Essen. Wer sich noch an die alten japanischen Monsterfilme vom Stil „Godzilla“ erinnern kann, der wird bei Guillermo del Toros „Pacific Rim“ ein Déjà-Erlebnis haben. Der Regisseur zeigt eine Welt der nahen Zukunft, die Besuch erhält von Alien-Monstern, gegen die kaum ein Kraut gewachsen ist.
Vielleicht ist Guillermo del Toro einfach nur dabei, sich zu verzetteln. Denn dieser Genre-Regisseur, dessen schräge Comic-Adaption „Hellboy“ man geliebt und dessen dunkles Märchen von „Pans Labyrinth“ man bewundert hat, er kocht inzwischen in viel zu vielen Töpfen. Er stößt Projekte für andere Regisseure an, fungiert dabei als Produzent und steht mit eigenen Plänen schon weit in der Zukunft.
Da wundert es nicht, dass ihm dann so etwas wie „Pacific Rim“ entgleitet. Gedacht als große Hommage an die japanischen Monsterfilme vom Schlage eines „Godzilla“, wirkt das fertige Produkt eher wie ein Mittelding aus „Transformers“ und „Power Rangers“.
Stolz auf monumentale Kämpfe
Das heißt: Ganz so seelenlos geht es bei del Toro denn doch nicht zu. Trotzdem haben wir es mit einem Film zu tun, der viel zu stolz ist auf seine monumentalen Kämpfe, als dass da noch viel Platz für die menschliche Gesellschaft wäre.
Schon die Exposition wirkt überhitzt, wenn da in knappster Form die Ausgangslage des Films aufgeblättert wird. Im Jahr 2020 taucht plötzlich ein gigantisches außerirdisches Monstrum aus den Tiefen des Pazifischen Ozeans auf. Offenbar existiert da eine Dimensionsspalte, eine Brücke zu einem weit entlegenen Planeten.
San Francisco wird zerlegt
Zerstörungswut scheint die einzige Antriebskraft dieser Wesen zu sein. Schon das erste zerlegt San Francisco in Rekordzeit. Sechs opfervolle Tage braucht man, um das eidechsenartige Wesen auszuschalten, sechs Monate dauert es, bis ein neues Monstrum im Anmarsch ist. Die Frequenz steigt, und die Viecher werden immer größer. Unwillkürlich fragt man sich, wie die Welt wohl aussehen mag, wo diese Wesen leben und was das wohl für eine Art von Gemeinwesen sein mag.
All dies Hintergründige bleibt jedoch ein Geheimnis, dafür ist del Toros Film diesmal viel zu vordergründig. Hier geht es eigentlich nur um die Abwehr der Apokalypse in Gestalt der „Kaiju“ genannten Giganten. Die Menschheit hat inzwischen so genannte „Jaeger“ gebaut, etwa 25 Stockwerke hohe Kampfroboter, die von jeweils zwei per Neuronenbrücke gekoppelten Piloten bedient werden müssen. Das Aufeinandertreffen von solchen Metallgebirgen auf kaum überschaubare Fleischmassen nimmt den größten Teil des Films ein, der sich von einigem Leerlauf nicht freisprechen kann.
Gefeiert wie Popstars
Erfolgreiche Jaeger-Piloten werden gefeiert wie Popstars, haben Auftritte in Fernseh-Shows. Und das, obwohl die extrem teure Produktion ihrer Kampfgeräte weltweit für eine Rezession sorgt und die Bevölkerung dabei ist, zu verarmen. Am Ende hängt das Schicksal der Menschheit von einem psychisch angeschlagenen Jaeger-Piloten (Charlie Hunnam) ab, der in einem veralteten Modell und mit viel atomarem Sprengstoff die finale Lösung riskieren soll.
An Charme eingebüßt
Del Toro überträgt seine Kindheitserinnerungen an japanische Kaiju-Filme auf die modernste Kino-Technologie, entzieht ihr dadurch aber auch viel vom naiven Charme der Originale. Wehmütig erinnert man sich an einen Godzilla, der nur ein maskierter Mensch war oder an einen tapsig fliegenden Mothra. Eine Entsprechung für derart Bodenständiges findet sich in „Pacific Rim“ höchstens in Gestalt des Unterweltbosses Hannibal Chau (Ron Perlman).
Der verdient sein Geld inzwischen als Fleischverwerter, indem er getötete Kaiju in Windeseile zerlegen lässt. Die Steaks sollen nahrhaft sein, dem Knochenmehl wird potenzfördernde Wirken nachgesagt. Bei dem Aufwand für die Schlachtung fragen wir jetzt besser mal nicht nach dem Preis. Der Film jedenfalls soll knapp 200 Millionen Dollar gekostet haben. Eine Zahl fürs Guinness-Buch: Kostspieliger waren Kloppereien noch nie.