Essen. 41 Millionen Zuhörer hat die Radio-Show von Armin van Buuren jede Woche. Im Exklusiv-Interview spricht der Niederländer über seine Philosophie, emotionale Momente und deutsche Festivals wie Parookaville und den World Club Dome.

„Wir haben die Kunst, damit wir nicht an der Wahrheit zugrunde gehen“ - am Anfang standen die Worte von Friedrich Nietzsche. Dieses Zitat zierte auf Deutsch die Wand eines Wohnzimmers in der niederländischen Stadt Leiden. Dort wo Armin van Buuren aufgewachsen ist: „Das ist die Philosophie meiner Familie“, erklärt der DJ-Weltstar, der daraus seinen Leitspruch gemacht hat.

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„Es gibt so viel Unglück und Schmerz in der Welt. Die Kunst ist ein Weg zu einer besseren Welt", beschreibt der 41-Jährige im Gespräch mit der Redaktion. "Bilder, Reime, Skulpturen und die Musik geben dem Leben Farbe". Armin van Buuren hat schon als Kind für sich die Schönheit der Musik entdeckt. "Mein Vater war Arzt. Zur Entspannung von seinem stressigen Job hörte er sehr laut Musik". Da sein Kinderzimmer schräg über dem Wohnzimmer lag, spürte er abends im Schlaf die Vibrationen. "Aber ich bin davon nicht aufgewacht. Es fühlte sich gut an", erinnert er sich in einem TV-Porträt.

Armin van Buuren wurde fünfmal zum besten DJ der Welt gewählt

Armin van Buuren wurde bereits fünfmal zum besten DJ der Welt gekürt. (Foto: Imago)
Armin van Buuren wurde bereits fünfmal zum besten DJ der Welt gekürt. (Foto: Imago)

Der Traum, selbst erfolgreich Musik zu machen, sollte in Erfüllung gehen. Inspiriert von Jean-Michael Jarre und Ben Liebrand hat sich Armin van Buuren seit mehr als 20 Jahren der Kunst der Elektronischen Musik verschrieben. Fünfmal wurde er bereits zum besten DJ der Welt gekürt - bei der letzten "DJ Mag"-Wahl landete er auf Platz 3. Mit seinem Musik-Stil Trance sorgt der Niederländer auf den größten Festivals wie Tomorrowland, Ultra und Parookaville bei Zehntausenden Menschen für Glücksgefühle.

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"Bei Trance dreht sich alles um Emotionen", beschreibt Armin van Buuren. Es sei der elektronische Musik-Stil, der am ehesten der Klassik nahe kommt: "Eine schöne Melodie kann so kraftvoll sein". Um die Welt gegangen ist ein magischer Moment während eines fünfstündigen Auftritts beim Untold Festival in Rumänien. "Da war ein Mädchen in der erster Reihe, die alle zwei, drei Tracks in Tränen ausbrach. Sie war so glücklich und voller Emotionen", erinnert sich der DJ. Nach vier Stunden war ich selbst etwas müde und auf einmal fing sie wieder an zu weinen. Da war es auch um mich geschehen". Ergriffen prustete er mehrfach die Backen auf, während er sich seine eigenen Tränen aus dem Gesicht wischte.

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Niederländischer DJ will die Menschen mit Emotionen berühren

Für diese Authenzität und Leidenschaft wird Armin van Buuren von seinen Fans geliebt. "Für mich lässt Musik die Luft erzittern. Wenn dich dieses Vibrieren in deinem Gehirn ergreift, kann es unglaubliche Gefühle auslösen", beschreibt der sympathische DJ seine Liebe zu Trance. "Ich möchte die Menschen mit meiner Musik berühren und so ihr Leben etwas schöner machen. Das ist der Grund, warum ich DJ geworden bin."

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Deshalb sieht es Armin van Buuren gerne als Herausforderung auch denjenigen die Freude an seiner Musik zu vermitteln, die vielleicht gar keine Fans von ihm sind, sondern nur Freunden zuliebe mitgekommen sind. So beobachtet Armin van Buuren während seiner DJ-Gigs in Clubs - etwa wie im Kölner Bootshaus – nicht nur die Gesichter in den ersten Reihen, sondern auch die Besucher, die etwas abseits oder an der Bar stehen. „Mein Job als DJ ist es, auch sie zu überzeugen und ihnen einen schönen Abend zu bescheren“, erklärt die Trance-Ikone. Diese Fähigkeit lernte Armin van Buuren in den Anfängen seiner Karriere, als er noch vor 50 Leuten in einem Club spielte.

Viel Lob von Armin van Buuren für Cosmic Gate

Zu den wenigen deutschen Trance-Acts, die auch international Stars sind gehört das Duo Cosmic Gate, das seine Wurzeln am Niederrhein hat. Sie sind regelmäßig bei den "A State of Trance"-Events von Armin van Buuren zu Gast. Der Niederländer ist voll des Lobes für die Deutschen: "Claus ist ein absolutes Genie und einer der besten Produzenten der Welt. Bossi hat dazu stets großartige Ideen. Ich liebe diese Jungs."

