denn Eva ist gerade Mutter geworden. Und Tochter Yoko soll nicht gestört werden, wenn sie mit Mama und der Band unterwegs ist. „Na ja”, sagt Briegel, „ist schon was anderes, so mit Tochter im Musikbusiness. Aber bisher längst nicht so schlimm, wie befürchtet sondern viel leichter, als gedacht.“
Liegt vielleicht auch daran, dass Papa Andy Penn keinen klassischen Bürojob hat, sondern aus der Branche kommt. Penn ist Gitarrist bei „Mia”, wo im Augenblick nichts Dringendes ansteht. So kann er helfen. Kann mal füttern, wickeln oder mit Yoko einen Spaziergang machen. „Manches macht er besser als ich”, lobt Eva und findet es gut, wenn die Lebenssituationen der Partner zueinander passen. Trotzdem „hat sie ein bischen Bammel” vor dem Start der Tour, auf der Juli ab 18. November das neue Album „In Love” präsentieren will. Gerade noch auf der Bühne mit dem Mikro in der Hand und nur Minuten später hinter dem Vorhang mit dem Baby im Arm. „Das könnte komisch werden.”
Auch für die Band. „Ein wenig von der Unbeschwertheit ist weg”, hat Briegel schon gemerkt. „Man muss besser planen.” Andererseits wickelt Klein-Yoko die Jungs, die mit Mama auf der Bühne stehen längst um den Finger. Selbst einen winzigen Tour-Pass haben sie ihr schon gebastelt.
An Briegels Familienzuwachs wird sie also nicht scheitern, die Tournee von Juli. Oder soll man Comeback sagen, vier Jahre nach dem letzten Album? Eva überlegt. „Uns ist das gar nicht so lange vorgekommen”, sagt sie dann. „Es ist ja nicht so, dass wir nichts gemacht hätten. Erst gab es noch Konzerte, dann die Arbeit am neuen Album.”
Synthesizer entdeckt
Gut 18 Monte hat die Band daran gefeilt. „Das ist lange”, gibt die Sängerin zu und räumt ein, dass es keine leichte Produktion war. „Erst einmal musste wir feststellen, ob wir überhaupt noch etwas zusammen machen wollen.” Wollten sie. Nur was? „Jeder hat seine Ideen eingebracht”, sagt Eva. Hat zu Hause am Computer Skizzen entworfen und per Mail verschickt. Ausgearbeitet wurden die Songs gemeinsam im Studio. Wobei die Band nicht immer einer Meinung war, wie sich Briegel erinnert.
Herausgekommen ist die CD „In Love”, auf dem sich trotz des englischen Titels wieder eine deutsche Nummer an die andere reiht. Eingängige Melodien, dazu Texte, die Geschichten des Alltags erzählen. Traurige ebenso wie glückliche. Einfache Sätze, dennoch inhaltsreich. Alles beim Alten? Nicht ganz. Denn was sich mit der Single „Elektrisches Gefühl” andeutete, bestätigt sich auf dem Album. Juli ist musikalisch vielseitiger geworden, hat auch den Synthesizer für sich entdeckt. „Gitarren-Pop mit deutlich elektronischem Anklang” nennt Eva, was manchen Hörer zunächst verwirrt. Weil er es so nicht kennt von Juli. Bis Eva beginnt zu singen mit ihrer unverwechselbaren Stimme und keinen Zweifel daran lässt, welche Band hier aus den Boxen kommt.
Trotzdem wird es wahrscheinlich nicht einfach, an alte Erfolge anzuknüpfen. Kaum ist noch etwas zu sehen von der zweiten Neuen Deutschen Welle, auf der neben „Juli” auch „Silbermond” oder „Wir sind Helden” in die Charts surften. Das hat zwar den Vorteil, dass die Vergleiche wegfallen, die Briegel nie gemocht hat. Andererseits macht es vorsichtig. Juli hat jedenfalls erst einmal kleinere Hallen gebucht für die Tour. Weil sie ein wenig Sehnsucht haben, nach den Club-Feeling vom Beginn ihrer Karriere. Wo sie ganz nah dran waren an ihrem Publikum. Aber auch, weil sie nicht genau wissen, wo sie stehen. „Wir wollen”, sagt Eva Briegel, „erst mal sehen, wer jetzt so alles zu unseren Konzerten kommt.”