Essen. . Seit seinem Film „Wer früher stirbt ist länger tot“ gilt Regisseur Marcus H. Rosenmüller als Beförderer des „Neuen Heimatfilms“. Sein neues Werk „Sommer in Orange“ beschreibt den Umzug einer Bhagwan-Kommune Anfang der 80er Jahre aufs bayerische Dorf.

Wie ergiebig ist es doch immer wieder, wenn man auf der Leinwand Gegensätze aufeinander prallen lassen kann. „Culture Clash“ heißt das neudeutsch, und in Marcus H. Rosenmüllers Film „Sommer in Orange“ sieht das dann so aus: Eine Hippie-Kommune voller Bhagwan-Anhänger zieht Anfang der 80er Jahre von Berlin in das bayerische Dorf Talbichl, wo einer der orange Gewandeten einen Bauernhof geerbt hat.

Schon bevor man den Film sieht, kann man sich da die wundersamsten Kontaktprobleme ausmalen. Hier die Zugezogenen mit ihrem freizügigen Liebesleben und der Nacktheit im Garten, dort die konservative Landbevölkerung mit ihrem simplen Weltbild, das sich vorrangig aus Vereinshuberei, Volksfesten und Wirtshaus zusammensetzt. Doch wer glaubt, dass der Regisseur hier nur überzeichnete Klischeeförderung betreibt, der liegt deutlich falsch.

Rosenmüller nämlich erzählt seine Geschichte aus der Perspektive eines Kindes – wie schon in seinem Erstlingserfolg „Wer früher stirbt, ist länger tot“. Hier ist es Lili (Amber Bongard), Tochter der Bhagwan-berauschten Amrita (Petra Schmidt-Schaller), an der die tatsächlichen Konflikte festgemacht werden. Sie und ihr Bruder wollen nicht länger zu den Aliens des Dorfes gehören, sie wollen in Schule und Gesellschaft einfach nur akzeptiert werden. Am Ende führt das zu einem waghalsigen Doppelleben zwischen Dirndl und Orange-Dress, zwischen Weißwurst und striktem Vegetariertum.

Rosenmüller beutet die Komik des Stoffes zwar lustvoll aus, aber er kneift auch nicht vor menschlicher Problematik. Das Leiden beispielsweise, das etwa Gopal (Oliver Korritke) ertragen muss, wenn gleich nach ihm der nächste Herr zu seiner Dame ins Bett steigt, kann man gut nachempfinden. Am Ende aber steht eine fröhliche Utopie des Zusammenwachsens und die Akzeptanz des Fremden. Noch während des Abspanns entdecken der Bürgermeister und seine Frau die Wonnen der „Krebsstellung“ beim Sex. In Bayern heißt das schon was.