Eine Band wird erwachsen: Mit „In Love“ (von Null auf Platz vier in den Charts) haben die Deutschpopper Juli ein ziemlich reifes Album vorgelegt. Zudem durften sich Frontfrau Eva Briegel und ihr Freund Andy, Gitarrist der Band Mia., kürzlich über Nachwuchs freuen.
Eva, hat eure Tochter schon einen Namen?
Eva: Ja, sie heißt Yoko.
Interessant. So heißt auch die Frau, die angeblich die Beatles auseinandergebracht hat...
Eva: (lacht) Ja, aber Yoko Ono hat nichts damit zu tun, dass sich die Beatles aufgelöst haben! Und selbst wenn sie dafür verantwortlich gewesen wäre, wäre es eine gute Tat gewesen. Denn die Beatles hätten kein wirklich gutes Album mehr aufgenommen.
Kommen wir zu eurem neuen Album: „In Love“ klingt elektronischer als seine Vorgänger.
Eva: Ja, wir sind mit der elektronischen Subkultur ein wenig auf Tuchfühlung gegangen. Es gibt schließlich nichts Schlimmeres, als wenn man einen Stil konserviert. Spätestens nach fünf Jahren ist das so was von grottig. Man muss sich weiterentwickeln, sonst wird man zu einer Karikatur seiner selbst.Ein neuer Sound birgt auch immer Risiken. Kennst du Zukunftsängste? Nach dem Motto: Wenn es mit der Platte nicht klappt, muss ich mir vielleicht was anderes suchen?Eva: Das kann man jederzeit denken und natürlich auch jederzeit tun. Aber wir sind ja alle Musiker geworden, weil wir eben nicht jeden Tag ins Büro gehen wollen.
Trotzdem singst du in einem Song, dass du dich wie eine Maschine fühlst. In welchen Momenten ist das so?
Eva: Wenn sich Termine derart häufen, dass man kaum mehr zum Atmen kommt. Wir waren als Band lange Zeit in so einer Art Verwertungsmaschinerie gefangen. Das wollten wir nicht mehr.Deshalb die vierjährige Pause?Eva: Auch. Und ganz ehrlich: Ich hatte keine Lust mehr!Ihr stammt alle aus Gießen, inzwischen wohnt ihr aber in verschiedenen Städten. Leidet die Gruppendynamik nicht unter so einer Fernbeziehung?Eva: Nein. Nicht mehr 24 Stunden im Tourbus aufeinanderzusitzen, hat uns sehr gutgetan. Und es ist ein Mythos, dass man als Band 20 Jahre in einer WG wohnen kann, Spaß miteinander hat und alles so frisch ist wie am ersten Tag.Ist eure Band jetzt also mehr eine Zweckgemeinschaft?Eva: Nein, das würde auch gar nicht gehen. Bei uns ist es eher so, das alles ein wenig unkonventioneller geworden ist und jeder seinem Herzen ein wenig mehr folgt.
Juli gibt es jetzt seit zehn Jahren, „Perfekte Welle“ erschien vor sechs Jahren. Kommt dir das wirklich so lang vor?
Eva: Mir kommt es sogar noch länger vor. Wenn ich zurückdenke an unsere erste Clubtour: Da war ich Mitte 20 und hatte das Lebensgefühl einer 19-Jährigen. Jetzt bin ich 31, habe eine kleine Tochter und mir kommt es vor, als wäre das alles Jahrzehnte her.
Und jetzt geht’s mit Yoko auf Tour. Eine Doppelbelastung?
Eva: Nein. Wir haben das so eingerichtet, dass mein Freund gerade Pause macht. Danach darf er eine Platte machen und ich kümmere mich um Yoko. Solange sie noch so klein ist, müssen sich eben zwei Bands nach ihr richten.
Juli live auf „In Love“-Tour:
18.11. Olsberg (Konzerthalle), 19.11. Köln (E-Werk), 24.11. Dortmund (FZW).
Karten (ca. 32-34 €) gibt es inunserem TICKET-SHOP unter www.DerWesten.de/tickets