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Das zweite Album von MGMT ist da. Es heißt „Congratulations“, und man kann den New Yorkern zu ihrer Standhaftigkeit gratulieren. Die Platte will nicht jedem gefallen. Und ist deshalb ziemlich gut geworden.

Die ersten fünf Minuten klingen so, als hätte man sich in der Tür geirrt. Morrissey, Velvet Underground, Air und die Beach Boys würden dort bei mehreren Kannen Chai Latte im Hinterzimmer eines New Yorker Clubs sitzen und auf die seltsame Idee gekommen sein, gemeinsam Musik zu machen. Aber genau so klingt „It’s Working“, der erste Track auf „Congratulations“, dem zweiten Album der New Yorker Band MGMT. Und so verrückt geht es weiter.

Es klingt immer noch hippiemäßig

Vor drei Jahren war das noch ein wenig übersichtlicher. Als Ben Goldwasser und Andrew Van Wyngarden 2007 ihre erste Platte als MGMT veröffentlichten, fühlten sich alle im Independent-Land total hippiemäßig an die 60er Jahre erinnert. Nur die wenigsten konnten beurteilen, ob das auch stimmt. Aber mit wichtigen Musikrichtungen ist es ja so wie mit legendären Partys. Hinterher wollen alle dabei gewesen sein, jeder erinnert sich ein bisschen anders und malt die eigenen Exzesse und das Beben der anderen in schillerndsten Farben. Aber gut, als Arbeitshypothese ist die Behauptung, dass die Musik von MGMT im Jahre 2007 ganz schön hippiemäßig ‘rüberkam, schon okay.

Es gibt kein neues „Kids“

Um es gleich zu sagen: Unbedingt tanzbare Indie-Hits wie „Kids“ auf dem Debüt „Oracular Spectacular“ sucht man auf dem neuen Album vergeblich. Für DJs in Indie-Discos mag das eine ziemlich enttäuschende Erfahrung sein, konnten sie doch ohne schlechtes Gewissen einen Tanzflächenfüller auflegen, der distinktionsfreundlich und gleichzeitig cabriotauglich war. Dafür werden sich MGMT allerdings kaum entschuldigen. Für die neue Single „Flash Delirium“ haben sie es seltsamerweise getan, sie sei einfach zu schlecht. Das stimmt allerdings nicht.

„Congratulations“ treibt in 45 knackigen Minuten wilde Elektroblüten, es gibt aber auch Orgeln und Chöre, Glockenspiele und E-Gitarren. Und ja: Es klingt immer noch hippiemäßig. Aber auf die dekadente, edle Tour unserer Dekade.

Prätentiös und schwer zugänglich

Man kann „Congratulations“ als unheimlich prätentiöses, schwer zugängliches Album brandmarken und wie einst die Hip-Hop-Gruppe Fünf Sterne Deluxe sagen: „Ganz lustig was ihr da macht, aber auf mich wirkt ihr wie ausgedacht.“ Man kann es aber auch richtig genießen, weil MGMT keineswegs vergessen haben, wie man eingängige Melodien schreibt. Sie sind nur besser versteckt. Fast scheint es so, als wollten sie mit dem zweiten Album nicht gefallen. Wohl deshalb ist es so gut geworden.

Im Netz gibt es „Congratulations“ kostenlos als Stream.