Essen. . Nach den „Feuchtgebieten“ kommt nun auch Charlotte Roches zweiter Roman auf die große Leinwand. Regisseur Sönke Wortmann (Der bewegte Mann, Sommermärchen) bringt „Schoßgebete“ ins Kino, die Geschichte über eine neurotische und schwer traumatisierte Frau und ihre ungewöhnliche Ehe.

Der zweite Film nach einer Buchvorlage von Charlotte Roche drängt auf den Kinomarkt. Seit Wochen schon schürt der Trailer im Kino und in den sozialen Netzwerken im Internet eine Erwartungshaltung die präzise auf Sex und Spaß abzielt. Um das schon mal auf den Punkt zu bringen: Der Trailer lügt, denn „Schoßgebete“ ist keine Komödie.

Eine überspannte Person

Das war das Buch aber auch schon nicht. Es war nur clever darauf hin geschrieben, dass die Heldin Elisabeth nicht nur allein erziehende Mutter, sonder zuerst und vor allem eine reichlich überspannte Person ist, die nur beim Sex nachhaltig Entspannung findet. In Galerist Georg (Jürgen Vogel) hat sie dafür den idealen Partner gefunden, denn der ist reich, geduldig und ziemlich gut bestückt. Auch Elisabeths Psychiaterin Frau Drescher (Juliane Köhler) ist eine geduldige Zuhörerin, die ihre Patientin zwar kurz vor dem Durchbruch zur Genesung weiß, aber die letzte Ziffer im Zeitschloss noch nicht auslösen konnte.

Während Georg mit neuem Sexspielzeug und einem anstehenden Paartermin im Bordell für gute Stimmung zu Hause sorgt, reibt sich Elisabeth in Panikattacken und anderen manisch depressiven Wechselbädern auf, die alle darin fußen, dass am Tag ihrer Hochzeit mit Stefan (Robert Gwisdek) durch einen Autounfall ihre beiden Geschwister ums Leben kamen und ihre Mutter mit schwersten Verbrennungen überlebte.

Horrorszenario von beklemmender Intensität

Es liegt auf der Hand, dass es nicht allein eine Frage der Zeit sein kann, bis jemand einen derart traumatisierenden Schicksalsschlag verarbeitet und abgestreift hat. Im Kern geht es im neuen Film von Sönke Wortmann (Regie) und Oliver Berben (Drehbuch, Produktion) um Selbstfindung inmitten ein wild auswuchernden Seelenlandschaft. Den Unfall inszeniert Wortmann in Rückblenden als modernes Horrorszenario von beklemmender Intensität. Die Gegenwartsebene dagegen gestaltet sich als Puppenstube mit Lavinia Wilson, die das hyperventilierende Luxusweibchen realistisch anlegt, durchaus amüsante Akzente setzen kann, meist aber ein eher nerviges Charisma auftischt und in den Rückblenden einfach zu alt für ihre Rolle ist. Sie sitzt, wie der ganze Film, zwischen zu vielen Stühlen. Das macht die Sache schwierig, in der Anteilnahme und im Amüsement.

Wertung: 2 von 5 Sternen