Essen. . 1950 gewann der Schweizer Hugo Koblet mit 25 Jahren als erster Nicht-Italiener den Giro d’Italia, ein Jahr später die Tour de France. Der Kinofilm “Hugo Koblet – Pédaleur de Charme“ erzählt die tragische Geschichte der Radsportlegende mit Originalaufnahmen, Spielfilmszenen und Interviews.

Die Geschichte des Radsports hält manch schillernde Persönlichkeit zur Wiederentdeckung bereit. Der schweizerische Dokumentarfilm „Hugo Koblet – Pédaleur de Charme“ widmet sich dem Landsmann Hugo Koblet, der 1950 als erster Nicht-Italiener den Giro d’Italia gewann und im Folgejahr sogar bei der Tour de France triumphierte. Koblets sportliches Talent ist aber nur eine Seite der Medaille.

Der Mann war auf attraktive Außendarstellung bedacht. Auch während der Rennen führte er einen Kamm im Trikot mit, um gleich nach der Zieleinkunft wie aus dem Ei gepellt der Presse zum Interview bereit zu stehen. Das sorgte auch bei der Damenwelt für Furore, was Koblet – kein Mann von Traurigkeit – galant für sich zu nutzen wusste. Er war mit dem deutschen Schauspielstar Waltraud Haas verlobt, Fotomodell Sonja Buehl wurde seine Ehefrau.

An die großen sportlichen Leistungen konnte der James Dean des Radsports nach 1951 nicht mehr anknüpfen. Dopinggerüchte machten die Runde, der Verband soll sogar Amphetamine verabreicht haben. 1964 stand Koblet nach der Trennung von seiner Frau verschuldet und allein da. Am 6. November raste er mit seinem Sportwagen gegen einen Baum. Koblet wurde nur 39 Jahre alt.

Regisseur Daniel von Aarburg wählt eine Mischkalkulation

Das hätte ein packender Spielfilm vom Aufstieg und Fall eines strahlenden Helden werden können. Regisseur Daniel von Aarburg wählte eine Mischkalkulation. Auf dokumentarischer Ebene bietet er eine Vielzahl zeitgenössischer Filmaufnahmen und Gespräche mit noch lebenden Zeitzeugen wie Ferdy Kübler, der Koblets härtester Konkurrent auf der Strecke war und auch ein halbes Jahrhundert später noch mit heftigen Unterstellungen nachkartet. Die dritte Gestaltungsebene sind nachgestellte Szenen am Rande der Rennstrecken, liebevoll in Dekors und Farbgebung des Kinos der 50er-Jahre nachempfunden, aber ohne Wattzahl auf dem dramatischen Pedal. Weshalb der Film im Gesamtwurf uneinheitlich und letztlich zu brav und bieder wirkt. Genau das ist Koblet aber eigentlich nicht gewesen.

Wertung: 3 von 5 Sternen