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„Knight and Day“ von James Mangold soll nicht einfach nur ein Sommer-Blockbuster sein. Er soll auch den beim Publikum in Ungnade gefallenen Tom Cruise als Star eines teuren Films neu etablieren - in den USA ohne Erfolg.
Es war Alfred Hitchcock, der den Begriff „MacGuffin” in die Filmgeschichte eingebracht hat. Gemeint ist damit eine Figur oder ein Gegenstand, der die Handlung vorantreibt und den Zuschauer bei der Stange halten soll. In James Mangolds „Knight and Day” kommt dem MacGuffin in Gestalt einer kleinen Batterie eine ungeheure Bedeutung zu: Er ist nicht signifikantes Beiwerk, sondern im Grunde der einzige Inhalt des ganzen Films. Von der ersten Szene an geht es nur darum, diese offenbar unendlich nutzbare Energiequelle in einem Wettlauf um die Welt einander abzujagen.
„Knight and Day” war als großer Sommer-Blockbuster geplant, der den gesellschaftlich angeschlagenen Tom Cruise wieder an die Spitze des Box Office bringen sollte. Früher nämlich war Cruise ein Schauspieler, der allein durch seine Präsenz einen Film zum Hit machen konnte. Diese Zeit aber ist seit Steven Spielbergs „Krieg der Welten” vorerst vorbei. Ein peinlicher Auftritt von Cruise im US-Fernsehen sowie das ständige Gerede über seine Scientology-beschwerte Ehe schufen Distanz zum Publikum.
In den USA vergleichsweise ein Flop
Die Thriller-Komödie „Knight and Day” hat daran nicht viel ändern können, in den USA war der Film vergleichsweise ein Flop. Nur dürfte es in diesem Fall mehr am Film selbst liegen als an der Person Cruise. Für Regisseur Mangold jedenfalls ist die ständige Hetzerei, das dauerhafte Geballere und die schier aberwitzigen Wendungen und Situationen eher unüblich. Er gilt nach Filmen wie dem schönen Western-Remake „Todeszug nach Yuma” und der Johnny-Cash-Biographie „Walk the Line” als Regisseur der A-Klasse. Vermutlich hätte er mit Cruise und seiner Partnerin Cameron Diaz („Vanilla Sky”) auch lieber eine sinnvolle Abenteuer-Komödie inszeniert, so eine wie „Charade” mit Cary Grant vielleicht.
An Cruise liegt es diesmal noch nicht einmal, dass man schon nach kurzer Zeit die Stirn runzelt. Eher am Drehbuch von Patrick O’Neal, das den Zuschauer mit Unglaubwürdigkeiten am laufenden Band bedient. Der Film ist noch gar nicht alt, da hat Cruise alias Geheimagent Roy Miller in einem Flugzeug bereits ein gutes Dutzend Männer inklusive Piloten ganz allein liquidiert, seiner neuen Bekanntschaft June Havens (Cameron Diaz) einen Drink gemixt und wird es danach auch ganz nebenbei schaffen, den Vogel eigenhändig auf einem Feld zu landen. Man darf hier nicht denken, denn dann würde sich unweigerlich die Frage stellen, ob es nicht ein wenig aufwendig ist, einen kompletten Linienflug zu fingieren, um an eine kleine Batterie zu kommen.
Keine Kugel trifft
Cruise hingegen bemüht sich ab und an tatsächlich um Ironie, schießt, rennt, und kämpft, dass es für mindestens drei Bond-Filme reichen würde. Und wenn es bei ihm tatsächlich so etwas wie stimmige Chemie mit einer Partnerin geben könnte, dann ist das, was er hier mit Cameron Diaz aufführt, die Spitze seiner Möglichkeiten. Wenn die beiden mal zum Reden kommen, knistern gelegentlich richtige Pointen. Leider kommen sie nicht oft dazu, denn das Drehbuch treibt den Film um die halbe Welt, lässt von Jamaika über Spanien bis Österreich nichts aus. Es kommt der Moment, da wünschte man sich dringlich, dass in diesem sinnfreien Hexenkessel aus Waffenhändlern, CIA- und FBI-Agenten (echten wie falschen) endlich mal einer vom fünften in den dritten Gang runterschalten würde.
Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Man kann sich in diesem Film durchaus unterhalten fühlen. Vor allem kommen hier solche Zuschauer auf ihre Kosten, die es komisch finden, wenn geschätzte 1000 Kugeln gezielt auf das Helden-Duo abgefeuert werden und keine einzige ihr Ziel findet. Nur vor einem sollte man sich hüten: Durch den Begriff MacGuffin auch nur ansatzweise eine Nähe zum großen Alfred Hitchcock zu konstruieren.