Essen. . Die Elektropop-Band, die mit ihrem Techno die 80-er Jahre geprägt haben soll, es hat sie nie gegeben: „Fraktus“ ist fiktiv, eine Erfindung der Humor-Schmiede „Studio Braun“. Die erlaubt sich mit diesem Film einen herrlichen Kinospaß.
„Die Reduktion auf das Wesentliche“, lobt Stephan Remmler von „Trio“, „das haben die so gut gemacht. So haben wir selber das nie hingekriegt.“ Und H.P. Baxxter von „Scooter“ legt noch eine Schüppe drauf: „Ohne diese Band wäre ich niemals auf die Idee gekommen, selber Musik zu machen.“ Es sind noch viele andere prominente Musiker wie Jan Delay, Dieter Meier oder Blixa Bargeld, die in diesen Chor mit einstimmen.
Doch die Elektropop-Band, die alle meinen und die mit ihrem Techno die 80-er Jahre geprägt haben soll, es hat sie nie gegeben: „Fraktus“ ist fiktiv, eine Erfindung der Humor-Schmiede „Studio Braun“, die sich nun mit „Fraktus – Das letzte Kapitel der Musikgeschichte“ einen herrlichen Kinospaß erlaubt.
Ein Manager beweist Zähigkeit
Es beginnt damit, dass der Musikmanager Roger Dettner (Devid Striesow) sich vorgenommen hat, die Mitglieder des legendären Trios „Fraktus“ zu einem Comeback zu bewegen. Keine leichte Aufgabe bei Leuten, die seit 20 Jahren kein Wort mehr miteinander gewechselt haben. Aber Dettner zeigt Zähigkeit: Er will Frontmann Dickie Schubert (Rocko Schamoni), den Klangkünstler Bernd Wand (Jacques Palminger) und den Produzenten Torsten Bage (Heinz Strunk) einfach wieder gemeinsam in ein Studio sperren. Vielleicht entsteht dann ganz von selbst jene Genialität, die einst von jener Gruppe ausging, deren zweites Album „Tut Ench Amour“ noch heute als Meilenstein der Musikgeschichte gilt.
Allerdings gibt es schon von Anfang an deutliche Zeichen, dass dies so einfach nicht möglich sein wird. Wand hat inzwischen mit Mutti und Vati „Fraktus 2“ gegründet und macht mit ihnen im heimischen Hobbykeller Klangexperimente. Bage trägt inzwischen eine DJ-Ötzi-Kappe, produziert auf Ibiza Eurodisco-Musik und ist stolz auf sein aus der Hose quellendes Arschgeweih („ein 4000 Jahre altes Symbol der Macht“). Nur Dickie, der inzwischen einen Internet-Shop betreibt, ist Feuer und Flamme. Aber dieser Typ mit seiner unschwer erkennbaren Begrenztheit des Intellekts würde wohl überall begeistert mitmachen.
Regisseur Lars Jessen, der bisher hauptsächlich fürs Fernsehen gearbeitet hat, hat sehr wohl begriffen, dass man Komik am besten erzeugen kann, indem man mit Ernsthaftigkeit an die Sache heran geht. Das fängt schon bei den vermeintlichen Errungenschaften von „Fraktus“ in den Achtzigern an, die wunderbar eingearbeitet sind in die tatsächliche Musikszene jener Jahre. Es gibt historische Aufnahmen von ihrem großen Hit „Affe braucht Liebe“ und schließlich auch noch verwackelte Dokumente ihres letzten Konzerts, das in Chaos und Flammen endete. Ein Neuanfang will sich jedoch nicht abzeichnen, denn außer heißer Luft lassen diese Veteranen inzwischen nichts mehr ab. Aus Dettner wird ein tragischer Held: Aufgebrochen, um einen Mythos wiederzubeleben, muss der Gläubige erkennen, dass sich Wunder nicht auf Bestellung wiederholen.
Das Musikgeschäft war brutal
Aus all dem entwickelt sich ein manchmal subtiler, manchmal auch schreiend komischer Film, den nicht nur jene genießen können, die in den Achtzigern dabei waren. Das Musikgeschäft war halt zu allen Zeiten brutal. Der Neuanfang von „Fraktus“ endet deshalb kläglich mit dem Video eines Remixes von „Affe braucht Liebe“, in dem die eigentlichen Urheber nur noch als Statuen vorkommen dürfen. In der Realität von 2012 allerdings gibt es ein Happy-End: Im Zuge des Filmstarts sind die drei Hauptdarsteller derzeit tatsächlich als „Fraktus“ auf Tour.