München. . Das Bezahlfernsehen in Deutschland wächst langsam, aber stetig. Sechs Millionen Kunden verzeichnen Anbieter wie Sky, UnityMedia und auch die Telekom. Katharina Behrends, Chefin des gerade gestarteten Bezahlkanals Universal Channel, glaubt an weiteres Wachstum - bald zahle jeder dritte Zuschauer für sein Programm. Ein Interview.

Im Bezahlfernsehen ist ein neuer Sender an den Start gegangen: der Münchner Universal Channel. Dahinter steht ein US-Unterhaltungskonzern – und die Juristin Katharina Behrends (47). Mit der Sender-Chefin sprach Jürgen Overkott.

Mit Universal Channel ist ein weiterer Sender an den Start gegangen. Wenn ich mit meiner Fernbedienung das immer größer werdende Sender-Angebot checke, stelle ich mir die Frage: Wer soll das alles gucken?

Katharina Behrends: Na ja, Masse ist nicht gleich Klasse.

Und Sie sind Klasse?

Behrends: Wir sind ein Premium-Seriensender für ein ganz junges Publikum, und das gibt es bisher nicht. Wir geben ein Qualitätsversprechen mit vielen Erstausstrahlungen und regelmäßigem Programm-Nachschub.

„Die Innovation kommt aus der Serien-Produktion“

Was hält das ganz junge Publikum für Qualität?

Behrends: Wir haben amerikanische Filme und Serien, und damit liegen wir gut, denn wir haben in den letzten Jahren die Renaissance der Serie erlebt. Die Innovation kommt nicht mehr so sehr aus dem Kino, sondern eher aus der Serien-Produktion. Da sehen wir den Markt. Wir konzentrieren uns nicht auf ein bestimmtes Genre, sondern arbeiten mit einer inhaltlichen Klammer, nämlich 100 Prozent Charakter, Charaktere, die keine Langweiler sind, sondern welche mit Ecken und Kanten, Charaktere, denen man gern zuschaut. Wir haben also amerikanische Serien, von Universal natürlich, aber auch von anderen Studios, die sich um Charakter drehen. Dazu zählen beispielsweise „Chicago Fire“ um Feuerwehrleute mit all ihren Problemen und „Bates Motel“, die die Vorgeschichte zu Hitchcocks Kultgrusel „Psycho“ erzählt.

Angebote jenseits des Massengeschmacks.

Behrends: Ja, aber nicht nur. Sehen Sie: „Dr. House“ ist auch ein Charakter, aber trifft zugleich den Massengeschmack. Wir wollen ein breites Publikum ansprechen.

In welcher Größenordnung?

Behrends: Zielgruppe: junge Leute, 19 bis 35, männlich wie weiblich. Dabei spielen soziale Netzwerke wie Facebook eine große Rolle, bei denen man sich austauschen kann. Mittelfristig soll der neue Sender dahin, wo (die Universal-Töchter, Red.) 13th Street und SyFy schon sind: unter den Top 3 der Sender des Bezahlfernsehens.

„HD ist ein wichtiger Treiber“

Gibt es Quotenmessung beim Universal Channel?

Behrends: Erst mal nicht, aber im nächsten Jahr wollen wir Quoten ausweisen. Aber für uns ist wichtig, dass die Abonnenten von unserem Angebot begeistert sind.

Das Bezahlfernsehen ist in Deutschland eine heimliche Macht geworden. Wo sehen Sie Bezahlangebote in fünf Jahren?

Behrends: Es gibt inzwischen sechs Millionen Abonnenten, das Bezahlfernsehen ist im Massenmarkt angekommen. Meine Prognose ist: In fünf Jahren wird jeder Dritte Pay-TV haben. HD ist ein wichtiger Treiber. Dazu kommen die technischen Innovationen, mobiles Fernsehen und Internet-Streaming. Wichtig ist auch zeitversetztes Fernsehen. Inhaltlich sehe ich folgende Entwicklung: Die guten, anspruchsvollen Serien gibt es künftig nur im Pay-TV. Beim frei empfangbaren Fernsehen sehe ich eher eine Verflachung.

Die Öffentlich-Rechtlichen können sich auf 7,5 Gebühren-Milliarden stützen. Wird deren Angebot auch verflachen?

Behrends: Die Öffentlich-Rechtlichen kriegen – endlich, endlich, endlich – zunehmend politischen Druck, beispielsweise was Sportrechte angeht. Ich glaube, dass sich die Öffentlich-Rechtlichen auf gute, teure Produktionen mit deutschen Themen verlegen und nicht mehr so viele Produktionsaufträge in der Breite verteilen. Und das sehe ich als gute Entwicklung.