Essen. . Vom Insel-Krimi bis zur leidenschaftlichen Liebesgeschichte, von Jugenderinnerungen an träge Sommertage bis hin zum Porträt eines ehrgeizigen Wettkampf-Schwimmers: Aus gegebenem Anlass stellen wir Bücher vor, die Sommergefühle wecken.
Sechs Wochen Ferien – so viel Zeit zum Lesen! Wir stellen sechs Bücher vor, die Sommergefühle wecken.
Die Sommer unserer Jugend
Anna lebt mit ihrer Familie in Amerika, aber jeden Sommer verbringt sie in ihrer Heimat Polen. Im Schwimmbad von Kielce hängt sie mit ihren Freundinnen Justyna und Kamila ab, zum Jungsgucken, Lästern, Träumen. Dagmara Dominczyk, US-amerikanische Autorin mit polnischen Wurzeln, ruft mit „Wir träumten jeden Sommer“ (Insel, 285 S., 19,95 €) Erinnerungen wach: diese Stimmung zwischen Trägheit und geheimer Erwartung, die kindlichen Ängste und höchst erwachsenen Sehnsüchte. Zugleich erzählt sie, was aus den drei Freundinnen wurde, die erst ein tragischer Todesfall wieder zusammenbringt.
Spannendes von der Insel
Auf Öland sind die Sommergäste angereist, um Mittsommer zu feiern. Einer von ihnen aber ist hier, um Rache zu nehmen. . . So filmreif die Kulisse – schroffe Felsen, Leuchttürme im Nebel, einsame Höfe – auch wirken mag: Der schwedische Krimi-Autor Johan Theorin beschreibt hier eine Ostseeinsel, die Teil seiner eigenen Geschichte ist: Seine Vorfahren waren Fischer und Landwirte auf Öland. Mit „Inselgrab“ (Piper, 480 S., 19,99 €) beendet Theorin nun sein Öland-Quartett.
Der Schwimmer
Christos Tsiolkas, als Sohn griechischer Einwanderer in Australien geboren, ist einer der renommiertesten Autoren seiner Heimat. Seinem Erfolgsroman „Nur eine Ohrfeige“ folgt nun „Barrakuda“ (Klett-Cotta, 472 S., 22,95 €): Das Wasser ist Danny Kellys Element, er schwimmt – und gewinnt.
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Er bricht alle Schulrekorde, „ich spüre es, ich weiß es. Ich kann der Beste sein.“ Aber was passiert, wenn ein Gewinner verliert? Wenn Lebensträume ins Wasser fallen, untergehen? Tsiolkas erzählt vom Ehrgeiz eines Sportlers, der sich das Verlierenkönnen erst erkämpfen muss – meisterlich.
Von Meer und Ewigkeit
Die Bretagne scheint fest in der Hand von Jean-Luc Bannalec und seinen Krimis. Die schroffe Schönheit von Felsen und Wasser aber inspiriert auch andere Autoren, die eine Entdeckung lohnen. Norbert Heinrich Holl schickt seinen Ich-Erzähler in „Bretonische Tage“ (Berlin University Press, 304 S., 24,90 €) in ein altes Haus in Plouarec, das einst seinem Großonkel gehörte. Er verliebt sich in Museumswächterin Virginie – und entdeckt die Tragödie zweier Brüder, die seine eigene Familiengeschichte prägte.
Reisen ins Neuland
Muss man noch erzählen, wie großartig, anarchistisch, eigenwillig TC Boyles „Wassermusik“ den Forscher Mungo Park auf Expedition schickt? Das Kultbuch von 1981 hat Dirk van Gunsteren neu übersetzt (Hanser, 576 S., 24,90 €): so lebendig und schnörkellos wie das amerikanische Original. Eine Entdeckung!
Das Hohelied der Liebe
Liebe ist, wenn das Leben aus dem Takt gerät. Immobilienmakler Serge ist 60 und seine hübsche Frau nur halb so alt, die Kinder sind entzückend, sein Leben strahlt im Glanz der Perfektion. Die französische Autorin Veronique Olmi aber, Meisterin der amour fou, schickt ihm: Suzanne. Nicht hübsch, nicht jung. Sie stimmt den Bösendorfer Flügel der Familie und bringt in Serge ganz neue Saiten zum Klingen: denn „sie ist alles, was er nicht kennt“. Serge verfolgt Suzanne quer durch Paris und schließlich bis in ihre Wohnung. „Das Glück, wie es hätte sein können“ (Kunstmann, 223 S., 19,95 €) erzählt von der Unberechenbarkeit der Gefühle – und singt das Hohelied der Leidenschaft, trotz alledem.
Das Buch für die Insel
Oder doch lieber ein „Klassiker“? In „Das Buch der Bücher für die Insel“ (Hanser, 384 S., 21,90 €) stellt Markus Gasser ebensolche vor – von Homer über Thomas Mann bis hin zu Alice Munro und Jonathan Franzen. Eine rasante (See-)Fahrt durch die Literaturgeschichte.