Dichtes Gedrängel in dieser Woche auf der Filmstart-Linie. Gleich acht Neustarts gehen mit großen Hoffnungen ins Rennen um das Publikum. Jim Carrey als „Mr. Popper“ und Matthew McConaughey als Anwalt in „Der Mandant“ haben die größten Chancen.

Die Frau, die singt

Denis Villeneuve bilanziert in seinem Film „Die Frau, die singt“ all die Narben, die ein Krieg im mittleren Osten in einer Familie hinterlassen. Eine Frau ist gestorben, ihren Kindern hinterlässt sie zwei Briefe. Die Tochter soll ihren dem leiblichen Vater überbringen, den alle eigentlich für tot halten. Der Bruder wird als Bote zu einem Bruder geschickt, von dem niemand etwas wusste. Ein Thriller nimmt seinen Lauf, der schließlich in der Biographie einer tapferen Frau mündet, die im Krieg Unvorstellbares erleiden musste. In den letzten fünf Jahren ihres Lebens verstummt sie gänzlich, dieser Film jedoch spricht vorzüglich für sie und ihr Schicksal.

Schlafkrankheit

Diesseits von Afrika: Ebbo Velten (Pierre Bokma) ist einst als Arzt der Weltgesundheitsorganisations nach Kamerun gekommen, um die Schlafkrankheit zu behandeln. Jahre später sind ihm Aufgaben, Ideale und die eigene Frau abhanden gekommen. Ulrich Köhlers in Berlin mit dem Silbernen Regie-Bären ausgezeichneter Film räumt mit romantischen Aussteiger-Idealen auf. „Schlafkrankheit“ zeigt eine Welt, in der Heimat kein Ort und schon gar kein Zustand mehr ist. Das ist manchmal spröde und schweigsam, aber auch faszinierend genau in seinen Beobachtungen und Gesten.

Mr. Nice

Wo Howard Marks auftauchte, war Welt in dicke Marihuana-Rauchwolken getaucht. Der Brite war in den 1980ern eine große Nummer im Drogengeschäft, seine 1996 veröffentlichten Memoiren wurden ein Bestseller. Bernard Rose begegnet Marks in der Kino-Biographie „Mr. Nice“ mit großer Sympathie. Der Film präsentiert den legendären Dealer nicht als kriminellen Schurken, sondern als gewitztes Schlitzohr, mit Charme, Chuzpe und Familiensinn. Rhys Ifan kann das verkörpern.

Mr. Poppers Pinguine

Mit dem 1938 erschienenen Kinderbuch „Mr. Poppers Pinguine“ von Florence und Richard Atwater hat der Film gleichen Namens nur noch wenig gemein. Der Stoff ist nun ganz und gar zugeschnitten auf den Komiker Jim Carrey, der als Immobilienhändler plötzlich zu mehreren Pinguinen kommt, die sein Haus bevölkern. Das Ergebnis ist ein Kinokalkül mit den Mitteln des geringsten gedanklichen Widerstands.

The Bang Bang Club

„The Bang Bang Club“ erzählt die Geschichte von vier Fotografen, die 1990 in Südafrika aufeinander treffen. Die Apartheid ist in Auflösung begriffen, auf den Straßen werden von interessierter Seite Unruhen geschürt. Die Fotografen dokumentieren diese Gewalt unter Einsatz ihres Lebens. Steven Silver inszeniert diese verschworene Männergemeinschaft mit vorzüglich ausgewähltern Schauspielern – allen voran Ryan Phillippe. Ganz nebenbei auch ein immens spannender Film.

Werner – Eiskalt!

Es ist nicht gut, wenn man nicht weiß, wann Schluss ist. Rötger Feltmann hätte es wissen müssen, als bei seinem vierten „Werner“-Film das Interesse deutlich abkühlte. Trotzdem wurde vor immerhin schon drei Jahren ein fünfter Film aufgelegt, der nun doch noch als „Werner – Eiskalt!“ in die Kinos kommt. Aber leider wirkt die einst so bewährte Mischung aus Comic-Strip und realen Spielszenen so vorgestrig wie der Humor. Eiskalt? Eher wohl: Voll verpennt!

Der Mandant

John Grisham war der König des Gerichtskrimis der 90er Jahre. Abgelöst hat ihn Michael Connelly mit seinen Romanen um den zwielichtigen Anwalt Mike Haller, der im Thriller „Der Mandant“ nun einen rundum gelungenen Kinoeinstand bestreitet. Hier ist ein mit allen Wassern gewaschener Rechtsverdreher, der seine Fälle nach dem Grad der persönlichen Herausforderung, mehr aber noch nach Höhe der Bezahlung aussucht; Moral kommt bei Haller erst ganz zum Schluss und Matthew McConaugheys selbstverliebte Aura liefert dafür eine ideale Projektionsfläche. Auch sonst punktet der Film auf ganzer Linie.

Bad Teacher

Elizabeth Halsey ist ein besonders scharfer Teil des Lehrkörpers. Leider hat sie nur am Unterrichten wenig Interesse. Lustlos hängt sie am Pult herum, kifft und schluckt ganz gerne und belegt die lieben Kleinen mit Schimpfwörtern. Cameron Diaz, die hier ständig von Brustvergrößerung träumt, spielt diesen „Bad Teacher“ in Jake Kasdans gleichnamiger Komödie mit großer Hingabe – und gibt sich alle Mühe, jegliche Form von politischer Korrektkeit mit Füßen zu treten.