Essen. Die englische Kumpel-Komödie zeigt Männer in den besten Jahren, die auf Sauftour gehen – bis Außerirdische ins Spiel kommen.

Zwölf Pubs, zwölf Bier – das ist die Zielsetzung eines abenteuerlichen Kinotrips in der englischen SciFi-Kumpel-Komödie „The World’s End“. Zwölf Pubs, die goldene Meile von Newton Haven, ist der Traum von Gary King. Einmal schon ist er diesen Parcours angegangen, zu Schulzeiten – und scheiterte vor der Zielgeraden. Jetzt ist Gary doppelt so alt und fristet in London das Dasein des perspektivlosen Einzelgängers. Die goldene Meile beseelt ihn immer noch, und deshalb will er es noch mal wissen.

Dafür trommelt er unter falschen Vorwänden seine vier Kumpel von damals zusammen, deren Interessenhorizonte nun aber eher um Job, Ehe und Zipperlein kreisen denn um Bier. Gary aber reißt alle mit und muss feststellen, dass Newton Haven nicht mehr das ist, was er in Erinnerung hatte. Er kann ja nicht ahnen, dass das Ende der Welt, wie wir sie kennen, tatsächlich hier schon begonnen hat.

Mangel an Lebensperspektiven

Mit „The World’s End“ bringt das englische Dreamteam Edgar Wright (Regie, Drehbuch) und Simon Pegg (Drehbuch, Hauptdarsteller) nach der Zombie-Komödie „Shaun of the Dead“ (2004) und der Krimi-Action-Comedy „Hot Fuzz – Zwei abgewichste Profis“ (2007) nun einen dritten Film über Männer in besten Jahren, die es sich zwischen Freundschaftsritualen und einem Mangel an Lebensperspektiven gemütlich gemacht haben und durch ein unerwartetes Ereignis von außen in einem Dauerzustand der Selbstbewährung (und Selbsterhaltung) wiederfinden.

Auch diesmal ist der Einstieg hochgradig komödiantisch, wenn der hyperventilierende Simon Pegg seine alten Freunde (glänzend besetzt mit Nick Frost, Martin Newman, Paddy Considine und dem teigigen Eddie Marsan) ins Abenteuer einstiger Jugendfreuden lockt. Dass auch noch die einmal mehr hinreißende Rosamund Pike dazu kommt und am Rande Pierce Brosnan mit Brille und Pfeife als denkbar englische Lehrerpersönlichkeit posiert, sorgt für zusätzliches Vergnügen.

Expedition ins maskuline Niemandsland

Solange sich der Film als nostalgische Spaß-Expedition ins maskuline Niemandsland versteht, entfaltet sich ein derb fröhlicher, authentischer und über alle Maßen gut gespielter Zustandsbericht über das Verhältnis von Mann und Glas. Dann bricht die Invasionsapokalypse los: Außerirdische Intelligenz bemächtigt sich der menschlichen Körper für eine friedliche Übernahme im Zeichen von Sinn und Verstand.

In Zeiten des Kalten Krieges waren solche Fantasien Ausdruck galoppierender Kommunismusphobie. 2013 spiegeln sie ein Bedürfnis nach selbstzerstörerischem Individualismus, der hierzulande durch Rauchverbot in Kneipen oder Veggie Day bereits schwer angezählt ist.

Kino-Charaktere, die von Simon Pegg verkörpert werden, widersetzen sich dem konsequent, aber die daraus resultierenden Turbulenzen lassen derart die Zügel schleifen, dass die Erwartung auf Wildes in Überdruss umschlägt. Andererseits staunt man nur, wie selbstverständlich die Engländer in solche Bereiche vordringen. Im deutschen Filmwesen wäre ein solcher Crazy-Genre-Mix nicht denkbar.

Wertung: Vier von fünf Sternen