Essen. . Fünf Jahre ist es her, seit Tom Cruise als Agent Ethan Hunt im dritten „Mission: Impossible“-Film zu sehen war. Gegen den ist der neue Film („Phantom Protocol“) von Brad Bird nun ein echter Heuler: Regisseur Brad Bird kann gut erzählen und drückt mächtig aufs Tempo.

Pierce Brosnan hat sich in seinem ersten Bond-Film „GoldenEye“ schon mal mit einem T55-Panzer kreuz und quer durch St. Petersburg gerammt. Aber dass ein Terrorist einen erheblichen Teil des Kreml in Moskau in die Luft jagt, hatten wir noch nicht. In „Mission: Impossible – Phantom Protokoll“, dem vierten Teil der extremen Agentenserie, ist das gerade mal gut genug, um dem ersten Drittel des Films Würze zu geben.

Zu einer stimmigen Form haben die einzelnen Beiträge der „Mission: Impossible“-Filme nie gefunden. Stets wechselnde Regisseure (Brian De Palma, John Woo, J. J. Abrams) mit zum Teil sehr persönlicher Handschrift brachten höchst unterschiedliche Färbungen in die lukrative Serie. Nun ist mit Brad Bird einer am Werk, der bisher ausschließlich Animationsfilme für Pixar („Ratatouille“) zum Erfolg geführt hat. Vielleicht rührt daher das Verlangen, die Filmhelden in schier unmögliche Situationen zu manövrieren, um sie danach möglichst schadlos davonkommen zu lassen. Wäre die Welt des Films tatsächlich eine reale, Tom Cruise als Agent Ethan Hunt hätte sich bereits zur Hälfte des Films sämtliche Knochen im Körper gebrochen.

Eine Herausforderung folgt der nächsten

Tatsächlich aber befinden wir uns in der schönen, atemlosen Welt des perfekt choreographierten Action-Abenteuers, wo eine Herausforderung der nächsten folgt. Wo es Soziopathen gibt, die in der Vernichtung der Welt tatsächlich die Chance für einen Neuanfang sehen wollen. Ethan Hunt und sein Team, bestehend aus dem Computerhacker Benji Dunn (Simon Pegg), der taffen Agentin Jane Carter (Paula Patton) und dem undurchsichtigen Neuzugang William Brandt (Jeremy Renner), werden auf so einen Typen mit dem Decknamen „Cobolt“ angesetzt. Eigentlich heißt er Kurt Hendricks (Michael Nyqvist), ist ein ausgerasteter schwedischer Wissenschaftler und hat es auf die Codes der russischen Nuklearwaffen abgesehen.

Im Kreml hat er die „Mission“-Mannschaft ausgetrickst, hat die Sprengladungen zünden können und das Regierungsgebäude damit schwer getroffen. Weil den Russen die Aktivitäten von Ethan Hunt & Co. nicht verborgen geblieben sind, macht man prompt die USA für den Anschlag verantwortlich, die Beziehungen treiben einer neuen Eiszeit entgegen. Die „Mission“-Crew verliert ihren staatlichen Rückhalt und muss fortan als isolierte Einheit agieren.

Quer über den Globus

Regisseur Bird treibt die Handlung quer über den Globus, sorgt aber dafür, dass der Zuschauer stets auf Augenhöhe mit den Protagonisten bleibt. In Dubai schließlich will man „Cobolt“ endlich im 828 Meter hohen Burj-Khalifa-Tower stellen. Man bereitet eine Charade vor, deren Ausführung sich als extrem schwierig entpuppt. In der sicherlich schweißtreibendsten Szene des Films muss Ethan im 130. Stockwerk von außen ein höher gelegenes Stockwerk erreichen – ohne Sicherung, nur mit Hafthandschuhen ausgestattet. In der Ferne rollt derweil ein lichtschluckender Sandsturm von bedrohlichen Ausmaßen heran.

Brad Bird erweist sich als die eigentliche Entdeckung dieses Films. Er drückt aufs Tempo, sucht das Spektakuläre, vergisst jedoch nie das rechtzeitige Abbremsen, um die Dinge nicht aus dem Ruder laufen zu lassen. Mit diesem Rhythmus kaschiert er einen denkbar farblosen Gegenspieler, schenkt uns stattdessen aber mit Sabine Moreaux (Léa Seydoux) eine hinreißend attraktive Auftragskillerin, die ihr angeschossenes Opfer zärtlich in den Arm nimmt, während sie ihm das restliche Blei in den Körper pumpt. Schöner war sterben nie.