Berlin. Über Grenzen hinweg: Eine junge Westdeutsche erlebt in den 70er-Jahren ihre große Liebe mit einem Ostdeutschen. Eine anrührende, bisweilen retroselige Romanze, die etwas harmlos ausgefallen ist. Das Liebesdrama “Jedes Jahr im Juni“, eine Koproduktion des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) mit Arte, läuft an diesem Freitag um 20.15 Uhr beim deutsch-französischen Kulturkanal.

Ihr kleiner Wagen ist vollgepackt mit begehrten Konsumgütern, wenn sie einmal im Jahr von West nach Ost aufbricht. Das ist fast wie Weihnachten im Hochsommer. Jedes Jahr im Juni besucht Elke (Katharina Wackernagel) ihren Schwager Helmut (Matthias Walter) und dessen Frau Juliane (Katharina Spiering) in der DDR.

Bei ihrem Besuch im Juni 1971 lernt die noch junge, aber bereits verheiratete Elke den ebenfalls verheirateten Tischler Gregor (Peter Schneider) kennen und lieben. Die beiden erleben eine langjährige, heimliche Romanze, obwohl sie sich immer nur wenige Tage im Jahr sehen. Das Liebesdrama "Jedes Jahr im Juni", eine Koproduktion des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) mit Arte, läuft am Freitag (09.08.) um 20.15 Uhr beim deutsch-französischen Kulturkanal.

Natürlich spielt die Politik dennoch eine Rolle in dieser durchaus anrührenden Liebesgeschichte zwischen Elke und Gregor. Der selbstgewusste Handwerker spottet über "West-Dübel" und sieht sein Land keineswegs als "Notstandsgebiet".

Romanze bietet versöhnlichen Blick zurück auf die Jahre der Teilung

Als Elke in späteren Jahren im dicken Mercedes-Benz anreist, hat Gregor nur noch Hohn übrig für seine Freundin, die zunächst nur Hausfrau und Mutter ist: "Du bist brachliegendes Kapital", mäkelt der Ostdeutsche, der nicht versteht, warum so wenige Frauen in Westdeutschland berufstätig sind. Katharina Wackernagel ("Stralsund") und Peter Müller ("Die Summe meiner einzelnen Teile") verkörpern dieses Paar auf Abruf glaubwürdig und ohne falsche Zwischentöne.

Auch interessant

TV-Regisseur Marcus O. Rosenmüller ("Die Holzbaronin") den man nicht mit dem Kinoregisseur Marcus H. Rosenmüller ("Wer früher stirbt, ist länger tot") verwechseln darf, und seine Drehbuchautorin Silke Zertz ("Der Mann auf dem Baum") werfen einen eher versöhnlichen Blick zurück auf die Jahre der Teilung.

Bisweilen ähnelt ihr Film einem bunten, nostalgieseligen Bilderbogen. Die politische Brisanz und zeitgeschichtliche Relevanz, die einen TV-Zweiteiler wie "Der Turm" nach dem Roman von Uwe Tellkamp auszeichnete, geht Rosenmüllers Film weitgehend ab.

Auch "Petting statt Pershing" darf nicht fehlen

Allzu brav buchstabiert der Film die Zeitgeschichte nach. Die Fußballweltmeisterschaft 1974 darf natürlich nicht fehlen, damals gewann die Auswahl der DDR 1:0 in der Vorrunde gegen die Klassenfeinde aus dem Westen.

In den 80er Jahren engagiert sich Elke bei den Grünen, hat den Aufkleber "Petting statt Pershing" am Wagen kleben, während Gregors ältester Sohn in der Friedensbewegung der DDR aktiv ist und seinem Vater damit Ärger bereitet. Und das Thema Stasi wird natürlich auch noch abgehandelt.

Dann kommt die Wende, die Mauer ist offen, die Liebenden wären frei, aber ein lupenreines Happy End gibt es für sie nicht. Ihnen bleibt die Sehnsucht, und diese paar Tage jedes Jahr im Juni. (dpa)