Erstmals als Produzent machte er 1997 auf sich aufmerksam mit der Single "Blue Fear". Im Laufe der Jahre hatte er zahlreiche Club-Hits, aber erst 2013 gelang ihm mit "This It What It Feels Like" sein erster Welthit. "Bei jedem produzierten Lied lernte ich etwas dazu, was mich näher an den großen Erfolg gebracht hat", so van Buuren.

Der König begrüßte Armin van Buuren persönlich

Wichtig sei, dass man als DJ und Produzent gleichzeitig Akzente setzt und seinen eigenen Style kreiert. Als DJ hatte er bis dahin bereits fünfmal den Olymp als weltbester seines Fachs erklommen. Ein besonderer Höhepunkt seiner Karriere waren die Feierlichkeiten zur Inthronisation des niederländischen Königs. Als er ein Konzert samt Orchester gab, unterbrach Willem-Alexander spontan seine Hafenrundfahrt, um van Buuren persönlich zu begrüßen.

Armin van Buuren ist begeistert von der Swedish House Mafia

Armin van Buuren ist davon überzeugt, dass die Reunion der Swedish House Mafia beim Ultra Music Festival in Miami keine einmalige Sache war. "Es war ein großartiger Moment und ein sehr cleverer Hype. Die Rückkehr ist sehr wichtig für die Dance-Music", betont der Niederländer. "Ich denke, es werden weitere Auftritte folgen". Das Live-Set der Swedish House Mafia wurde bereits millionenfach im Internet angeschaut.

Während er als DJ von Festival zu Festival durch die Welt jettet, etablierte er mit "Armin Only" als DJ-Konzert eine eigene Marke. 2017 kamen zu einem "Best of" an zwei Tagen über 80.000 Besucher in die Amsterdam-Arena.

Bei der Gestaltung seiner Auftritte lässt er sich stets viel Raum für Improvisationen. "Viele DJs planen methodisch jede Sekunde ihres Sets, dabei kann während eines Auftritts so viel passieren, was den ganzen Plan über den Haufen wirft". Bei Festivals hat er stets über 50 Tracks dabei, für sein zweistündiges DJ-Set im Bootshaus Köln bereitete er sogar über 200 Lieder vor.

Radio-Show "A State of Trance" hat 41 Millionen Zuhörer

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Eine ideale Plattform, um Songs vorab zu testen, besitzt Armin van Buuren mit seiner Radio-Show "A State of Trance", die wöchentlich erscheint und bereits 850 Folgen hat. Seit einem Jahr hat Armin van Buuren mit seinem Partner Ruben de Ronde dafür extra ein Studio in Amsterdam eingerichtet, aus dem gesendet wird. Hunderttausende verfolgen die Show jeweils bei Facebook und Youtube.

Zudem wird sie von zahlreichen Radio-Stationen in über 140 Ländern übertragen - inklusive Trinidad-Tobago, Burundi, Libanon und Sri Lanka. Nach Angaben des Distributors kommt "A State of Trance" auf 41 Millionen Zuhörer. "Klingt viel, aber es macht mich nicht reich", verrät der DJ. "Mir ist es wichtig, meine Fans zu erreichen - mit der Show oder auch mit meinem Vlog" - eine Art Tour-Tagebuch, das wöchentlich bei Facebook und Youtube erscheint.

Armin van Buuren und seine Ehefraue Erika van Thiel bei einer MTV-Veranstaltung. (Foto: Imago)
Armin van Buuren und seine Ehefraue Erika van Thiel bei einer MTV-Veranstaltung. (Foto: Imago)

Denn trotz aller Reisen kann er in manchen Ländern aus zeitlichen oder organisatorischen Gründen nur selten oder gar nicht auftreten. Schließlich hat er noch eine Familie mit zwei kleinen Kindern. "Ich mag es nicht zu reisen, weit weg von zuhause zu sein - und ich hasse Jetlags. Wenn ich etwa aus Australien komme und morgens um 4 Uhr aufwache und nicht mehr einschlafen kann."

Armin van Buuren schöpft Kraft und Kreativität aus seiner Familie

Sein Nachwuchs hat gleichwohl einen sehr positiven Einfluss auf seine Kreativität. "Seit der Geburt meiner Tochter 2011 bin ich noch viel produktiver geworden und habe mehr Songs geschrieben als vorher", verrät Armin van Buuren. Weil er möglichst viel Zeit mit seiner Familie verbringen will, sei er wesentlich fokussierter, wenn es ins Studio geht.

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Im Sommer macht Armin van Buuren mehrfach Station in Deutschland: Beim Airbeat One Festival in Neustadt-Glewe (13. Juli), in Parookaville (Weeze/22. Juli), beim New Horizons am Nürburgring (24. August) und bei Loolapalooza in Berlin (8. September). "Ich bin sehr überrascht von Festivals wie Parookaville und dem World Club Dome. Da gehen zehntausende Menschen hin - woher kommen die auf einmal?", fragt sich Armin van Buuren, der früher eher selten in Deutschland aufgelegt hat. "Hier gibt es eine neue Generation, die mit Dance-Musik aufwächst und sie liebt. Ich bin sehr glücklich, dass ich ein Teil davon sein darf."

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