Essen. . „Twilight“-Star Robert Pattinson tut derzeit alles, um sich und seine Fans davon zu überzeugen, dass aus ihm tatsächlich ein guter Schauspieler werden könnte. Viel Glück hat er damit zuletzt bei „Bel Ami“ nicht gehabt. Nun wagt er sich mit Regisseur David Cronenberg noch weiter vor.
Der Amerikaner Don DeLillo ist einer der erfolgreichsten Schriftsteller unserer Zeit, doch an die Verfilmung eines seiner Bücher traute sich bislang niemand heran. David Cronenberg hat nun den Bann gebrochen und DeLillos „Cosmopolis“ fürs Kino aufbereitet. Im Zentrum sitzt Eric Packer, der mit hoch riskanten Spekulationsgeschäften zum Superstar an der Wall Street wurde und ein Vermögen im oberen dreistelligen Millionenbereich sein eigen nennt.
Filmisches Hochkonzentrat
Heute will er in seiner gepanzerten HighTech-Limousine zum Frisör fahren, aber der Wagen ist auf Manhattans 47. Straße eingeklemmt, weil einiges los ist. Der Präsident weilt in der Stadt, Globalisierungsgegner sind zu Protestmärschen aufgelaufen und demonstrieren Gewaltbereitschaft, der Beerdigungszug eines unlängst verstorbenen Rappers ist unterwegs – und dann verdichtet sich auch noch die Befürchtung des Sicherheitschefs, dass ein anonymer Attentäter nach Packers Leben trachtet. Packer selbst gibt sich cool, empfängt seine Geliebte, seine Frau und seine Beraterin, lässt sich vom Leibarzt durchchecken und spürt Überdruss in sich gären.
Mutige Entscheidung eines Schauspielers
Man hat es eben nicht leicht, wenn man schon alles hat, und es ist eine mutige Entscheidung des aufstrebenden Schauspielers Robert Pattinson, den „Twilight“-Starruhm für abwegige und gänzlich unpopuläre Filmprojekte zu nutzen.
„Bel Ami“ war schon ein Wagnis, nun für David Cronenberg vor der Kamera zu sitzen – der Film spielt sich tatsächlich weitgehend im Inneren der Stretchlimousine ab - ist ausgesprochen tollkühn. Denn Cronenberg hat nach seinen überaus erfreulichen Publikumsflirts „A History of Violence“ und „Tödliche Versprechen“ wieder im Elfenbeinturm intellektuell überzüchteter Gedankenspiele à la „Naked Lunch“, „Crash“ und „Spider“ verschanzt
Hermetisch abgeriegeltes Szenario
Als Kammerspiel mit digital eingeblendeten Stadtkulissen jenseits der Seitenfenster entfaltet „Cosmopolis“ ganz im Sinne der Romanvorlage ein hermetisch abgeriegeltes Szenario von faszinierend abstoßender Sterilität. Pattinsons geometrische Gesichtszüge spiegeln einen Anti-Helden, der seine Kicks nur noch im sexuellen und finanziellen Exzess findet. Als filmisches Hochkonzentrat ist das eine Klasse für sich, weckt aber kaum bis gar keine Anteilnahme für die Figuren. Die Kunst kommuniziert nicht mehr mit den Menschen, sie spricht nur noch mit sich selbst. Cronenberg hat sich damit präzise selbst analysiert.
Twilight-Stars in L.A.