Berlin. .
Eigentlich urteilt Isabella Rossellini nicht so gern. Zu blöd, dass sie die nächsten zehn Tage kaum etwas anderes tun soll: Die Schauspielerin ist die Jury-Präsidentin der 61. Berlinale, die Donnerstagabend in Berlin beginnt.
Die diesjährige Berlinale-Jury wird von einem wahren Spross des internationalen Filmadels geleitet. Als Tochter der schwedischen Schauspielerin Ingrid Bergman („Casablanca“) und des italienischen Meisterregisseurs Roberto Rossellini („Rom, offene Stadt“) hat Isabella Rossellini das Kino in den Genen. Beziehungen mit den Regisseuren Martin Scorsese und David Lynch runden das cineastische Familienleben ab. Die 58-jährige Schauspielerin und Filmemacherin ist zudem ein treuer Fan des Berliner Festivals, das am Donnerstag in seine 61. Ausgabe startet.
Der Job als Präsidentin der Internationalen Jury, die am 19. Februar den Goldenen und die Silbernen Bären verleiht, wird die Italienerin aber vor einige Probleme stellen. „Ich mag eigentlich nicht urteilen“, hatte die Nachfolgerin von Regisseur Werner Herzog und Schauspielerin Tilda Swinton in einem Interview gesagt. Den besten Film des Jahres gebe es nicht. Umso mehr freut sich Rossellini darauf, jede Menge Filme anzuschauen. Als Schauspieler oder Regisseur sei man während eines Festivals völlig abgeschottet und fast ausschließlich damit beschäftigt, Interviews zu geben, hatte sie geklagt.
Wiedersehen mit Jeff Bridges
Somit dürfte die Berlinale für die Präsidentin trotz zahlreicher früherer Besuche eine ganz neue Erfahrung werden. 1994 war Rossellini mit Peter Weirs Wettbewerbsbeitrag „Fearless“ erstmals bei den Internationalen Filmfestspielen aufgetreten. Nach weiteren Besuchen 2006 und 2007 hatte ihr Regiedebüt, die Kurzfilmreihe „Green Porno“, 2008 die Sektion Forum eröffnet.
Das diesjährige Programm bietet Rossellini auch einige biografische Anknüpfungspunkte. Ihren „Fearless“-Ehemann Jeff Bridges wird sie am Donnerstag wiedertreffen, wenn dessen Western „True Grit“ die Berlinale eröffnet. Später wäre ein Wiedersehen mit Colin Firth möglich, mit dem Rossellini in der Komödie „Zufällig verheiratet“ zu sehen war. Firth stellt sein Oscar-nominiertes Drama „The King“s Speech“ vor. Und schließlich könnte sie sich den 1976 erschienenen Kultfilm „Taxi Driver“ ihres Ex-Gatten Martin Scorsese erneut zu Gemüte führen, der in der Sektion Special in einer restaurierten Fassung zu sehen ist.
Das Paar hatte sich kennengelernt, als Rossellini den italienischstämmigen Regisseur für die Fernsehanstalt RAI in New York interviewt hatte. 1983 wurde die vierjährige Ehe geschieden. Nach einer kurzen Ehe mit einem Model, aus der eine Tochter stammt, kam David Lynch. Rossellinis Auftritt als Nachtclubsängerin Dorothy Vallens in dessen Thriller „Blue Velvet“ ist bis heute ihre bekannteste Rolle.
Green Porno
Liebeskummer wegen David Lynch
Den exzentrischen Regisseur hat die Italienerin Anfang des Jahres als größte Liebe ihres Lebens bezeichnet. Als Lynch sie 1990 verließ, habe sie die Trennung nur mithilfe eines Psychologen verarbeiten können, hatte sie dem „Zeit-Magazin“ gestanden. Später war Rossellini kurzzeitig mit dem Schauspieler Gary Oldman verlobt, mit dem sie Sohn Roberto adoptierte.
Ihr Filmdebüt hatte Rossellini 1976 mit ihrer Mutter und Liza Minelli in „Nina - Nur eine Frage der Zeit“ gegeben. Sie war auch ein erfolgreiches Model und zierte 1982 die Titelseite des US-Modemagazins „Vogue“. Im selben Jahr wurde Rossellini durch einen Vertrag mit der französischen Kosmetikfirma Lancôme lange Zeit zum höchst bezahlten Model der Welt.
Bei Sightseeing-Tipps dürften sich ihre Jury-Kollegen auf die Präsidentin verlassen dürfen. Sie hatte im vergangenen Sommer in den Babelsberger Filmstudios „Chicken with Plums“ gedreht. (dapd)