Essen. . Für Premium-Vorstellungen in ausgewählten US-Städten verlangen die Veranstalter 50 Dollar für eine Kinokarte. Dafür gibt es mehr als Film und Popcorn. Einige namhafte Regisseure sind besorgt. Und deutsche Kinobetreiber beobachten das Experiment sehr aufmerksam.

Es ist kein Druckfehler, es ist ein Test. 50 Dollar (ca. 38 Euro) steht auf den Kino-Tickets, die derzeit in den USA für Erfolgsfilme verkauft werden. Für Premium-Vorstellungen in ausgewählten Städten und selbst da nur in einigen Kinos. Einige namhafte Regisseure sind dennoch besorgt. Und deutsche Kinobetreiber beobachten das Experiment sehr aufmerksam – wollen aber zunächst nicht nachziehen.

Es sind Filme, die man für gewöhnlich Blockbuster nennt. Mit großen Stars und noch größerem Budget, das nicht selten die 200 Millionen Dollar-Grenze übersteigt. Wie der Zombie-Film „World War Z“ mit Brad Pitt in der Hauptrolle. Den Streifen konnten Besucher in Atlanta, Los Angeles, Philadelphia, Houston und San Diego in ausgewählten Kinos für 50 Dollar pro Eintrittskarte sehen. Zwei Tage vor dem offiziellen Start und in einer Art Luxusvorführung.

Ein limitiertes großes Poster gab es, eine spezielle 3D-Brille und eine große Tüte Popcorn. Zu trinken gab es nichts aber dafür einen Gutschein, für einen – sobald verfügbar – digitalen Download oder eine DVD des Films. Was nach Angaben des Paramount-Studios alles zusammen ungefähr 75 Dollar (ca. 57 Euro) wert ist. Vier der fünf Kinos waren jedenfalls binnen kurzer Zeit ausverkauft. So erfolgreich war der Testlauf, dass er beim Film „Pacific Rim“ in ähnlicher Weise wiederholt wurde.

Spielberg und George Lucas warnen

Trotzdem haben sich bereits erste Regisseure zu Wort gemeldet, die von der Entwicklung alles andere als begeistert sind. Sie warnen davor, dass sich Studios künftig nur noch auf die Produktion solcher Blockbuster-Filme konzentrieren könnten, weil niemand für romantische Komödien oder gar Art-House-Kino solche Eintrittspreise bezahlen würde. Und es sind keine bolivianischen Filmstudenten, die aus Angst vor der Zukunft mahnend die Stimme erheben, sondern George Lucas und Steven Spielberg – einst Synonyme für großes Actionkino.

„Es könnte“, warnte Lucas vor wenigen Tagen, „zu einer Kernschmelze in der Filmindustrie kommen.“ Wenn nur einige der Blockbuster die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllten, könnte das ein Studio schnell ruinieren. Von allgemein steigenden Eintrittspreisen ganz zu schweigen.

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Und Kollege Spielberg musste bereits am eigenen Leib erfahren, dass anspruchsvollere Projekte sich kaum noch finanzieren lassen, weil alles Geld in die Filme fließt, in denen es pausenlos blitzt und kracht. Nur mit Mühe gelang es der Regie-Legende seinen – später Oscar prämierten – „Lincoln“ auf die große Leinwand zu bringen. Steven Soderbergh, auch kein Unbekannter in der Branche, hatte nicht so viel Glück. Seine Liberace-Biografie „Behind The Candelabra“ mit Michael Douglas in der Hauptrolle schaffte es in den USA nur ins Programm des Bezahlsenders HBO.

Vom Einheitspreis haben sich die Kinogänger verabschiedet

In Deutschland sind Premium-Preise von fast 40 Euro vorerst nicht zu erwarten. „Allererste Gehversuche“, nennt etwa Thomas Schülke, Marketing-Direktor bei UCI, den US-Testlauf und will keinen Blick in die Zukunft wagen, „Dafür ist es noch viel zu früh“. Mittelfristig aber, glaubt er, sei das höchstens „ein gewisses Nischengeschäft“. Auch Oliver Fock, Geschäftsführer der Cinestar-Kinokette winkt ab. „Premium-Ticket-Angebote in diesem Preissegment erwarten wir für den deutschen Markt nicht.“

Von einem Einheitspreis hat sich aber auch die deutsche Kinobranche längst verabschiedet. „Selbstverständlich gibt es auch in unseren Häusern bereits zahlreiche Sonderscreenings“, sagt Fock.

Auch UCI hat in sieben seiner 23 Multiplex-Kinos ein „Premium-Konzept“ namens ISense eingeführt – darunter in Bochum und Düsseldorf. Im jeweils größten Saal des Hauses wurde für Filme wie World War Z technisch noch einmal aufgerüstet. Mit neuem 3-D-Soundsystem, Luxussitzen, lichtstärkeren Projektoren und noch größeren Leinwänden. Aber dafür ist eine Vorstellung dort auch zwei Euro teurer. Stören tut das die Kinofans nach Schülkes Aussage nicht, im Gegenteil: „Das Angebot“, weiß er, „wird hervorragend angenommen“.