Frankfurt. . Soooo viele Bücher - und die vielen Menschen: Eine Übersicht über die Frankfurter Buchmesse zu bekommen, ist auch eine Kunst für sich. Wir haben uns für Sie in Frankfurt umgeschaut und verraten, was Sie keinesfalls verpassen sollten. Und: Worüber man spricht.

Die Helsingin Kaupunginkirjasto ist auch da, mit einem quietschrosafarbenen Bus und riesigen, einladenden Kissen auf dem Asphalt davor: Der Stadtbücherei-Bus aus Helsinki parkt im Zentrum der Frankfurter Messehallen und verdeutlicht einmal mehr das Völkerverbindende, das dem Buch innewohnt. Was die diesjährige Frankfurter Buchmesse außer dem Vollgas-gebenden Gastlandauftritt sonst noch bewegt, lesen Sie hier – von A bis Z.

A mazon
Der Online-Händler bietet für sein Lesegerät Kindle nun also eine Stadtbücherei-artige Ausleihe (siehe auch: Flatrate). Na und? Die App „Skoobe“ bietet zum gleichen Preis immer noch mehr, Neugründungen wie Readfy drängen auf den Markt, der Blogger Sascha Lobo plant – mit namhaften Verlagen – das ganz große Ding: eine Social-Reading-Plattform namens Sobooks. Und die Autorenproteste gegen Amazons Geschäftspraktiken reißen nicht ab.

B uchmarkt
Fast zehn Milliarden Euro setzt der deutsche Buchmarkt jährlich um, damit ist er nach den USA der zweitgrößte der Welt. Annähernd 100.000 Titel werden jährlich produziert, ein Drittel davon gehen aufs Konto der Belletristik. Und das Gedränge in den Messehallen lässt darauf schließen, dass jeder der 100.000 Autoren noch zwei bis drei Verwandte mitgebracht hat…

E -Book
Der Umsatzanteil der E-Books lag 2013 bei 3,9 Prozent (2012 waren es noch 2,4 Prozent). Wie darauf zu reagieren sei, wird in Frankfurt auf und neben den Podien diskutiert.

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Die ersten Verlage haben bereits eigene E-Book-Reihen: Die „edition suhrkamp digital“ will schnell auf ­öffentliche Debatten reagieren. Der soeben gegründete Hanser-Digitalverlag setzt auf kleine Texte großer und bekannter Autoren. Ullstein feiert in Frankfurt die Gründung seines Blogs resonanzboden.com mit einer Party in einem coolen Café. Das alles verändert auf Dauer das Selbstverständnis der Autoren. Siehe auch: Schriftsteller.

F innland
Hej! Natalia Baczynska Kimberley, Nina Kosonen und Matti Mikkilä haben den finnischen Gastland-Pavillon gestaltet. Wie, die Namen dieser Designer kennen Sie gar nicht? Kein Wunder: So cool sind die Finnen, dass sie einfach mal drei Studenten ans Design ihrer optischen Visitenkarte gelassen haben. Und siehe: Runde Lese-Inseln und ein buntes Spielzimmer mit riesiger Strickspinne locken höchst lässig zum Stöbern.

F latrate
Amazons Flatrate-Modell? Matthias Koch, einst Mülheimer Lehrer und heute Inhaber des Aufbau-Verlags, will eine Teilnahme „nicht ausschließen“. Aber: „Wir werden dort sicher nicht unsere Spitzentitel und Novitäten einbringen“. Schon jetzt „verschenkt“ sein Verlag E-Books – dann sind sie bei Amazon für einen Tag kostenlos zu haben, „da werden dann durchaus so 40.000 E-Books abgerufen“. Lohnt sich das? „Ja – wenn Sie einen Autor zum Bestsellerautor machen wollen.“ Auch die Dortmunder Grafit-Verlegerin Ulrike Rodi sieht das Flatrate-Thema gelassen. Bei Skoobe sind Grafit-Krimis bereits im Programm: „Man muss ja sichtbar bleiben.“

P romis
gucken. Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl hält Hof inmitten eines gewaltigen Presse-Pulks. Ken Follett erklärt auf dem „Blauen Sofa“ in zwei Sätzen das 20. Jahrhundert. Reinhold Messner steht vor einer gipfelhohen Bücherwand. Und Buchpreisträger Lutz Seiler ist am Suhrkamp-Stand umringt von Kamerateams. Promis gucken, das ist die bunte Seite der Messe.

Zwar ist Ken Follett leider nur am Messe-Mittwoch in Frankfurt – aber auch am fürs komplette Publikum geöffneten Wochenende geben sich namhafte Autoren das Mikro in die Hand. So plaudert Freitag um 12 Uhr Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller mit TV-Kritiker Denis Scheck auf der „ARD-Bühne“. Samstag und Sonntag sind die Krimi-Königinnen Nele Neuhaus und Ingrid Noll zu hören, Autor Sebastian Fitzek und das Duo Klüpfel/Kobr. Martin Walker reist aus Frankreich an. Die schreibende „Tatort“-Kommissarin Andrea Sawatzki schaut vorbei, der schreibende Rapper McFitti und der schreibende Musiker Heinz Rudolf Kunze. Freunde schöner Literatur freuen sich über Bodo Kirchhoff, oder – Sonntag – über Ulla Hahn.

S chriftsteller
Elfenbeinturm? Ach was. Die dänische Autorin Janne Teller hat unter dem Motto „Frankfurt Undercover“ Schriftsteller-Kollegen zum Gedankenaustausch eingeladen, es geht um ein paar Ideen zur Weltrevolution. Und unter twitteratur.buchmesse.de schreiben Deutsche wie Zoe Beck und Marc Elsberg Kurzromane. Die schnelle Meinungsbildung, das rasche Bonmot wird von den Autoren immer stärker gefordert. Und geliefert!

U msatz
Um drei Prozent sank der Umsatz der gesamten Branche in den ersten acht Monaten dieses Jahres. Ist es Pfeifen im Walde, wenn der neue Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Heinrich Riethmüller, betont: „Uns ist nicht bange?“ Besonders betroffen sind die Taschenbücher – denn hier macht sich die E-Book-Konkurrenz am deutlichsten bemerkbar. Ausgerechnet! Die Taschenbücher waren die E-Books der 50er-Jahre.

Z eiten und Preise
Die Buchmesse läuft bis Sonntag, 7000 Aussteller aus 100 Ländern. Privatbesucher nur Samstag (9 bis 18.30 Uhr) und Sonntag (9 bis 17.30 Uhr): Tageskarte 18, ermäßigt zwölf Euro, Wochenendticket 26 Euro, Familienkarte 44 Euro.