Essen. . In nur zwölf Tagen verfilmte Hollywood-Regisseur Joss Whedon (“Marvel’s The Avengers“) in seinem Privathaus mit befreundeten Darstellern Shakespeares Komödie “Viel Lärm um Nichts“. Eine neue Interpretation des Stücks liefert sein Film nicht, aber er hat Tempo, Spielwitz und Esprit.
Für seine Fans ist Joss Whedon eine Ikone der Pop-Kultur: Der Amerikaner war Schöpfer weltweit erfolgreicher TV-Serien wie „Buffy – Im Bann der Dämonen“ oder „Angel – Jäger der Finsternis“, außerdem hat er die Drehbücher zu so unterschiedlichen Kinoproduktionen wie „Toy Story“, „Alien – Die Wiedergeburt“ und den Horrorthriller „Cabin in the Woods“ geschrieben. Zuletzt hat er sich auch noch als Action-Regisseur („The Avengers“) einen Namen gemacht.
Zwei verblüffende Kinostunden
Wer all das weiß, noch nie von William Shakespeare gehört hat und auf gut Glück eine Karte für Whedons jüngstes Werk ersteht, wird zwei verblüffende Kinostunden erleben: ohne Dämonen, ohne Superhelden, ohne Farbe. Für den Regisseur selbst, der bei „Viel Lärm um Nichts“ auch als Produzent und sogar Komponist fungiert, ist die Auseinandersetzung mit Shakespeare jedoch nichts Neues: Er lädt schon seit Jahren etablierte Schauspieler und Nachwuchstalente zu Workshops ein, in denen die Werke des großen Dramatikers gespielt werden.
Diesmal hat er quasi die Kamera mitlaufen lassen; auf diese Weise ist in bloß zwölf Tagen nach dem Ende der „Avengers“-Dreharbeiten in Whedons eigenem Haus in Kalifornien ein kleines Meisterwerk entstanden. Der Reiz des Films liegt im Kontrast zwischen den großartigen Shakespeare-Dialogen und dem Ambiente, denn Whedon hat die Romanze in die Gegenwart übertragen. Zunächst mutet es allerdings etwas seltsam an, wenn Männer in modernen Anzügen als Prinz von Aragon oder Gouverneur von Messina vorgestellt werden; nicht minder gewöhnungsbedürftig ist das klassische Englisch mit modernem amerikanischen Akzent.
Aber die hierzulande kaum bekannten Darsteller, allesamt aus Whedons Freundeskreis, sind exzellent, und das Stück, in dem Freunde eine romantische Intrige und Feinde ein hasserfülltes Komplott einfädeln, ist ohnehin zeitlos schön. Gerade die Dialoge des potenziellen Liebespaars Benedick (Alexis Denisof) und Beatrice (Amy Acker) sind von erlesener Bosheit. Der Verleih bringt den Film sowohl in der Originalversion mit Untertiteln wie auch in einer synchronisierten Fassung in die Kinos.
Wertung: vier von fünf Sternen